Lustlos stocherte ich in meinem Essen rum und sah dabei zu Taddl, da ich auf dem Boden vor dem Bett saß, während ich aß. Es ist eine Woche vergangen und war ständig damit beschäftigt Taddl anzuschauen. Manchmal legte ich mich auch neben ihn, aber nicht ohne mir vorher eine Jacke und Handschuhe anzuziehen, da er so wahnsinnig kalt war. Man konnte es mit Eis vergleichen und auch wenn ich seine Lippen küsste, froren meine fast ein. Doch ich wollte ihn küssen, ich wollte ihn bei mir haben. Mir war es egal, wenn ich krank werden würde. Manchmal redete ich auch mit ihm und erzählte über meinen Tag. Ich vermisse ihn so schrecklich.
Nachdem ich gegessen hatte legte ich mich mit Jacke und Schal neben meinen Freund. Dieser Raum glich einer Kühltruhe, doch dafür konnte er nichts. »Weißt du, Taddl. Ich wundere mich manchmal echt, wie du mich damals gefunden hast. Also, ich meine, es werden täglich soviel Kinder geboren. Wie kommst du darauf mich zu beobachten? Du hättest genauso gut ein anderes Baby verfolgen können.« Ich lachte leise, weil sich das Wort verfolgen so krankhaft anhörte, aber eigentlich war es das ja auch. »Aber es ist schön dich in meinem Leben zu haben. Du bist toll, weißt du das? Und ich vermisse deine Anwesenheit so sehr, aber wenn du wieder wach bist haben wir wunderschöne Tage in den Malediven.« Ich machte kurz eine Pause und strich sachte über seinen Bauch, doch die Kälte war unerträglich. Es fühlte sich so an, als würde man ohne Handschuhe mehrere Schneebälle machen. »Ich werde dich dann ununterbrochen küssen und nerven, was hältst du davon?« Ich fing an zu kichern und biss mir anschließend auf die Lippe. »Was ich auch schon immer wissen wollte, aber nie gefragt habe ist, wie es eigentlich ist, die Gefühle einer anderen Person zu fühlen. Ist das nicht komisch? Stellen sich die eigenen Gefühle komplett darauf ein, so wie Metall, welches warm wird, wenn man es lange mit der Hand umschließt? Oder passt sich das so wenig an, wie Holz, wenn man es lange berührt? Ich weiß, es sind komische Vergleiche, aber so würde ich dich besser verstehen können.«
Beinahe emotionslos betrachtete ich ihn, während ich innerlich vereinsamte. Es mag übertrieben klingen, doch ich sehnte mich nach ihm. Nie hatte ich ihn schlafen gesehen und nun, wo er so vor mir lag, war es seltsam. Seine Haut war nun wirklich schneeweiß, sein Körper hatte eine Körpertemperatur im Minusbereich und er veränderte sich kein bisschen. Sein Körper bewegte sich nichtmal um Millimeter, als sei er tot. Und dennoch ist er wunderschön und ich konnte einfach nicht aufhören bei ihm zu sein, auch wenn ich fror. Schlafen musste ich trotzdem auf der Couch, denn sonst würde ich die ganze Nacht wach liegen.
Tränen rannen über meine Wangen, während ich auf dem Balkon stand und darüber nachdachte, wann Taddl wieder aufwachen würde. Und irgendwie schämte ich mich, dass ich weinte und wusste auch nicht woran es lag. Vielleicht ja daran, dass er immer präsent war und nie schlief. Dass er mir überall hin folgte und ich nun alleine hier saß und seit so langer Zeit darauf wartete, dass er aufwachte. Da er nie schlief war er immer bei mir, wenn ich aufwachte wegen einem Albtraum. Er war das Erste, was ich erblickte, wenn ich meine Augen öffnete. Er war die Person, die alle meine Gefühle kannte. Eine Person, welche mich blind, taub und stumm verstehen und es mir auch so vermitteln könnte. Deshalb fiel es mir so schwer, auf ihn zu warten. Zu warten, dass er erwachen würde und mich wieder in den Arm nahm.
Doch bald war es zum Glück so weit und dann würde ich meine Zeit auf den Malediven, alleine mit ihm genießen.
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Habe btw eine Kurzgeschichte hochgeladen! Heißt Griesgram und ist keine Fan-Fiktion. Würde mich trotzdem über Leser freuen!
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Ages | Tardy
FanfictionSeine eisblauen Augen waren überall wieder zu erkennen, genauso wie sein äußeres, dass wie vor ein paar Jahren genau gleich aussah. Seine Kleidung schwarz, seine Haut schneeweiß, seine Augen immer anders. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den e...