Echo.

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Die junge Frau lag benebelt auf einem harten, ungemütlichen Untergrund. Als sie versuchte, ihre Gliedmaßen zu bewegen, stieß sie auf unnachgiebigen Widerstand. Gale konnte sehen, dass sie ihre Muskeln stark beanspruchen musste, um sich von den ledernen Gurten loszureißen, doch sie hatte keine Chance. Er wandte sich von der gläsernen Wand ab, die ihn von dem Versuchsobjekt trennte und richtete sich an seinen Kollegen Fill, der mit allerlei Papier herum hantierte.
„Fill, leg das weg. Wir haben jetzt echt Wichtigeres zu tun.“ Fill antwortete nicht, wischte die Dokumente jedoch beiseite und legte sich stattdessen einen der weißen Laborkittel an, die an einem Haken neben der Tür hingen.
Als der Mantel saß, sah er Gale an. „Du weißt, das ich das für falsch halte.“
Genervt stieß Gale einen Seufzen aus. „Fill, ich tue hier nur meinen Job. Ich habe mir das Projekt nicht ausgesucht.“ Fill schwieg, während er sich die Hände desinfizierte und sich anschließend dünne Gummihandschuhe überstriff. Er griff nach einer Spritze, die gefüllt und ebenfalls desinfiziert auf einem Tablett lag. Als er sie nehmen wollte, packte Gale ihn am Arm. Fill blickte auf. „Wir tun das hier nicht für uns, sondern für die ganzen Menschen da draußen,  vergiss das nicht.“ In Gales Augen spiegelten sich Sorge, aber auch Neugier und Eifer. „Du weißt, womit die Spritze gefüllt ist? Hat dich Dr. Blomquist aufgeklärt?“
Zweifel war in Fills Zügen zu erkennen.
„Er meinte, es sei irgendein Gegenmittel...für welche Krankheit hat er mir allerdings nicht gesagt“.
„Das Gegenmittel soll Tollwut heilen. Du weißt doch sicher was Tollwut ist, oder?“
Fill sah beleidigt aus.
Gale schmunzelte leicht, dann zeigte er mit dem Arm auf die Frau auf der Liege. „Diese Frau leidet unter der Krankheit. Die Spritze sollte ihr helfen.“
Fill entwand seinen Arm dem Griff seines Kollegen und betrat im nächsten Moment den Raum mit dem Versuchsobjekt.
Als die Frau den Doktor erblickte, weiteten sich ihre Augen. Panik ergriff sie und ein Zucken ging durch ihren Körper. Wie elektrische Wellen jagte Angst durch ihren Verstand.
Fill hingegen blieb ganz ruhig. Er holte eine Sprühflasche und ein Wattepad hervor. Vorsichtig ergriff er dann den rechten Arm der Frau, sprühte das Desinfektionsmittel auf ihre Armbeuge und verteilte die Flüssigkeit anschließend mit dem Wattepad.
Die feine Nadel näherte sich der bläulichen Vene.
Als sie in die Haut der Frau einstach, schrie diese auf vor Schmerz.
Fill zuckte zusammen und blickte voller Zweifel zu Gale.
Doch dieser blieb hart.
„Tu es, Fill.“
Die Flüssigkeit schoss in die Blutbahnen der jungen Frau.
Welches Ausmaß diese Impfung hatte, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

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