Ages | Tardy

Kapitel 62

Zweihundert Jahre alt.

Die Menschen haben unmögliches möglich gemacht. Der Mars schon lange erforscht, genauso wie die anderen Planeten. Doch alle Forschungen des unendlichen Lebens scheiterten. Gezüchtetes Fleisch, fliegende Autos, einklappbare Häuser, Roboter, all das haben die Menschen geschaffen. Die Wälder wurden komplett abgeholzt, keiner wusste mehr, was der Regenwald war und auch die klimatischen Verhältnisse wurden immer kritischer. Doch das alles interessierte Taddl und mich nicht, wir könnten immer überleben.

Wir lebten immer noch in unserem schönen Haus und es war denkmalgeschützt. Es war für die heutige Zeit schon lange nicht mehr modern, hätte längst einstürzen müssen, aber wir hatten es immer wieder renoviert, dass es immer noch so aussah wie am ersten Tag, als wir einzogen. Vor mehr als zweihundert Jahren.

Dank Taddl's Gabe, konnte er die Erinnerung an uns löschen, sodass wir ohne Probleme hier leben konnten und uns keiner erwischte.

Eine Hand legte sich von hinten auf meine Hüfte, was mich Lächeln ließ und mich zu Taddl drehte. Seine Augen sahen tief in meine und meine in seine. Sie waren immer noch so wunderschön eisblau und einzelne graue Striche zogen sich durch diese. »Ich kann mich immer noch nicht an dieses eisblau gewöhnen.«, raunte Taddl und strich mir über die Wange. »Ich vermisse das grün.«-»Das Menschliche bekomme ich nie wieder, aber ich habe mich damit abgefunden ein Vampir zu sein. Außerdem wärest du jetzt alleine und ich ohne dich, tot.« Sanft schmiegte ich mich an seinen Körper, spürte jede kleinste Veränderung seiner Haltung, was für mich mittlerweile gewohnt war. Anfangs war es seltsam, dass meine Sinne so stark ausgeprägt sind und ich alles viel intensiver mitbekam, doch ich konnte es mir nicht mehr vorstellen nur meine menschlichen Sinne zu haben. Manchmal aber, wenn ich weinte, dann kamen sie wieder. Ich wurde jedes Mal beschränkt von den menschlichen Grenzen, konnte nicht mehr schnell sein, meine Kräfte verschwanden und meine Augen wurden grün. Auch Taddl's Augen veränderten sich, wenn er weinte in ein dunkles blau. Diese Farbe hatte er noch vor seiner Verwandlung. Sie waren ebenfalls wunderschön, so wie alles an ihm und ich denke, dass selbst sein menschliches Ich wunderschön war. Mein Kopf hob sich von seiner Brust und sah in sein Gesicht auf. Seine Augen sahen liebevoll zu mir hinab, was mich Lächeln ließ und drückte ihm einen Kuss auf den Hals. Er fing ebenfalls an zu strahlen und drückte mir ebenfalls einen Kuss auf die Stirn.

"Das Jugendamt kommt heute." Ja, Taddl und ich dürften endlich Kinder adoptieren, vor etwa dreißig Jahren wurde es auch den Homosexuellen gesetzlich erlaubt und die Heirat ebenfalls. Und nach so vielen Jahren war es endlich soweit. Wir würden ein Kind großziehen und wer weiß, vielleicht wird es auch eines Tages ein Vampir.