Kapitel 35

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»Als ich fünfzehn Jahre alt war, spielte ich mit meinen Freunden immer im Matsch.« Wir saßen an einer hohen Klippe, während die Sonne unterging und die weiße Haut von Taddl orange aussah, da seine helle Haut die Sonnenstrahlen perfekt reflektierten. »Damals waren die Zeiten ganz anders. Hätte man den Menschen versucht zu erklären, was ein Handy ist, hätten sie dich verbrannt, wie die Hexen im Mittelalter.« Sanft nahm er meine Hand in seine und drückte mir einen Kuss auf den Handrücken, was mich lächeln ließ. »Damals war die Ehe das wichtigste. Wenn man nicht heiratete oder vor der Ehe Kinder bekam, war die Frau immer eine Hure und das abstoßendste, was es in der Gesellschaft gab. Manchmal bin ich etwas von der Zeit beeinflusst, aber da ich sowieso schwul bin, wäre ich eh schon abgefackelt worden.« Er lachte kurz, bevor er mich ansah und in meinen Augen versank. »Aber lieber verbrannt werden, als ohne dich zu sein.« Schnell sah er wieder weg, in die Tiefe unter uns. Das Meer schlug Wellen gegen die Klippe, der Wind heulte laut, doch die Temperatur hier oben war angenehm. »Als ich dann in meinen Zwanzigern arbeiten ging, sah ich eine Frau. Ihre Haut war schneeweiß, ihre Augen eisblau und einfach nur wunderschön, weshalb ich den Weg zur Arbeit aufgab und ihr hinterherlief. Tief in den Wald, wo niemand war, doch mein Körper wehrte sich nicht. Also folgte ich ihr immer tiefer hinein, bis sie stehen blieb. Sie fing an mich zu küssen und alle meine Sinne schalteten sich ab, bis sie mich schlussendlich biss.« Sein Blick wurde immer ernster, während er seine Beine baumeln ließ und sein Daumen über meinen Handrücken strich. Er schaute plötzlich nach links, sodass ich sein Gesicht nichtmehr sehen konnte. »Ich bin alleine im Wald aufgewacht, mit schmerzen in der Kehle und ungewöhnlich starker und unkontrollierbarer Wut. Keiner war da für mich, ich war komplett auf mich alleine gestellt. Ich weiß nichtmal wieso ich ein Vampir geworden bin. Wieso hat sie mich verwandelt?« Sanft ziehe ich ihn zu mir und kraule durch seine Haare. »Man kann nicht alles wissen und vielleicht ist es auch besser so! Weißt du, ich finde es toll, dass es passiert ist. Ich muss leider so egoistisch sein, denn wäre das nicht passiert, dann wärst du jetzt nicht hier mit mir auf den Malediven. Und außerdem bist du jetzt nicht mehr alleine, du hast mich.«

Minutenlang blieb es still, sein Gesichtsausdruck änderte sich fast schon sekündlich, während er auf das Wasser sah. Plötzlich spannte sich sein Kiefer an und er fing an zu knurre. Ängstlich wich ich zurück.

»Ach ja? Und was passiert, wenn du alt wirst und stirbst? Was mache ich dann? Dann bin ich wieder alleine, werde dir Jahrzehnte oder mehr nachtrauern.«-»Dann findest du einen neuen Freund, der dir vielleicht viel mehr als ich bieten kann.«-»Niemals.«

Und schon verschwand er.

Ages | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt