Unruhig.

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Es fehlte nicht mehr viel, dann würde er aufgeben.
Kilometerweit war er gekrochen und hatte dabei eine rot leuchtende Blutspur hinter sich her gezogen.
Er hatte nichts gefunden.
Außer verbrannten Bäumen, den verkohlten Körpern einsamer Waldbewohner und hier und da einen weiteren schwarzen, scharfkantigen Stein war nichts zu sehen.
Während er seinem sicheren Ende entgegenkroch, überlegte er, wie er wohl hieß.
Seinen Namen hatte er vergessen.
Ihm waren mehrere Männernamen in den Sinn gekommen, aber keiner fühlte sich wirklich vertraut an.
Nach gefühlten vier Stunden gab er sowohl das Überlegen nach einem Namen, als auch den Willen zu Überleben auf.
Kraftlos sank er zurück zu Boden der, seit er in dem düsteren Wald.erwacht war, eine immer stärkere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte.
Nun gab er nach.
Seine Wunde im Unterleib pochte, zog und schmerzte heiß und unerträglich.
Immer, wenn er eine zu ruckartige Bewegung vollführt hatte, schien sie ein Stück weiter einzureißen.
Er fragte sich unwillkürlich, wie viel Blut in einem Menschen gelagert sein kann.
Ihm kam es vor, als ob er ein Wassertank auf Beinen wäre, mit einem kleinen Leck.
Er spürte wie das Blut aus seinen Beinen einer prickelnden, eiskalten Kälte wich.
Er keuchte.
Dann verlohr er sich in einer tintenartigen, betäubenden Schwärze, die ihn umschlang und festhielt.
Aus seinem Mund schwebten kleine weiße Wölkchen aus Millionen und Abermillionen kleiner funkelnder Tropfen. Sie flogen sachte empor, vom Wind erfasst.
Glitzernd löste sich die kleine Nebelwolke auf und vermischte sich mit dem übrigen dumpfen Giftnebel.

Klick.
Er öffnete die Augen.
Graue Lichtstrahlen tafen auf seine Pupillen und zwangen sie, sich zusammenzukrümmen und die Umgebung nur verschwommen wahrzunehmen.
Er breitete seine Sinne aus und erkundete die Umgebung.
Der harte Boden unter ihm war feucht und kalt.
Es roch modrig und alt, er konnte einen sanften Lufthauch auf seinem Gesicht spüren.
Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die bleiche Dunkelheit, die ihn umgab.
Irgendwo knackte es.
Und dann erkannte er eine krummgewachsene Silhouette, direkt vor sich, mit angezogenem Gewehr im Anschlag.
Der Lauf ziehlte auf sein Herz, das vor Angst gegen seine Rippen hämmerte.
"Wer bist du?"
Er erschauderte.
Die Stimme hörte sich an wie zerbrochenes Eis.
"WER BIST DU?"
Dunkler Schmerz rollte über ihn hinweg, der Mann, er war sich sicher dass es ein Mann war, hatte ihm in den Bauch getreten.
Der Boden wurde noch feuchter und wärmer.
"K-keine Ahnung....i-ich weiß meinen Namen n-nicht mehr...", stammelte er und erbrach sich auf dem Boden.
Zitternd und kraftlos blieb er liegen.
"Beweis mir dass du ein Mensch bist!"
"B-bitte wa-s???"
"Beweise. Dass. Du. Ein. Mensch. Bist. JETZT SOFORT!!!"
Der Lauf des geladenen Gewehrs ziehlte nun auf seine Schläfe.
"Wie denn..."
Er wimmerte.
Tränen rannen durch sein blutverschmiertes Gesicht und zogen helle Linien.
Nun war es soweit. Er war in Todesqualen durch den Wald geirrt um nun an einen verrückten Irren zu geraten und getötet zu werden.
Auf einmal wurde das Gewicht von seinem Kopf genommen.
"Du bist einer. Sie können nicht so erbärmlich flennen wie du."
Verdutzt blickte er auf.
" Sie ?"
"Die Dinger die unser Zuhause zerstört haben. Sie haben mit ihrer Wunde mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eine ganze Horde von diesen Scheißviechern hier her gelockt."
"Wa-"
Der Schmerz wurde unerträglich.
Er schrie auf und fasste an seinen Bauch.
Als er seine Hand vor sein Gesicht hob sah er rot.


TodeswispernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt