Echo.

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Der satte Duft von Kirschblüten schwängerte die laue Frühlingsluft. Die vielen Bäume, die die steinernen Wege des Parkes umsäumten, standen in voller Blüte. Vereinzeltes Vogelgezwitscher durchschnitt sanft die ruhige Stille. Ava ging mit ihrem Mann Hand in Hand über eine grüne Wiese nahe des Sees und konnte sich an den bunten Farben der Frühblüher rings um sie herum nicht satt sehen. „Kannst du es spühren?", kicherte sie glücklich und strahlte ihren Geliebten fröhlich an. „Der Frühling ist da und in den nächsten Wochen kommt unsere kleine Tochter zur Welt. Könnte es schöner sein?"
Ihr Mann lächelte und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Dann beugte er sich vor und küsste sie auf die zierliche Nasenspitze. „Es ist wunderbar, Ava. Schlicht wunderbar." Ava konnte die Wärme in seiner Stimme hören. Sie liebte ihren Mann einfach mehr als auf der Welt. Als sie am Seeufer ankamen, blickte die junge Frau auf das kristallklare Wasser hinaus.
Sie konnte ihr unglaubliches Glück noch immer nicht fassen. Vor achteinhalb Monaten hatte sie erfahren, dass sie schwanger war. Ihr gesamtes Leben hatte sie auf diesen Moment zugeeifert. Sie hatte sich immer eine kleine Tochter gewünscht und ihr wundervoller Lebensgefährte hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Am liebsten würde Ava ihre ganze Lebensfreude frei in die Welt hinausschreien. Was sie in der nächsten Sekunde auch tat.
„Ich bekomme ein Baby!!! Habt ihr das alle gehört? EIN BAAAABYY!!!!"
Ihr Mann lachte laut, schaute sie kurz verwundert an, zog sie dann an sich und küsste sie leidenschaftlich auf die schmalen Lippen. Als er sie losließ, glühten die Wangen seiner Frau und sie strahlte mit der Sonne um die Wette. „Ich liebe dich", sagte er und drückte sie an sich. „Ich dich auch. Und ich habe einen Mordshunger!!"
Lachend schlenderten sie weiter.

Das kleine Bistro in dem sie jeden Tag frühstückten hieß „La petite monde", was zwar kein allzu einfallsreicher Name war, dafür schmeckte das Rührei super. Die zwei kannten die Bistroführerin und bekamen daher immer einen kostenlosen Kaffee. An diesem Tag aß Ava besonders viel und abwechslungsreich. Es gab Kiwi mit Würstchen und Speck, Waffeln und Kuchen und natürlich Rührei und Kaffee. Ihr Mann aß weniger, dafür genoss er die Köstlichkeiten umso mehr. Sie unterhielten sich über die Arbeit, den Alltag, Kinofilme, ihre kommende Tochter und das Leben. Es war ein schöner Sonntagmorgen.
Ava legte ihre Gabel zur Seite. „Du, wir müssen uns auch noch einen Namen für unsere Süße überlegen"
Während sie das sagte, strich sie liebevoll über ihren runden Bauch.
Ihr Mann trank einen Schluck Latte Maciato. „Stimmt du hast Recht. Ich hab mir auch schon einen überlegt."
Er lächelte.
„Was hältst du von... Leona?"
"Leona..." Leise wiederholte Ava den Namen, lauschte dessen Klang und ließ sich die Silben auf der Zunge zergehen.
„Leona. Dieser Name gefällt mir. Der klingt genau so schön wie deiner."
Lächelnd strich sie ihrem Mann ein paar Strähnen aus den Augen.
„Gale..."

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