Downfall

Eifersucht-Simon

Lostlos trottete ich mit Fleur an der Hand durch den Matsch Richtung Stall. Mum hatte es für eine gute Idee gehalten, dass ich mitkomme. Sie wusste schließlich nichts von der Sache mit Caya. Allein schon bei dem Gedanken ihr über den Weg zu laufen drehte sich mir der Magen um. Dabei sah ich sie doch fast jeden Tag in der Schule. Fleur stuppste mich mit ihrer weichen Nase gegen die Schulter und wollte mich dazu ermutigen etwas schneller zu gehen, aber ich hatte nicht wirklich die Lust dazu. Noch dazu fühlte ich mich ziemlich Kraftlos und Müde. Fleur hatte keine Lust mehr und beschloss von einem Moment auf den anderen los zu traben. Ich hatte damit nicht gerechnet und sie zog mir einfach den Strick aus der Hand. 

Seufzend wollte ich ihr nach rennen, da kam mir jemand mit Fleur an der Hand entgegen. Es war niemand geringeres, als Caya. Es ist offiziell Karma ist ne Bitch! "Ein bisschen besser aufpassen!" meinte sie nur sarkastisch und drückte mir Fleur wieder in die Hand. Ich dachte eigentlich sie würde sich umdrehen und gehen, aber sie blieb mit schief gelegtem Kopf vor mir stehen "Du reitest?". Ich schüttelte den Kopf "Gehört meiner Mum". Sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern und drehte sich wieder um. Und aus der soll Mann schlau werden. 

Ich brauchte Fleur in ihre Box und Mum schickte mich prompt in die Sattelkammer um ihr Amicellos Sattel zu holen. So stand ich noch eine Weile auf der Stallgasse und hatte freien Blick auf die Stallgasse des gegenüber liegenden Stalls. Dort war sie wieder. Das Rätsel mit den langen blonden Haaren. Sie stand dem Typen von der Party gegenüber und redete anscheinend mit ihm. Ich weiß zum Glück auch endlich wer er ist. Ihrem letzten Instagrampost sei dank. Erik Nordin. Absoluter Newcomer im Internationalen Pferdesport und anscheinend auch der Typ dem Caya gerne schöne Augen macht. Eifersucht kochte in mir hoch. Ich ertrug es nur schlecht sie so mit ihm zu sehen. Sie flirtete mit ihm. Was fand sie bloß an ihm?! 

Mum riss mich aus meinen Gedanken. Sie war wohl meinem Blick gefolgt "Ach, wie süß! Ich wäre auch noch gerne einmal in eurem Alter". Erst jetzt realisierte ich, dass sie ihn küsste. Ich hätte ihn erschlagen können. "Nee, gar nicht süß! Die können sich jawohl ein Zimmer suchen" motzte ich und drehte mich um. Im nächsten Moment wurde mir, dann auch klar dass ich später vor Mum ne Menge zu erklären hätte. 

Wenig später schleppte mich Mum mit in die Dressurhalle und drückte mir ihr Handy zum filmen in die Hand. Ich dachte eigentlich jetzt wäre ich sicher vor schwedischen Springreitern, aber falsch gedacht. Caya und ihr 'Tattoomodel' kamen mit ihren Pferden nach circa 20 Minuten in die Halle. Gut dass ich wenigstens kein Wort von dem was sie sagten verstand. Die Stimmung zwischen ihnen war jedenfalls ausgelassen. Mit immer weiter wachsenden Eifersucht beobachtete ich wie die Tattoos auf seinem Oberarm bei jeder Bewegung tanzten, als wollten sie noch einmal unterstreichen, dass er muskulöser, schlanker, größer und hübscher ist als ich. Normalerweise hätte ich die Halle schon längst verlassen, mich in den Proberaum begeben oder nach Hause und hätte mir meine Gitarre geschnappt. Manchmal hilft nur Musik! Aber durch Mum und den Auftrag mitzufilmen musste ich wohl oder übel in der Halle bleiben. Ich atmete tief durch und versuchte mich nur auf Mum und Amicello zu konzentrieren. Ohne Erfolg. Sie lachten viel, aber ließen die Finger von einander. Es dauerte nicht lange und sie verließen gemeinsam die Halle wieder. Stattdessen kam Bengt mit seinem Brauenen und Mila in die Halle. Die kleine Dunkelhaarige gesellte sich zu mir auf die Tribüne. 

Sie schien etwas genervt von ihrem eigenen Freund, aber sie hatten irgendwie oft Streit. Sie müssen wohl anfangs DAS Paar gewesen seien. Der Maßstab. Aber jetzt...jetzt waren sie das Antibeispiel. Man merkte zwar, dass sie sich liebten, aber man merkte auch wie sehr sie sich doch voneinander entfernten. Es ist komisch, wenn man es merkt obwohl man beide nur vom sehen kennt und vielleicht zwei bis drei Worte mit ihnen gewechselt hat. Erzählungen nach muss es Bengt gewesen seien der sich verändert hat. Früher soll er anders gewesen seien. 

Mila zückte auch wenig später ihr Handy und tippte darauf herum. Bengt störte das nicht weiter und er ritt seinen Braunen am langen Zügel warm. Sie seufzte und rief "Ich schau mal bei Erik und Caya auf dem Springplatz". Er zuckte daraufhin nur mit den Schultern und ritt sein Pferd weiter warm. Es wunderte mich eh etwas sie hier zu sehen. Soweit ich wusste war ihre Mutter Teilhaberin an einer Westernranch und sie ritt Western. Schnell war sie wieder weg. 

War ich froh, als Mama mit dem Training fertig war. Wir konnten endlich die Halle verlassen, allerdings mussten wir dann am Springplatz vorbei. Caya zog gerade mit ihrer Apfelschimmelstute ihre Kreise durch den Parcours. Dieser Blick den er ihr zu warf machte mich krank. Der junge Schwede hatte sein Pferd am Zaun angehalten und unterhielt sich mit Mila, während er Caya aufmerksam beobachtete. In der Mitte des Platzes an Stand ein großgewachsener blonder Mann und rief ihr irgendetwas auf schwedisch zu. Wohl ihr Vater. 

Mum sah beeindruck zu und meinte "Respekt". In dem Moment ritt Erik an und Caya kam mit hochrotem Kopf an den Zaun geritten. Selbst so fertig sah sie unglaublich gut aus. Mum ging zum Glück weiter. 

Beim Absatteln fragte sie "Du gehst doch mit den Sjögren Zwillingen in eine Stufe oder?" Ich nickte. "Die haben beide echt was drauf. Das war doch gerade der Junge mit mir in der Halle und das Mädchen auf dem Springplatz?" Ich nickte wieder einfach nur. "Unglaublich, aber die wurden wahrscheinlich zum reiten geboren. Bei den Eltern und Großeltern. Wobei es mich etwas wunder, dass der Junge Vielseitigkeit reitet." "Wieso?" fragte ich müde. "Naja, sein Großvater mütterlicherseits war eine Legende im Springreiten und ist, dann nach fast 16 Jahren mal wieder eine Vielseitigkeit geritten und ist im Gelände geradewegs in den Tod gesprungen. Er hat sich mit Pferd überschlagen und ist wohl noch an Ort und Stelle verstorben." erzählte sie nachdenklich. Da zog wohl eine Familie Tragödien an.