Aus den Gedanken kann man fliehen, aber niemals aus dem Herzen 🌸
Wie hätte ich die jetzige Situation nur erklären sollen? Mein Schauspielpartner hielt sich nicht an seinen Text sondern laberte von sonst was, war am nächsten dran. Eigentlich traf es das Geschehnis perfekt, denn Lian hielt sich null an unser Skript. «Arjen, was sagst du da nur?», versuchte ich ihm ein Zeichen zu geben, dass er damit aufhören sollte. Auf diesen Tag hatte ich so lange gewartet. Wie lange es gedauert hatte, bis wir endlich die Besetzung für Arjen gefunden hatten. Und jetzt brachte ausgerechnet er alles zum schwanken. Wenn Lian den Text vergessen hätte, hätte er mir ein Zeichen gegeben und nicht angefangen loszureden. Was hatte das denn für einen Sinn?
«Wenn du mir zuhören würdest, wüsstest du was hier los ist. Jedoch hast du mir noch nie zugehört», warf er mir emotionslos vor und ich erstarrte. «Wie bitte?», brachte ich fassungslos heraus und Lian nickte einfach. «Arjen ich verstehe dich nicht», gab ich ihm ein Zeichen, aber das hielt Lian nicht auf, denn jetzt kam das unfassbare. «Wirklich Richelle?» Geschockt riss ich meine Augen auf und sah ihn an. Ich war in diesem Moment, für diese Stunden Jana für ihn und nicht Richelle. Wie kam er nur auf die Idee meinen echten Namen hier zu erwähnen. Er spielte eine Rolle und diese Rolle kannte keine Richelle. «Arjen hör auf», verlangte ich aber Lian lachte nur.
«Eine Frage habe ich», flüsterte er kaum hörbar, obwohl man beim Theaterspielen laut reden sollte. «Glaubst du mir, dass es weh tut verliebt zu sein?» Überrascht sah ich ihn an und gleichzeitig auch fraglich. Ich wusste einfach nicht warum er mich sowas fragte. «Verliebt zu sein ist so wie ein Messer in die Brust gesteckt zu bekommen», antwortete ich ihm mit meiner ehrlichen Meinung als Richelle und nicht Jana. Schliesslich kamen seine Worte nicht von Arjen, wie sie eigentlich sollten.
«Als wir uns damals kennengelernt haben, fing ich an dich zu mögen. Dieses mögen wurde immer mehr und mehr, bis es dann schliesslich in ein lieben rüberging. So lange habe ich mir eingeredet, dass es nur eine Phase wäre, aber das stimmte nicht. Dann kam da dieser andere Junge und ich war kurz davor dich aufzugeben, aber das tat ich nicht. Ich blieb dran und wollte in deiner Nähe sein. Doch dann kam dieser eine Tag an dem du..», er machte eine Pause und kam mir näher, «an dem du mich deinen besten Freund genannt hast.» Das atmen fiel mir schwer und ich hatte das Gefühl hier drinnen würde es immer stickiger werden.
«Die Liebe dringt durch jede Fassade hindurch, trifft seine Seele und zerstört dich. Dieses miserable Gefühl musste auch ich spüren und ich wünschte mir einfach nur, dass es aufhörte. Exakt das tat es aber nicht.» Lian schlug auf den Tisch, sodass er vibrierte. Wenn er nur einen kleinen Wenig stärker draufgehauen hätte, wäre er kaputt. Die Tische und Stühle waren alle unstabil.
«Ich habe versucht dir aus dem Weg zu gehen, glaub mir das hab ich, aber es ging nicht. Entweder sahen wir uns draussen oder du kamst zu mir, weil wir ja dicke Freunde waren. Doch das hielt mich nicht auf, es lag an was anderem. Ich hatte mein verdammtes Herz bei dir gelassen», gestand er frustriert und fuhr sich durch die Haare. Egal wie stark ich versuchte nicht zu weinen, es klappte nicht. Mein linkes Auge gab nach und liess eine feuchte Kugel über meine Wange gleiten.
«Etwas lies mich nicht aufgeben», gab er dann nach einer Zeit zu. «Ich wusste, dass du ihn nie geliebt hast», warf er mir vor und mein Kopf schreckte in die Höhe. «Bitte?», rief ich doch Lian ging auf das nicht ein. Er unterstellte mir doch glatt, dass ich Leon nie geliebt hätte und das noch vor ihm. Leider sass er ja im Publikum. «Du kannst es so lange leugnen wie du nur willst, aber ich sehe dir in die Augen wenn du redest und die reden auch wenn dein Mund schweigt», schmunzelte er und kam wieder näher. «Du kannst mir nicht erzählen, dass du in seiner Gegenwart nie an mich gedacht hast.» Ein Teil in mir war wütend auf ihn, denn er hätte das nicht sagen sollen. Der andere jedoch wusste genau, dass er recht hatte. «Ich weiss, dass du etwas für mich empfindest.»
Mein Herz schlug nun so schnell, dass es anfing zu schmerzen. Mich erstaunte nicht nur seine poetische Ader, sondern auch sein sicheres Auftreten. «Arj-Lian, du oder er?», fragte ich ihn. Das Publikum verstand womöglich nicht was ich mir von dieser Frage erhoffte, Lian aber schon. «Ich, denn er ist heute kein einziges Mal zu Wort gekommen.» Nun konnte ich keine Träne mehr zurückhalten und beide Augen liessen Kügelchen runterkullern. Mit Lian's Liebesgeständnis hätte ich nicht gerechnet. Noch gestern hatte ich zu Fen gesagt, dass er sich nie in mich vergucken könnte.
Jetzt geschah alles ganz nach Skript, Lian nahm meine linke Hand in seine und näherte sich meinem Gesicht. «Ich habe dieses Gefühl, dass unsere Blicke sich schon hunderte Male geküsst haben, bevor unsere Lippen es taten», nuschelte er gegen meine Lippen und legte seine dann auf meine.
Ein Gefühl das ich mit Worten niemals hätte beschreiben können. Es fühlte sich so an, als wäre es der Sauerstoff, der mich am Leben hielt. Meine Beine wurden ganz schwach und umso glücklicher war ich, als er mich an sich zog. Meine zittrigen Hände legte ich um seinen Nacken und ging auf die Zehenspitzen. Der Vorhang ging zu, die Menge jubelte und unsere Lippen klebten noch immer aneinander. «Du hast ha keine Ahnung wie oft ich davon geträumt habe, deine Lippen zu küssen», sagte er nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
Da stand er also nun, lächelnd und glücklich vor mir.Lian sah so erleichtert aus und sein Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht. Wie vom Blitz getroffen liess ich ihn los und rannte im Kostüm hinter die Bühne, schnappte meine Tasche und flüchtete aus der Halle.
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Be my Girlfriend
Teen Fiction«Du musst lockerer werden und ich weiss auch schon wie wir das hinkriegen», gab er siegessicher von sich und sein arrogantes Lächeln, liess sich blicken. «Wie denn?», fragte ich neugierig. «Nana, dafür will ich einen Kuss.» Geschockt riss ich meine...