Chapter 20

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And then I saw your face 🌸

Ich sah ihm direkt in die Augen und fühlte mich verloren. Ich hätte nie gedacht, dass es so merkwürdig sein würde, vor Lian über meine Gefühle gegenüber Männern zu reden. Eigentlich sprach ich garnicht mit ihm darüber, sondern wurde von ihm auf frischer Tat ertappt. «Ich dachte ihr seit beste Freunde und besties erzählen sich doch alles?», sagte Gerard und nahm sich einen Apfel aus dem Korb. Ich atmete laut aus und sah ihn streng an. Warum konnte keiner in dieser Familie die Klappe halten? «Richelle, lass uns hier rausgehen. Meine Mutter will sowieso nicht dass du hier hilfst», meinte er trocken und lief raus. «Autsch, dass ist die Friendzone», bemerkte seine Schwester und zog ihre Lippen zu einem Schlitz. Diese wunderschöne junge Frau, die mir anfangs sehr sympathisch war, wollte ich gerade einfach nur in den Keller sperren. Wie kamen die beiden überhaupt auf die Idee, dass ich in Lian verliebt war? Wusste ich eigentlich zu hundert Prozent, dass ich es nicht war? Dieser Junge brachte mein ganzes Leben durcheinander und jetzt halfen auch seine Geschwister mit.

Lian steuerte sofort sein Zimmer zu und ich folgte ihm stumm. Er lief genauso tonlos und drehte sich nicht zu mir um. Er war bestimmt wütend, dass ich ihm nichts erzählt hatte. Eigentlich hatte er ja gar kein Recht dazu, denn er verschwieg mir jede Kleinigkeit. Über seine Familie hatte er niemals ein Wort verloren und dann sollte ich ihm erzählen, welcher Junge mein Herz zum schlagen brachte? Wieder tauchte die Frage auf, wer mein Herz zum schlagen brachte.

«Setzt dich», kam von ihm und er zeigte auf sein Bett. Ich setzte mich Wortlos hin und er liess sich neben mir nieder. «Willst du mir garnicht erzählen, was du hast?» Ich nickte schnell und sah ihn an. Er sass gerade sah und sah zu mir runter, seine Hände hatte er gefaltet und sein Blick war einfach nur kahl. Keine Gefühle oder andere Emotionen waren in seinen Augen zu lesen. «Leon und ich waren ja auf einem Date, aber das weisst du ja», fing ich an und Lian nickte langsam.

«Er....weisst du nach der Probe, hat...also weisst du -», Lian unterbrach mein stottern. «Richelle, bitte mach ganze Sätze.» Seine Stimme erschreckte mich. Normalerweise war sie warm und rau, aber heute war sie eiskalt und gefährlich. «Wir haben uns geküsst und er hat mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat», sprudelte es aus meinem Mund. Lian stand auf und lehnte sich an seine Kommode. «Der lügt doch, als ob das so schnell geht.» Er schüttelte den Kopf und biss sich auf seine Unterlippe. «Wir haben oft miteinander geschrieben und, naja dieser Kuss war so atemberaubend», gab ich zu. Ich behielt das kleine Detail, dass ich mich während des Kusses mit Leon immer gefragt hatte, wie Lian's Lippen schmeckten, für mich. «Super und jetzt seit ihr zusammen?», fragte er harsch. Ich schüttelte schnell meinen Kopf. «Nein, ich bin mir über meine Gefühle nicht im kalaren», sagte ich,«aber ich will nochmal mit ihm auf ein Date und mich nachher entscheiden», erklärte ich ihm meinen Plan und Lian schien zu überlegen. «Fabelhafte Idee. Verdammt Richelle, Leon ist ein idiot! Er nutzt dich doch nur aus um sich an mir zu rechen», schimpfte er und fuhr sich durch sein Haar.

«Warum denn rechen? Du hast dich doch an das Mädchen rangemacht, in die er verliebt war?» Sekunden später hielt ich mir erschrocken die Hand vor den Mund. Lian und Leon hatten mir beide eine andere Geschichte erzählt und Lian schien das bemerkt zu haben. «Das hat dir also dein Ken erzählt ja?», fragte er nochmal und schüttelte dann seinen Kopf. «Und du glaubst ihm?» Seine Stimme klang jetzt verletzt und mein Herz zog sich zusammen. Ich war eine schlechte Person, ein unverschämtes Wesen. «Nein Lian, ich weiss nicht was ich glauben soll!», schrie ich und zog ihm am T-Shirt zurück auf sein Bett, aber er blieb stehen.

«Darf ich dir eine Frage stellen?»
«Tust du doch die ganze Zeit Lian, ich wollte dich nicht verletzen. Du sollst nicht glauben, dass ich dir nicht vertraue, du bist doch mein bester Freund.» Meine Stimme hörte sich ekelhaft verzweifelt an, aber das war mir egal. Mir war wichtig was Lian von mir hielt, weil ich ihn nicht verlieren wollte. «Ja, dein bester Freund.» Er stiess laut Luft aus seiner Nase und setzte sich auf seinen Drehstuhl. «Richelle, weisst du wie sich unerwiderte Liebe anfühlt?»

Seine Frage überraschte mich. Wollte er jetzt, dass ich mich in Leon's Lage einfühle? Oder war er dabei mir sein Geheimnis anzuvertrauen? Neben all diesen Gedanken bemerkte ich auch, wie selten er meinen Namen sagte und wie sehr ich es liebte, wie er ihn aussprach. Aber Tatsache war, dass ich nicht wusste wie sich sowas anfühlte. «Nein? Es ist das schlimmste Gefühl auf Erden. Du weisst, dass dein Herz sich für jemanden entschieden hat. Dir wird bewusst, dass du garnicht mehr ohne diese Person leben willst. Dein Kopf denkt ununterbrochen an sie und dein Herz droht rauszuspringen wenn sie sich dir nähert. Das sind Anzeichen der Liebe. Und dann, ganz plötzlich wird alles zerstört. Die Person, die dich verrückt macht, empfindet nichts für dich. Sie steckt dich in eine verflixte Friendzone und zur Krönung liebt sie einen anderen. Ich hoffe dass dir sowas niemals passiert Richelle, denn ob du es mir jetzt glaubst oder nicht, es macht einen fertig.»

Nachdem er seinen Vortrag beendete, spielte ich jeden Satz erneut in meinem Kopf ab. Lian hatte mir jetzt womöglich sein ganzes Herz geöffnet und ich sagte nichts. Aber ich wusste auch nicht was ich jetzt hätte sagen sollen. Niemals hätte ich mit solchen Worten gerechnet. Lian schien nicht der Typ für poetische Worte zu sein, aber diese Beichte, war wunderschön. Wenn man sich den Inhalt ansah, war es traurig, aber gleichzeitig schön. Er hatte mir ein Gefühl gezeigt, dass ich niemals zuvor gefühlt hatte. «Wer hat dir sowas angetan?», wollte ich dann wissen und stand auf. Lian sah mich an und lachte spöttisch auf. «Willst du es nicht kapieren oder tust du nur so dumm?» Seine Stimme war laut und ich ging einen Schritt zurück. «Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt runter gehst und dort sitzen bleibst bis ihr geht. Ich will dich grad nicht sehen», sagte we mir eisig und drehte sich von mir weg.

Ich war wütend. Wütend auf ihn und auf diese ganze Welt. Was wollte ich denn nicht verstehen? Ich tat doch alles damit alle glücklich waren. Ich hatte ihm auch die Situation zwischen mir und Leon erklärt und er  sagt, ich solle mich nicht dumm anstellen. Womöglich hatte ich ihn total falsch eingesetzt und er war ein gefühlsloser Mensch, der andere gerne angiftete. Ich rannte aus seinem Zimmer und im selben Augenblick standen meine Eltern auf. «Perfektes Timing, wir gehen nämlich», lächelte Papa und schob mich einwenig nach vorne. Ich verabschiedete mich von Lian's Familie und lief so schnell ich konnte zu unserem Auto. Er war nicht aus seinem Zimmer rausgekommen, aber ich wollte ihn garnicht mehr sehen. Er sollte sich erst wieder bei mir melden, wenn er mich nicht nochmal beschimpfen würde. Allmählich glaubte ich, dass Leon recht hatte und Lian die Geschichte umgedreht hatte.

Naaa was geht? Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, die Geschichte wird langsam spannender.
Mögt ihr Richelle eigentlich? Ich hasse Protagonistinnen normalerweise immer😂!

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