Schwestern-Mila

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  Verschlafen hob ich den Kopf, als neben mir die Bettdecke zurück geschlagen wurde. "Wo willst du hin?", fragte ich verschlafen an meinen Freund gewandt, der sich streckte und im nächsten Moment auf sein Handy schaute. "Zum Training. Du kannst noch liegen bleiben. Caya steht vor 10 nicht auf und ich bin bis dahin auch wieder da" Ich nickte froh noch schlafen zu können und ließ mich zurück in die Kissen fallen. Ich bekam noch mit, wie er ins Bad ging, dann wurde ich wieder vom Schlaf übermannt.

Schwer zu sagen wie lange ich noch geschlafen hatte, es hatte sich wie fünf Minuten angefühlt, als Bengt mich weckte. Es waren seine weichen Lippen gewesen, die mich aus dem Reich der Träume wieder ins hier und jetzt geholt hatten. Ich hatte ihn sofort noch näher zu mir gezogen. Sein Geruch in Verbindung mit dem Geruch nach Pferd hatte etwas unglaublich berauschendes an sich. Ich wollte gerade etwas mehr, als nur diesen Kuss einfordern, als er sich von mir löste. So war es gestern auch gewesen.

Caya meint immer wir würden am Wochenende unsere Zeit eigentlich nur im Bett verbringen, wenn keiner von uns auf einem Turnier war. Dabei stimmt das gar nicht. Bei uns dreht sich nicht immer alles nur um das eine. Oft reden wir einfach nur. Es ist schön mit Bengt zu reden. Er hat auch durchaus schon mal seine ruhigen und tiefgründigen Phasen. Etwas das man bei vielen anderen Jungs nur vergeblich suchen kann. Gleichzeitig hat er auch etwas ziemlich selbstzerstörerisches an sich. Man muss ihn eigentlich ständig an seinen Herzfehler erinnern, ebenso wie an die Tabletten, die er deswegen nehmen muss, aber für unnötig hält.

Ich betrachtete ihn ruhig und auch ein wenig stolz. Stolz ihn meinen Freund nennen zu dürfen. Er ist unglaublich. Raubt mir immer wieder Atem und Verstand. Trotzdem gab es eine Sache die mich störte. Seit wir zusammen sind habe ich regelrecht mit Anfeindungen zu kämpfen. Einfach weil, so viele Mädchen etwas von ihm wollen und er nur Augen für mich hat. Es ist immer wieder interessant, wie aufmerksam er mir gegenüber ist. Ihm fällt immer auf wenn sich irgendetwas verändert hat. Ich glaube daran ist Caya schuld. Sie kann ziemlich unwirsch werden, wenn ihr jemand nicht zu hört oder nicht das Maß an Aufmerksamkeit schenkt, welches er ihr ihrer Maßen gebühren müsste. Bengt ist da nur begrenzt anders. Er genießt es ab und zu schon im Mittelpunkt zu stehen, aber durchgehend macht es ihn nervös.

Seine wunderbaren grünen Augen lagen auf mir und ein wunderbares Lächeln auf seinen Lippen. "Bekomme ich noch einen Kuss?", fragte ich. "Vielleicht....vielleicht aber auch nicht!" er grinste. Er liebt es mit mir zu spielen. Ich liebe die Grübchen, die sich dabei bildeten. "Warum nur vielleicht?", fragte ich im selben Tonfall und richtete mich nun auf, dass ich nun auch saß. Er zuckte mit den Schultern "Erklär du es mir". Meine Hände fanden ihren Weg in seinen Nacken "Ich war eigentlich fest davon ausgegangen noch einen Kuss zubekommen" hauchte ich mit meiner besten und verführerischsten Stimme. "Na dann" ging er auf meinen Tonfall ein und fuhr mir einmal liebevoll über die Wange, bevor er sich etwas zu mir runterbeugte und sich unsere Lippen trafen. Wild und schon fast gierig erwiderte ich den Kuss. Er zog mich auch immer näher zu sich. Ganz unauffällig wanderte meine Hand unter sein T-Shirt und ich konnte wie immer seine Muskeln unter meinen Fingern spüren. Dieser Cocktail aus Kuss und dem Gefühl seiner Haut unter meinen Fingern ließ ein aufgeregtes kribbeln in meiner Bauchgegend entstehen. Mein Herz wummerte gegen meine Brust und mein Gehirn war wie ausgeknockt. Leider mussten wir uns wieder voneinander lösen, da gibt, es ja noch so etwas das sich Sauerstoff nennt. Schnell nutzte ich die Situation und saß, ehe er hätte aufstehen können auf seinem Schoß. Das störte ihn eher weniger. Im Gegenteil er setzte wieder zu einem Kuss an. Leidenschaftlicher und feuriger als der vorige, während sich nun auch seine Hände auf Wanderschaft begaben. Da klopfte es und noch bevor irgendwer etwas hätte sagen können stand Caya im Zimmer "Ich störe ja nur ungern, aber Mama kommt am Wochenende und wollte wissen ob wir was mit ihr zusammen machen wollen". "Ich bin am Samstag bei den Qualis, also soll sie sich das mal schön aus dem Kopf schlagen." "Das weis sie und es geht um Sonntag du Idiot!" fauchte sie ihn an. Ihre Mutter das einzige richtige Streitthema zwischen den beiden. "Ist mir doch egal, was ihr macht! Muss ich mit?" entgegnete Bengt desinteressiert. "Ist ja schon gut! Ich bin schon weg!" seine Schwester hob abwehrend die Hände und verließ den Raum schnell wieder.

Ehe ich eine Frage hätte stellen können lagen seine Lippen wieder auf meinen und etwas anderes als mein Verstand übernahm wieder die Kontrolle über meinen Körper.

Beim Frühstück grinste uns Caya durch weg an. Musste ich mir jetzt sorgen um meine beste Freundin machen? Nahm sie jetzt vielleicht Drogen? Nein, das würde Caya nie tun. "Was?" motzte Bengt sie daraufhin an. "Ingenting" flötete sie und fügte hinzu "aber ihr könnt mir jetzt sagen, was ihr wollt...." Bengt unterbrach seine Zwillingsschwester "Ich glaub du brauchst wieder einen Freund, dann bekommst du unter Garantie..." jetzt unterbrach sie ihn "alles zurück. Jag vet. Bruderherz." Dann seufzte sie "aber erklär mir, was ich mit einem Testosteron gesteuerten Machoarschloch soll, das nur hinter mir her ist um damit anzugeben, dass er mich dated!" "Da findet sich schon was Cayalein." neckte er sie grinsend und bekam erst einen vernichtenden Blick, dann einen Tritt vors Schienenbein. "Tack så mycket!" grummelte er und Caya grinste triumphierend.

Sie sind auf der einen Seite wie ganz normale Geschwister, auf der anderen eben auch Zwillinge.

"Mila?" Caya sprach mich an. "Hmh" "kommst du heute mit ausreiten?" Aufmerksam sah sie mich aus ihren blauen Augen an. Ich schüttelte den Kopf "Ich würd ja gern, aber ich kann mit Hontas heute nur ne halbe Stunde arbeiten und dann muss ich aufpassen, dass der Gnom auch wirklich seine Französisch Vokabel lernt." seufzte ich. "Du kannst dir den gerne ausleihen! Ich brauch den heute nicht und Französisch spricht der 1A" Caya wies lachend auf ihren Bruder. "Das wär wirklich nicht schlecht. Grammatik soll der auch lernen und das kann ich beim besten Willen nicht erklären. Ich stand Französisch glatt fünf." hoffnungsvoll sah ich meinen Freund an, der einfach nur das Gesicht verzog und ein zustimmend klingendes "Hmh" von sich gab.   

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