Chapter 29

4K 164 32
                                    

Wenn selbst die nähsten dich verletzen 🌸

Als ich am Mittag, gemeinsam mit Fenna ass, stellte sie mir die ganze Zeit merkwürdige Fragen. Ich versuchte ein anderes Thema, als meine Beziehung auf den Tisch zu bringen. Nach mehreren Anläufen schaffte ich das auch. «Ist dir klar, dass in weniger als zwei Wochen die Aufführung stattfindet?», fragte ich sie und Fenna riss ihre Augen auf. «Man wie die Zeit vergeht», staunte sie und ass ihr Brötchen. Es war wirklich erstaunlich, aber die Zeit flog. Vor kurzem hatten wir nicht mal einen Protagonisten und jetzt sollten wir schon aufführen. Mit Lian hatten wir richtig viel Glück. Er macht seine Arbeit erstaunlich gut und liess nicht den Macho hängen. Manchmal tat er dies nämlich sehr gerne. «Habt ihr die Kussszene schon geübt?», wollte sie wissen und grinste dumm. Ich schüttelte meinen Kopf und dachte an ein Gespräch, dass Leon und ich vor kurzem hatten. Er meinte, ich solle verlangen, dass die Szene mit dem Kuss gestrichen wird. Natürlich wollte er nicht, dass ich einen anderen küsste. Jedoch wollte Herr. Vries diese Szene nicht streichen, da er sie am schönsten fand. Es ist eigentlich auch ein richtig schöner Moment im Stück. Das ganze passiert nämlich im Zimmer des Prinzen, in das Jana eigentlich nicht reindarf. Ich wusste nicht, wie ich Lian küssen sollte. Wir konnten im Grunde auch einfach unsere Lippen aufeinanderlegen, aber das fand ich zu trocken. So hätte ich das Leon niemals sagen können. Der wäre ausgerastet und hätte die Kontrolle über sich verloren. Er wurde schon wütend, als ich ihm das Ganze nur erzählt hatte. Das schlimmste war aber, dass er nun zur Probe kommen wollte. Was gab es schlimmeres, als wenn dein Freund sieht, wie du einen anderen küssen musst? Fenna schien die Jungs neben uns viel spannender zu finden, als mich. Sie starrte die Typen regelrecht an und ich neckte sie damit. Sie sah aus wie ein Tier, das gerade Frischfleisch gesehen hatte. «Fen du sabberst», scherzte ich und stand auf. Jetzt ging es in di nächsten Schulstunden, die mich jeden Tag drohten umzubringen.

«Bitte schlagt alle das Buch auf der fünfunddreissigsten Seite auf», befahl unsere Chemielehrerin und die ganze Klasse folgte. Lian sass stumm neben mir. Fast wie jeden Tag sah er mich nicht mal richtig an und das verletze mich unglaublich stark. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte das ändern. Es konnte doch nicht sein, dass wir jetzt einfach nicht mehr gemeinsam sprachen. Leon und Lian mussten sich ja nicht gut verstehen. Sie sollten mich einfach eigene Entscheidungen fällen lassen und mich dabei unterstützen. So sollte das Leben eigentlich verlaufen und nicht voller Eifersucht. Das Ganze würde mich eines Tages noch wahnsinnig machen. Nach den letzten Stunden zwang ich Lian, gemeinsam mit mir zur Probe zu laufen. «Sprich doch mit mir», drängelte ich und zog ihn in die richtige Richtung. «Was soll ich denn sagen?», stellte er sich dumm und ich sagte ihm, dass er auch was erzählen könnte. Schliesslich musste er mich ja nichts fragen. «Früher hattest du immer Themen», stellte ich traurig fest und Lians Miene verfinsterte sich. «Da vorne ist dein Freund. Der kann dir doch irgendwelche Geschichten erzählen», antwortete er mich kalt und ging in die Halle rein. Gekränkt gab ich Leon einen Kuss und der wollte gleich fragen, was Lian hatte und warum wir zusammengelaufen sind. «Chill, wir gehen in die gleiche Klasse», gab ich genervt von mir und zischte in die Umkleidekabine. Was für eine dumme Frage war das denn gewesen? Er konnte mir nicht verbieten mit meinem besten Freund zu laufen. Nun, eigentlich wusste ich gar nicht, ob wir das noch waren. «Wir müssen heute die Szenen vor dem Kuss durchspielen», fing Herr Vries an, «es gibt dort noch Probleme. Das nächste Mal müssen wir die Kussszene dann üben», beendete er seine Rede und wir fingen an. Die ersten Szenen, die wir übten, waren recht unspektakulär. Es waren lediglich Jana und ihre Schwester zu sehen. Wie das Biest versuchte alles über Jana und Arjen herauszufinden und es dem König zu sagen. Wir beide spielten nicht in einer Szene und Leon schien sehr glücklich darüber zu sein.

Als Herr Vries sagte, die Stunde wäre vorbei, wollten ich und Lian noch ein   letztes Teil üben. Unser Lehrer meinte aber, dass er nun keine Zeit mehr hätte und darum beschlossen wir, die Szene alleine durchzuspielen. Wir zogen uns erst um, gaben den zuständigen die Kostüme und fingen an. Alle ausser Lian, Leon und ich waren gegangen. Meinem Freund gefiel das Ganze nicht, aber ich hatte ihm noch einen Kuss gegeben und mich dann zu Lian gestellt. Sehr intim war die Szene nicht. Es gab eine Berührung mit den Händen und fertig. Weil Leon es beurteilen wollte, gab ich ihm mein Skript und er lass mit. «Was bringt es meinem Onkel, wenn er sie einsperrt?», kam von Arjen und er hielt meine Hände fest. «Er würde seinen Neffen vor einem Fehler bewahren», wimmerte Jana und legte ihre Hände auf die Brust ihres Prinzen. Wenn ich daran dachte, dass Lian der Junge vor mir war, wurde mir ganz warm. Ich genoss seine Nähe immer und das war falsch. «Und selbst wenn. Jana, du sind der schönste Fehler der einem passieren kann», schwärmte er und strich mir fein übers Gesicht. Seine eine Hand befand sich auf meiner rechten Hüfte und die andere streichelte noch immer mein Gesicht. All meine Härchen stellten sich auf und mein Atem ging viel zu schnell. Ob er das spürte? Ich machte einen Schritt nach vorne und konnte seinen Atem auf meiner Nase spüren. War das ein Zeichen für zu viel Körperkontakt? Um mich herum vergass ich alles. Auch das mein Freund mir gerade beim rumschmusen zusah. Auf eine komische Art und Weise, war es mir egal. Lian bewerte seine Hand nun eicht auf meiner Hüfte und ich schloss die Augen. Etwas, dass nicht hätte passieren sollen geschah. Lian zog mich ganz nahe zu sich, sodass unsere Oberkörper aufeinander knallten und küsste meine Stirn. Ich hatte den Moment so sehr genossen, aber Leon zerstörte ihn. Ich war so traurig drüber und wurde kurze Zeit später wütend auf mich selbst. Mir durfte Lians Anwesenheit nicht so gefallen. Ich durfte nicht nervös werden nein.

«Es reicht!», schrie Leon und rannte zu uns rüber. Er riss mich von Lian weg, schnappte sich meine Tasche und zerrte mich hinaus. Voller Wut lief er zum Auto und setzte sich hinters Steuer. Mucksmäuschenstill setzte ich mich neben ihm hin und sah auf die Strasse. «Das war nicht euer scheiss ernst»; sagte er und schüttelte den Kopf. «Es war eine Szene und nicht echt», versuchte ich ihn zu beruhigen, aber Leon schien erst jetzt angefangen zu haben. «Ach was. Meinst du ich habe nicht gesehen, wie ihr euch angestarrt habt? Richelle du bist nicht Jennifer Lawrence, die das spielen kann», rief er und ich sah ihn wütend an. «Bestimmt fühlst du was für ihn!», schrie er mich weiter an und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich würde nicht nein schreien. Aus dem einfachen Grund, dass ich es nicht konnte. Mein Freund vertraute mir nicht. Dachte ich würde ihn mit meinen Gefühlen hintergehen.

«Dir ist bewusst, dass es noch eine Kussszene geben wird?», hakte ich nach. Mittlerweile standen wir vor meinem Haus. Ich wusste das heute keiner daheim war und so war es mir egal wie sehr er schrie. «Nein gibt es nicht»; meinte er laut und zuckte mit den Schultern. Verwirrt sah ich ihn an. Ich wusste nicht auf was er hinaus wollte. «Du wirst nicht mehr Theaterspielen», lüftete er das Geheimnis und ich sah ihn mehr als nur geschockt an. Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört. Bitte wer war er denn, dass er mir sowas sagen durfte? «Du weisst genau wie sehr ich die Schauspielerei liebe»; krächzte ich und fühlte mich verarscht. Mehrere Tränen liefen mir die Wangen hinunter und Leon schien es nicht zu interessieren. «Mehr als mich?» Diese Frage war unglaublich unnötig gewesen. «Momentan schon Leon und jetzt geh. Ich will dich nicht mehr wiedersehen. Hast du das verstanden?!», grölte ich und rannte ins Haus. Leon kam mir jetzt zwar hinterher und meinte, er wollte das so nicht sagen. Aber das ging mir jetzt mehr als nur am Arsch vorbei. Ich schloss die Tür hinter mir und glitt auf den Boden. Hatte ich mich gerade getrennt? Nein, das noch nicht, aber falsch wäre es wahrscheinlich nicht gewesen. Ich musste mir eingestehen, dass es keine Lieb war die ich Leon gegenüber fühlte. «Du bist so dumm», sagte ich zu mir selber und legte mich aufs Sofa. Mein Leben war einfach nur kaputt. Ein Desaster.

Be my Girlfriend  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt