Chapter 40

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Die Frau und ihre Gefühle 🌸

Wie eine Frau die vor dem Traualtar stehengelassen wurde sass ich im Bus. In diesem alten Fetzten und meinem Hut, der Janas Lebensstil gerecht aussah. Ich fühlte mich elend und dabei sollte ich eigentlich glücklich sein. Mein Herz hatte sich verliebt und der Mann der mein Herz hatte sich auch in mich. Wo war denn da das Problem? Ich wusste es nicht, wirklich nicht. In diesem Moment schien es einfach richtig zu sein wegzulaufen, aber das war es nicht. Meine Familie und meine Freunde standen jetzt sehr wahrscheinlich in der Halle und lachten während ich flüchtete. Mein Handy vibrierte in meiner Hand und ich sah, dass Fen mich zum dritten Mal anrief.

«Wo um alles in der Welt bist du?!», schrie sie durch den Hörer. «Im Bus Richtung nachhause», klärte ich sie auf und sie befahl mir sofort auszusteigen und dort auf sie zu warten. «Nein, dass tue ich nicht», gab ich streng von mir, aber Fenna war hartnäckig. «Du tust das sofort oder du wünscht dir mich niemals kennengelernt zu haben.» Mit diesen Worten legte sie auf.

Weil ich wusste, dass Fenna nicht locker lassen würde und mich nachher sehr wahrscheinlich wirklich töten würde stieg ich bei der nächsten Haltestelle aus. Jetzt fühlte ich mich noch schlimmer als vorher. Ich sass auf einer Bank und alle Menschen die an mir vorbei kamen sahen mich erst merkwürdig an und dann liefen sie schnell weiter . Auf eine komische Art und Weise fühlte ich mich irgendwie krank, meine Stirn war so warm und mein Bauch gab Geräusche von sich ,die er vorher noch nie von sich gegeben hatte. Dass das alles mit Lian zusammen hing wusste ich ja, aber wenn ich gewusst hätte dass ich so auf ein Liebesgeständnis reagierte, hätte ich nie auf eines gehofft oder gewartet.

Es war wohl die schönste Idee einem Mädchen zu gestehen dass man sie mehr als nur mochte, doch wenn man da auf ein Mädchen wie mich traf, war es die schlimmste Idee. Ich fand es süss ich wollte es speziell und ich fand seine Wortwahl wunderschön gewählt, aber mein Hirn sagt mir einfach dass ich Weg laufen sollte.

Obwohl ich ganz genau wusste dass ich jetzt doch auf mein Herz hören sollte, fand ich die Idee einfach weg von ihm und allen andern zu sein gut. Trotzdem wartete ich brav auf meine beste Freundin. Die Menschen hörten nicht auf mich komisch anzusehen, kein Wunder, denn ich sass auch in Kleidern vom 18. Jahrhundert auf einer Bank und sah hilflos in die Gegend. Länger konnte ich gar nicht über mein hilfloses da sein oder die komischen Blicke von den Passanten nachdenken, denn ein Fenna typisches Auto hielt genau vor meiner Nase an.

«Du hast wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank!», schimpfte sie und hupte zweimal. «Du musst nicht hupen, ich habe dich auch so schon gesehen.» Im Grunde wollte ich nicht so arrogant reagieren, aber es kam so aus meinem Mund. «Wo fahren wir jetzt hin?», fragte ich sie und hörte mich dabei an wie eine Zwölfjährige, die ihre Mama fragte wann sie denn endlich zuhause sind. «Zur Schule.»

«Nein Fenna, dass machen wir nicht», rief ich hysterisch und klopfte auf meine Oberschenkel. «Könntest du damit bitte aufhören?», fragte Fenna streng, doch ich hörte nicht auf. «Darfst du denn schon ohne Begleitung fahren?» Als hätte ich einen Schaden sah sie mich an und legte ihre Hand auf meine Stirn. «Nein ich habe keinen Fieber», beruhigte ich sie.

«Wie oft habe ich dich schon mit dem Auto meines Vaters abgeholt?», wollte sie wissen und ich zuckte mit den Schultern. «Jaja halt mir jetzt keinen Vortrag», bat ich sie. «Sag mal was ist mit dir los? Hör auf so Divamässig zu antworten und dank mir lieber.» Fen schien mich und meine Stimmungen überhaupt nicht zu kapieren und wenn ich ehrlich war, verstand ich mich selber auch nicht.

«Kennst du das, wenn du gut gelaunt warst und dann plötzlich so eine Wut in dir hast, dass du alles zusammenschlagen möchtest?» So fühlte ich mich momentan und ich konnte es mir selber nicht erklären. Vater sagte immer, dass ich das von meiner Mutter geerbt hätte und ich wünschte, dass hätte ich nicht.

«Ja jetzt gerade, exakt in dieser Sekunde, habe ich das Bedürfnis danach dich zu töten.» Empört zog ich die Luft ein und legte meine linke Hand auf meine Brust. «Sieh mich ja nicht so an Madame.» Warnend sah sie mir in die Augen. «Lian hat dich überall gesucht und dich übrigens auch angerufen», erzählte sie und ich schaute betrübt auf meine Füsse. «Wirklich?», hakte ich nach. «Ja und er wollte gehen, aber deine Schwester hat ihn aufgehalten um ihm etwas über Fussball zu erzählen.» Bei dem Gedanken Lian und meine kleine Maus zusammen zu sehen musste ich lächeln. Sie mochte ihn wirklich und ich ja auch. «Ich bin so dumm», gestand ich laut. «Die Madame kommt zur Einsicht», jaulte Fenna und gab Gas.

Meine beste Freundin hatte es wirklich probiert, aber wir waren zu spät. In der ganzen Halle und sonst im Schulhaus konnten wir Lian nicht finden. «Im Jungsklo haben noch nicht nachgesehen», überlegte Fenna laut. «Da gehen wir aber auch nicht rein.»

«Warum denn nicht?», meinte sie verständnislos und spazierte in das Herren-Wc rein. Geschockt blieb ich vor der Tür stehen und wartete ab. «Fenna bei dir stimmt doch was nicht.» Ein Junge kam vor ihr raus und sah ziemlich wütend aus. «Was, bist du wütend, dass ich deinen zwei Zentimeter Schwänzchen gesehen habe?» Und da war es wieder mein geschocktes Gesicht. Ich habe schon immer gesagt, dass Fenna nichts peinlich war und sie vor Selbstvertrauen sprühte. «Er hat recht, mit dir stimmt was nicht», lachte ich und sie zuckte nur mit ihren Schultern. «Jedenfalls war er nicht da drinnen», sagte sie traurig.

Eine Freundin wie Fen wünschten sich wahrscheinlich die meisten Menschen. Jemand der sogar in die Jungstoilette ging um nach deinem Schwarm zu suchen. «Heisst das, dass du ihn erst nach den Winterferien wieder siehst?», schrie Fenna und ich hielt ihr den Mund zu. «Möglicherweise sehen wir uns an der Party, die am dreissigsten Stattfindet», bemerkte ich doch Fen wusste nicht wovon ich sprach. «Die Klasse von Frau Jachsen hat Projektarbeiten und zwei Mädchen organisieren einen Winterball. Wir haben uns beide angemeldet», erinnerte ich sie und Fennas Gedanken kamen zurück.

«Schreib ihm und frag ob er mit dir hingeht.» Sie war von ihrer Idee total überzeugt, ich hingegen weniger. «Keiner ladet jemanden dazu ein.»

«Ja und? Tu es trotzdem», sagte sie gleichgültig und zerrte mich wieder in die Halle. Da wo sich wirklich alle befanden und uns jetzt ansahen. Als hätte diese ganze Situation nicht unangenehmer und dümmer sein können, kam Leon zu mir. «Hallo Richelle.» Schmunzelnd sah er mich an und wusste nicht, ob er mich umarmen sollte oder lieber nicht. «Hallo Leon», begrüsste ich ihn knapp und wollte mich davonschleichen. «Du warst gut», lobte er mich. «Also war es doch besser, dass ich nicht auf dich gehört habe und weitergespielt hab?» Möglicherweise hätte ich dies nicht sagen sollen, jedoch waren mir seine Gedanken egal.

«Ich hatte meine Gründe», verteidigte er sich selber und ich lachte. «Und ich hatte meine Gründe mich von dir zu trennen, also lass mich in ruhe», forderte ich. «Das was Lian gesagt hat, auf der Bühne, war nicht sein Text», bemerkte er schlau. «Nein, dass war es nicht.»

«Er liebt dich huh?»
«Leon auf was willst du hinaus? Frag ja nicht weiter, denn ja, ich habe mich auch in ihn verliebt», mit diesen Worten lief ich von ihm weg und marschierte direkt zu den Leckereien auf dem Tisch. Leon konnte da schmoren.

Be my Girlfriend  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt