Kapitel 53

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»Es ist ungewohnt dich als Vampir zu sehen« Mary grinste mich an und sah dann zu Taddl. »Vollidiot, dass du ihn beim Sex einfach beißt. Was ein abturn.« Wir beide schauten beschämt weg. Woher weiß er das überhaupt? Ich wurde wütend und sah zu Taddl, der sich nur am Nacken kratzte, da er sich nicht mit mir anlegen wollte. Zum Glück waren Neugeborene stärker als die anderen Vampire, sodass er sich nicht traute irgendwas zu machen, was mich reizen könnte. »Jetzt muss ich auch nichtmehr aufpassen und kann mit dir jagen gehen oder rangeln.« Er fand meine Verwandlung gut und hatte innerlich schon tausende Pläne geschmiedet, was er alles mit mir machen wollte die nächsten hundert Jahre. »Ach außerdem. Wir gehen jetzt herausfinden, welche Gabe du hast. Das interessiert mich voll.«

Wir standen irgendwo im Wald, wo Mary uns hingeschleppt hatte. »Gut Ardy. Ich werde dich jetzt angreifen. Vielleicht hast du da eine Waffe, die du unbewusst einsetzt.« Ich nickte nur und mache mich mit mulmigem Gefühl für den Kampf mit dem Muskelpaket bereit. Er fing an zu knurren und rannte dann plötzlich auf mich los. Ich breitete instinktiv meine Arme aus und versetzte meine Beine, sodass er mit dem Kopf gegen meine Brust knallte und mich einfach nur nach hinten schob. Schnell packte ich ihn währenddessen am Kragen und warf ihn fest zu Boden. Er ist noch unheimlich stark. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Das war doch gerade Mary's Stimme oder nicht? Ich gebe ihm am besten einen Kinnhaken. Sofort richtete sich Mary auf, doch als er gerade den Arm anhob, hielt ich ihn auf und gab ihm selbst einen Kinnhaken. »Mary?« Verwirrt sehe ich zu Taddl, welcher mich auch verwirrt ansah. »Ich glaube.. ich habe gerade deine Gedanken gelesen..« Mary zog überrascht seine Augenbrauen hoch und sah anschließend zu T, während er starke Schmerzen hatte. »Das ist eine sehr mächtige Gabe, die einem viele Vorteile und auch Nachteile bringen kann.« Und plötzlich konnte ich alle Gedanken hören, die alle dachten und es war faszinierend. Doch irgendwie störte es mich auch privates zu hören und nicht kontrollieren zu können, ob ich die Gedanken nun hören wollte oder nicht. »Muss ich euch jetzt immer hören?« Kurz überlegten beide, bevor sie mit dem Kopf schüttelten. »Es gibt einen Zauber, der dich deine Gabe kontrolliert lässt, sodass du nichts mehr hörst, wenn du nichts hören willst.« Geduldig warte ich darauf, dass er weiter spricht, aber höre stattdessen nur was er denkt. Lege deinen linken Zeigefinger auf deine Schläfe und den rechten genau in die Mitte deiner Stirn. Ich tue wie mir befohlen und lege meinen linken Zeigefinger auf die Schläfe und den rechten auf meine Stirn. Schließ deine Augen und konzentrier dich eine Minute lang nur auf deine Gedanken! Ich versuche die Gedanken der anderen auszublenden und konzentrierte mich auf meine und tatsächlich. Die Stimmen um mich rum wurden leiser und verschwanden schließlich. Schnell öffnete ich wieder meine Augen und sah die Jungs an, doch hören tat ich nichts mehr. »Und was ist, wenn ich meine Kraft zurück will?«-»Dann machst du das selbe, nur, dass du dich auf die Gedanken der anderen fokussierst. Du fragst dich, was sie denken könnten und dann kommt es wieder.«

Den Abend verbrachte ich damit über meine neue Gabe nachzudenken. Ich erinnerte mich an die Zeit, als ich Taddl sagte, dass ich niemals Gedanken lesen wollen würde, weil der Zauber um eine Person so schnell verfliegt und Konversationen unnötig sein würden. Taddl stellte sich hinter mich, da ich am Balkonfenster stand und mir die Schönheit des Mondes dabei ansah. »Erinnerst du dich noch an damals am See, als ich dir sagte, ich will keine Gedanken lesen? Immer trifft mich das, was ich nicht will. Ich will kein Vampir werden, ich werde einer. Ich will die Gabe des Gednakenlesens nicht und bekomme sie. Das ist ein schlechter Scherz.« Ich sah genervt zum Mond mit seinen vielen Kratern und anderen Flecken und scannte die Unebenheit der Oberfläche. Es kam mir so vor, als würde ich die Welt zum ersten Mal richtig scharf sehen und war überwältig von der Schönheit der einzelnen Dinge.

»Das Leben ist nunmal so, Ardian.«

Ages | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt