Chapter 18

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Why you? Why me? 🌸

Dieses Geständnis und dieser Kuss waren zu viel. Ich nahm meine Sachen und rannte aus seinem Zimmer, schlüpfte schnell in meine Schuhe und schloss die Türe hinter mir. Ich hielt den Türgriff und blieb vor seiner Tür stehen. Mein Atem ging sehr schnell und Leon's Stimme wollte meinen Kopf nicht verlassen. Seine Worte hallten dort oben herum und ich konnte überhaupt nichts ordnen. Der Kuss hatte mich durcheinander gebracht und eigentlich dachte ich, es wäre das einzig schräge an diesem Tag gewesen.

Leon und ich kannten uns noch nicht all zu lange, wie konnte das nur passieren. Es gibt ja sowas wie Liebe auf den ersten Blick. Ich liess den Türgriff los und lief aus dem Treppenhaus raus. Draussen flogen mir Blätter ins Gesicht und meine Finger zitterten. Die ganze Kälte drang durch meine offene Jacke hindurch und mein Schal hing einfach nur locker um meinen Hals. Ich achtete nicht auf Passanten, denn in meinem Kopf spielten sich verrückte Szenarien ab. Noch nie hatte ich ein Liebesgeständnis bekommen und das auch noch nicht von einem Jungen, mit dem ich gerade mal ein Date hatte. Leon war nett und er brachte meine Gefühle ein wenig durcheinander, aber schlug mein Herz schon führ ihn? Ich wusste es nicht und ich hatte angst mir irgendwas einzureden. Sowas konnte bei mir sehr schnell passieren und Momentan wäre es mehr als ungünstig gewesen.

Völlig überrumpelt und total verwirrt lief ich zu Fenna und klingelte Sturm. Sie machte mir schnell auf und sah fertig aus. Ihre Haare waren zu einem katastrophalen Dutt zusammengebunden, sie trug einen pinken Schlafanzug  und hatte eine Teetasse in der Hand. Sie sah mich verdutzt an und realisiert erst als ich ins Haus lief, wer ich war und was gerade geschah. «Oh Richelle», krächzte sie heraus und ich musste zweimal hinhören. Ihre Stimme klang schrecklich kaputt, genauso wie ihr aussehen. «Du lebst ja noch», meinte ich und setzte mich auf ihre Couch, die voll mit gebrauchten Nastüchern war. «Wo sind deine Eltern?», fragte ich und deckte mich mit einer Decke, die dort lag, zu. «Ach die verpissen sich immer. Spontan sind sie nach St.Moritz gefahren. Diese Stadt liegt in der Schweiz Richelle, in der Schweiz.» Sie liess sich neben mir nieder und nahm ein neues Nastuch heraus um es sich während dem Sprechen vor den Mund zu halten. Fennas Eltern liessen sie gerne alleine und das ziemlich oft. Vor ein paar Monaten sind sie nach Frankreich geflogen und haben Fenna hier alleine gelassen. Meiner Mutter tat Fenna immer leid, ihrer Meinung nach, hatte sie keine richtigen Eltern. Fen sah das zwar genauso, aber sie sprach auch nicht oft über ihre Eltern. Ihren Vater nannte sie nur vor ihm Vater, neben mir hiess er gerne Erzeuger.

«Was verschafft mir die Ehre?» Sie sah mich fragend an und nahm den Teebeutel aus ihrer Tasse heraus. «Ich hatte ein Date mit Leon», kam es aus meinem Mund geschossen. Ich hatte auf grosse Augen von ihr gerechnet oder ein Husten, irgendwas, aber sie tat nichts. «Ich weiss, Lian hats mir gesagt.» Bei seinem Namen sah ich von ihrem Gesicht weg und fixierte irgendeinen anderen Punkt im Raum. Warum hatte sie mit Lian gesprochen, die beiden hatten doch keinen Kontakt zueinander? Eigentlich sollte es mir ja egal sein, aber das war es nicht. «Warum sprichst du mit Lian?», fragte ich deswegen ziemlich dreist. «Ich hab ihn in der Stadt gesehen, als ich zur Apotheke gelaufen bin und dann hab ich ihn gefragt, wie es dir geht. Du Madame, gehst ja nie an dein Handy», warf sie mir vor und schenkte mir ein Glas Organensaft ein. Sie wusste einfach wann ich was brauchte.

«Er hat mich heute geküsst und mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat», gestand ich kleinlaut und sah ihr direkt in die Augen. Die würden jetzt riesig und sie fing an zu lächeln, als hätte ich einem Heiratsantrag zugesagt. «Omg, wie süss! Was hast du gesagt?» Neugierig hüpfte sie herum und wartete auf eine Antwort von mir. Meine beste Freundin fand diese Situation zuckersüss und ich war vor ihr geflüchtet. «Ich bin weg gerannt und jetzt bin ich hier.» Ich fühlte mich wie eine miese Kröte. Wie fühlte sich Leon nur? Ich hatte ihn auflaufen lassen, wer weiss wie viel Mut ihn das gekostet hatte.

«Du bist so blöd», meinte sie und setzte sich wieder hin. «Man Fen, ich weiss doch garnicht was ich fühle. Vor allem weil wir uns nicht all zu lange kennen.» Wir hatten einpaar mal mit einander geschrieben, aber mehr war da auch nicht. Konnte man sich denn so schnell verlieben? «Sowas kann ganz schnell gehen, glaub mir, ich rede von Erfahrung. Und ausserdem, hab ich schon eine Idee.» Glücklich klatschte sie in die Hände und stopfte sich einen Keks in den Mund. Es war schon immer so gewesen, dass Fenna mehr Erfahrung in Sachen Jungs hatte. Vor kurzem hatte sie sich in zwei Typen verknallt, sie das ging, wusste ich selber auch nicht. Sie hatte mir verboten den Namen von den beiden in den Mund zu nehmen. Fen wechselte ihre Freunde öfters als ihre Unterhosen und trotzdem liebte ich sie.

«Was für eine Idee?», fragte ich verdutzt und nahm ihr den Keks aus der Hand. Es war der dritte, den sie sich in den Mund stopfte und diese riesigen Schokoladenkekse hielt sie auf, mir ihre Idee zu erzählen . «Bitte ihn morgen nochmal um ein Date. Beichte ihm alles und nach diesem Date entscheidest du dich», erzählte sie stolz und nahm sich schon wieder einen Keks. Kopfschüttelnd sah ich sie an und dachte an ihren Plan. Sie hatte ja irgendwie recht, aber irgendwie ging es mir zu schnell. «Ist das nicht zu früh?» Jetzt war Fenna diejenige, die ihren Kopf wie wild schüttelte. «Man kann sich auch während einer Beziehung in jemanden verlieben Schätzchen.»

Manchmal konnte sowas sicher geschehen, aber bei mir? Ich wollte keine Beziehung mit jemandem eingehen ohne diese Person  zu lieben. Leon war nett und neben ihm schaltete mein Kopf total aus, aber ich verglich ihn immer mit Lian. Ich verglich ihn zu oft mit Lian. Meine Gefühle fuhren täglich Karussell und damit brachten sie auch mein Gehirn ausser Konzept. Ich war eine komische Person, die nichtmal ihre eigenen Gefühle kannte.

«Meinst du?»
«Ich meine nicht, ich weiss es.»

Dieser Tag, war für mich alles andere als amüsant. Fenna hatte es geschafft, ich würde Leon um ein weiteres Date bitten und zwar gleich morgen. Ich hatte garnicht mitbekommen, wie ich von Fenna nachhause gelaufen war, aber ich sass mittlerweile neben meinem Vater und sah Fern. Ab und zu waren Nachrichten interessant, aber wenn es um irgendwelche Rechnungen und Zeugnisse ging, dann war ich draussen. Bevor meine Eltern mir auch nur eine einzige Frage stellen konnten, flitze ich hoch in mein Zimmer und hüpfte auf mein Bett. Mein Handy hatte ich den ganzen Tag lang vermisst und darum musste ich jetzt eine Zeit mit diesem wunderschönen Teil verbringen. Wenigstens machte mir mein Smartphone keine Liebesgeständnisse.

Ich hörte meine Eltern mit Tess und Levi diskutieren und ich wusste auch, dass es um den Fussballwunsch von Tess ging. Lian hatte uns und vorallem Tess einen riesigen gefallen getan. Ich glaube, dass es ihr gut tat, mit einem Jungen über diese Thema zu reden. Und Lian hatte seinen Job als Berater mehr als nur gut gemacht, die kleine war begeistert von ihm. Ich glaube ihr fehlte oft ein älterer Bruder, sie liebte Sachen wie Fussball und Boxen. Obwohl sie noch so Jung war, war es ihr Wunsch eine Sportlerin zu werden. Wenigsten jemand in meiner Familie, wo gerne Sport machte. Mein Vater meinte zwar immer, er hätte Sport gemacht und das hätte durfte er niemals vergessen zu erwähnen. Das er heute noch Sport machte, glaubte ihm sowieso niemand.

Mein Handy fing wie wild an zu klingeln und ich sah überrascht drauf. Ich war nicht wirklich beliebt, wer hätte mir schreiben sollen? Als ich Lian's Namen las, war ich noch geschockter und die Nachricht con ihm brachte mich komplett um.

Lian: Rate mal wer morgen zu uns zum Abendessen eingeladen ist?

Wenn er mir so-etwas schrieb, war es nicht schwer herauszufinden, wer morgen zu ihnen ging. «Mutter!», schrie ich deswegen und rannte ins Wohnzimmer. Da sass auch meine ganze Familie auf dem Sofa und Tess hielt Fussballschuhe in der Hand. «Richelle, du sollst nicht schreien», meckerte sie und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf mich. Meine Mutter zeigte, ausser wenn sie wütend war, niemals auf Menschen. Das war ja viel zu unanständig.
Warum hast du mich nicht gesagt, dass wir morgen zu den Ahlert's gehen?» Ich legte meinen Kopf schief und setzte mich auf den Boden, auch wenn es auf dem Sofa genug Platz hatte. «Also bitte, wir müssen euch sowas nicht erzählen. Euer Vater wurde von seinem Arbeitskollegen zum Abendessen eingeladen und wir werden als Familie hingehen», sagte sie streng. Was hatte ich auch erwartet, dass meine Eltern so waren wie die in Filmen? Meine Eltern würden mich morgen dahin zwingen, ob ich sollte oder nicht. Willkommen in meiner Welt.

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