Kapitel 51

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Der Rückflug war die Hölle. Überall waren Menschen und der wundervollen Geruch von ihnen machte mich wahnsinnig. Am liebsten hätte ich alle ausgesaugt, doch das durfte ich nicht.

Taddl wollte meine Hand in seine nehmen, doch ich entzog sie ihm und ignorierte ihn so gut ich konnte. Vor mir war ein kleiner Fernseher in Sitz, der mir tierisch auf die Nerven ging. Er spiegelte mich, sodass ich die ungewohnten Augen ansehen musste. Ebenso die blasse Haut. Wütend drehte ich meinem Kopf weg. Die roten Augen standen mir nicht, sie waren nicht ansatzweise so schön wie meine eigenen es waren. Sie wahren voller Leben und Wärme und jetzt sind sie einfach nur aggressiv und unangenehm.

Ardian, du kannst mich doch nicht für immer hassen. Du tust dich auch schwer damit, diese Menschen nicht zu töten, da weißt du auch mal, wie es mir seit Jahren geht, hörte ich Taddl in meinem Gedanken sagen, weshalb ich mich mit wütendem Blick zu ihm drehte, um ihm klarzumachen, dass er seine Klappe halten sollte. Er seufzte genervt und drehte sich weg von mir. Seine eisblauen Augen waren getränkt von Trauer, weshalb er sich auch weggedreht hatte. Er zeigte nie gerne Schwäche.

Als wir in Deutschland angekommen waren und endlich zu Hause, verschwand ich sofort in mein Zimmer, suchte das 'Vergessbuch', blätterte es auf und tatsächlich. Alle Erinnerungen standen wieder im Buch drinnen. Ich hatte meine gesamte Erinnerung wieder und sogar welche, als ich noch ein Baby war, obwohl sowas nicht möglich war. Wenigstens etwas positives am Vampir-Sein. Wut keimte sich in mir auf und schmiss das Buch so stark an die Wand, dass es auseinander fiel. Anschließend haute ich gegen die Wand, welche komplett kaputt ging dadurch. Ich hasse es so stark zu sein und alles zu zerstören! Immer noch wütend knackte ich meine Finger und schmiss gewaltvoll alle meine Bücher, die von meinem Studium waren, von dem Tisch. Die Wut in mir wuchs immer mehr und fing an zu knurren. Meine Hand landete fest im Spiegel, sodass er in Kleinteile zerfiel und fing an zu schreien aus reinem Frust. »Ardian.. Beruh-«-»Halt die Fresse, Thaddeus Tjarks. Du hast mir gar nichts zu sagen, du missratener, scheiß Blutsauger.«, brüllte ich ihn an, doch das ließ sich Taddl nicht gefallen und gab mir eine schallende Backpfeife. »Vergiss nicht, dass du jetzt auch einer bist, Ardian!« Und dann verschwand er.

Ich saß angespannt auf dem Bett. Die Matratze wurde von mir zerstückelt, aber da wir dieses Bett jetzt eh nicht mehr brauchten war es mir herzlich egal. Mein Körper wurde nicht hitzig, trotz meiner Wut und diese Wut strengte mich auch nicht mehr an. Damals, wenn ich wütend war, wurde ich müde davon, doch jetzt passierte absolut nichts. Mein Körper war geladen mit Energie, doch fühlte sich trotzdem so leer an. Ich kannte meinen eigenen Körper nichtmehr. Ich konnte bestimme Handlungen nicht einschätzen, kannte mein Verhalten bei bestimmen Gefühlen nicht und ich konnte meine Kraft nicht kontrollieren. Doch ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil ich ein Geräusch von sehr weit weg wahrnahm. Taddl. Er roch nach Blut, da er anscheinend jagen war. Es ist so ungewohnt ihn von so einer Distanz zu hören und zu riechen.

Das muss auf die Dauer doch schrecklich sein alles mitzubekommen.

Ich hörte wie er sich umzog und seine Zähne putzte, bevor er zum Schlafzimmer hochkam. Sein Schritttempo war normal, wie bei einem Menschen.

Er öffnete vorsichtig die Tür und sah mich mit seinen eisblauen Augen an und zu ersten Mal hatte ich keine Angst mehr vor Taddl nachdem er jagen war.

Ehrlich gesagt machte es mich hungrig.

»Du musst bald jagen gehen, Ardian. Du kannst nicht einfach in einen Hungerstreik treten.« Er setzte sich neben mich, legte einen Arm vorsichtig um meine Taille und schaute mir tief in die Augen. Sie waren viel schöner, als in meiner Erinnerung. »Ich wollte vorhin die Kontaktlinsen rausholen und habe vergessen, dass ich Säure in den Augen habe und es sich aufgelöst hat.«. lenkte ich das Thema ab und sah ihm weiter in die Augen. Ich hasste diese roten Augen, aber noch mehr würde ich die eisblauen Augen hassen. Sie werden mir nicht stehen. »In Zukunft wirst du keine mehr brauchen. Nur bei deiner Mama, aber in deiner Umgebung oder deinem Studienplatz achtet eh niemand auf die Details.« Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange. Verwirrt sah ich ihn an. »Bist du nichtmehr sauer?«, fragte ich ihn überrascht und legte meine Hand an seine Wange. Er lächelte nur kurz und schüttelte seinen Kopf. »Ich war nicht besser, Ardian. Ich habe aus Wut, dass ich ein Vampir geworden bin zwanzig Menschen an einem Tag getötet. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich war geladen mit Selbsthass, den ich an anderen ausgelassen habe. Du bist da noch relativ harmlos, im Flugzeug ist keiner gestorben und das ist bewundernswert.« Eine Weile lang sahen wir uns einfach nur in die Augen. Er in meine roten, ich in seine eisblauen. Ergeben legte ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn an mich.

Ages | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt