Chapter 13

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New friends🌸

Ich sah, auf der anderen Seite des Schiffes, die Silhouette eines Jungen. Er war gross und auch gut gebaut. Ich hätte ihm nicht mehr als zwanzig Jahre gegeben. Anfangs traute ich mich nicht zu ihm zu laufen, doch nach einer Zeit liefen meine Beine von alleine. Ich lief auf den Jungen zu und hielt hinter ihm an. Er war viel grösser als ich und trug eine schwarze Lederjacke. Seine Haare sahen sehr gepflegt aus, sowie auch seine Hände die er auf das Geländer gelegt hatte. Er drehte sich nicht zu mir um, sondern schaute in die Ferne. Er sah auf das stille Meer und lauschte dem Geräusch des Wassers.

Nachdem ich ihn Minutenlang von hinten beobachtet hatte, stellte ich mich zu ihm und sah ihn von der Seite an. Jetzt drehte er auch seinen Kopf zu mir und lächelte mich an. Fassungslos sahen wir uns gegenseitig an und umarmten uns. «Nach all den Jahren dich wiederzusehen, ist ja der hammer», sagte Lian begeistert und lies mich los. Ich nickte ihm nur zu und zog ihn vom Geländer weg. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch und tranken Wein. Obwohl ich Wein nicht mochte, trank ich das ganze Glas aus.

Lian sah mich die ganze Zeit an und drehte sein Glas im Kreis herum. Ich hatte noch kein einziges Wort geredet und um uns herum war es still. Es liefen zwar viele Passagiere umher, aber keiner gab ein Geräusch von sich. Lian stand auf und setzte sich neben mich auf den Boden. Wieder sprach ich nicht, sondern sah ihn nur verständnislos an. Er schüttelte seinen Kopf und legte seinen Zeigefinger auf meinen Mund.

Er stand jetzt auf seinen Knien, sodass wir auf Augenhöhe waren. Gerade als er etwas sagen wollte, fingen Männer hinter uns an auf ihren Geigen zu spielen. Die Lichter auf dem Schiff gingen aus und alles schien zu verschwinden. Das Geigenspiel wurde lauter und Lian's Stimme immer leiser. «Ich war schon immer in dich verliebt», gestand er und verschwand dann.

Ich öffnete meine Augen und sah meinen weissen Schrank an, der von der Dunkelheit umhüllt war. Das Geigenspiel hörte ich immer noch sehr laut neben meinem Ohr. Es dauerte Minuten, bis ich endlich begriff, dass dies mein Wecker war. Ich sah nach links und nach rechts, als würde ich jemanden suchen. Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich merkte, dass ich geträumt hatte. Lian und ich waren nie auf einem Schiff und hatten nie gemeinsam Wein getrunken. Diese komischen Männer waren nie da und Lian hatte mir auch nie so ein komisches Liebesgeständnis gemacht.

Ich schüttelte meinen Kopf und machte den Wecker aus. Müde und noch ein wenig sprachlos, vom Traum, lief ich ins Bad. Dort zog ich mich wie immer um, kotze fast weil ich mein Gesicht sah und lief wieder raus. Meine Schultasche lag wie immer vor meiner Zimmertüre. Ich wunderte mich immer, dass ich morgens nicht über  sie stolperte.

Ich lief in die Küche und begrüsste meine Mutter, die wie immer Glückshormone rumsprühte. Weil ich immer noch nicht begriff, wie man morgens so glücklich sein konnte, schüttelte ich nur den Kopf und trank mein Glas Wasser aus. Wir hatten heute keinen Orangensaft im Kühlschrank, darum trank ich kühles Wasser. Ich konnte warmes oder lauwarmes Wasser nicht runterschlucken. Für mich gab es nichts schlimmeres als warmes Wasser. Ich brauchte kühles Wasser und auch kühlen Saft. Ausser meinen Tee und meinen Kaffee, trank ich nichts warm. Selbst meine Milch musste kalt sein. Meine Mutter sagte immer, dass ich schon als Baby alles kalt getrunken hätte.

«Warte kurz Schatz», sagte Mama und hielt mich am Arm zurück. Ich lies meine Schultasche auf den Boden fallen und sah meine Mutter an. Dieses freudige Gesicht, das sie vorhin noch hatte, schien verschwunden. Sie spielte nervös mit ihren Schlüsseln und ich begann mir langsam sorgen zu machen.

«Dein Vater und ich müssen heute wegfahren. Deiner Tante, wie soll ich sagen, ihr geht es nicht gut», brachte sie dann leise heraus. «Wir müssen über's Wochenende zu ihr fahren, wir werden am Sonntagabend wieder zuhause sein. Die Kinder bleiben bei dir ja? Wir reden nochmal darüber wenn du nachhause kommst», sagte sie und küsste meine Stirn.

Be my Girlfriend  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt