Caya's Crush -Bengt

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Lachend gingen Caya und ich die Auffahrt zur Ranch rauf. Meine Schwester ließ sich dabei lachend über einige Idioten aus ihrer Leistungs- und Altersklasse, die ihr Annoncen gemachten hatten aus. Ich hörte ihr mehr oder weniger zu und checkte mein Handy. Mila hatte mir natürlich nicht zurück geschrieben.

Sie war wohl noch unterwegs. So ließen wir uns auf einer der Anbindestangen am Stall nieder und warteten. Das würde eine Überraschung werden.

Neben mir hatte Caya jetzt ihr Handy in der Hand und schrieb mit jemandem den sie einfach nur mit einem roten Herzen eingespeichert hatte. Sofort wollte ich wissen wer das war. Jemand den sie auf den Turnieren kennengelernt hatte? Auf jeden Fall Schwede oder zumindest der schwedischen Sprache mächtig, da sie auf Schwedisch miteinander schrieben. Ich beugte mich leicht zu ihr rüber um lesen zu können was sie schrieb oder zumindest irgendetwas zu der Person zu sehen, aber da hatte ich wohl die Rechnung ohne meine Schwester gemacht, die drückte einfach wieder auf den Homebutton. Einzig und allein ein "Vermisse dich" hatte ich lesen können.

"Willst du jetzt auch mein Handy stalken?" fragte sie spitz und funkelte mich böse aus ihren blauen Augen an. "Vielleicht Schwesterchen, wenn ich dann weiß wer dein neuer Lover ist!" ich grinste und sie schüttelte den Kopf "Damit du ihm eine reinhauen kannst?". "So ungefähr" "und hör auf mich Schwesterchen zu nennen. Ich bin nur fünf Minuten jünger als du!"

Aha meine Schwester hatte wohl einen Neuen! Das ging ja schnell! Ich dachte nicht, dass sie die Sache mit Erik so schnell abharkt. Oder hatte sie die Sache noch gar nicht abgeharkt und er war derjenige den sie vermisste?

Hufgetrappel holte mich aus meinen Gedanken. Mila und ein etwas kleines Mädchen ritten auf den Hof. Noch hatte sie uns nicht entdeckt. Lachend saßen sie ab und kamen in unsere Richtung.

Kaum, dass Mila uns sah blieb sie plötzlich stehen und glotzte uns erst mal etwas blöd an. Was anderes hatte ich von meiner Freundin nicht erwartet. Dann rief sie "Was macht ihr denn hier?" und ihre braunen Augen fingen augenblicklich an zu strahlen. "Turnier ist gelaufen. Ich bin zweite Reserve geworden und Tobbe hat sich dank seinem Jungpferd direkt im ersten Umlauf langgelegt, also war Team Svergie raus aus dem Nationen Preis" verkündete meine Schwester und widmete sich wieder ihrem Handy.

Ich sprang vom Balken und ging mit ruhigen Schritten zu meiner Freundin rüber. "Warum habt ihr nicht vorher geschrieben?" fragte sie sichtlich verwirrt. "Ich habe dir geschrieben, aber du hast ja dein Handy anscheinend hier gelassen." Mila zuckte mit den Schultern.

Endlich streckte sie sich um mich ordentlich zu begrüßen. Unsere Lippen trafen sich. Es hätte wie so oft so schön sein können, wäre da nicht meine inzwischen schlecht gelaunte Zwillingsschwester.

"Das sieht so bescheuert aus! Geht das nicht sau in den Nacken? Ich meine fast 20 Zentimeter Größenunterschied?!" Wir lösten uns von einander und warfen ihr beide einen Blick zu der ihr klar machte, dass sie sich auf ganz dünnem Eis befand. "Caya. Du brauchst dringend einen Freund! Dann bekommst du alles zurück!" drohte ich ihr ernst. Meine Schwester grinste "Wie soll ich mir einen Freund zu legen, wenn du jedem Typen der mir zu nahe kommt eine reinhaust?" Da hatte sie nicht ganz unrecht. "Hast du schon etwas von Erik gehört?" fragte meine Freundin, auf deren Hüften meine Hände immer noch lagen und die sich nun an mich kuschelte. "Maybe" Caya grinste etwas breiter.

Milas Freundin vom Westernreiten räusperte sich und auch die beiden Pferde tänzelten etwas. "Oh! Das ist Maike. Hab ich glaube ich schon öfter von erzählt und das sind Caya und Bengt Sjögren. Meine beste Freundin und mein Freund. Bevor du fragst ja sie sind Zwilling, also sollte dir gleicht etwas irgendwie komisch vorkommen. Das ist bei denen normal." "Aha" kam es von der kleinen Blondine mit Hontas am Zügel und ihr Blick wanderte zwischen mir und Caya hin und her.

"Wann reitest du?" fragte Mila. "Ich wollte gegen Abend reiten, wenn Caya noch zwei Pferde von Papa reitet und unser Vater deinem Reitstunde gibt." meinte ich. "Oh das muss ich sehen! Warum hat Papa das nicht erzählt?!" meine Freundin klatschte freudig in die Hände.  Das war etwas was wir uns alle nicht entgehen lassen wollten, da es immer unterhaltsam war wenn unser Vater seinem besten Kumpel Springstunde gab.

"Wie lange seid ihr jetzt zusammen?" fragte Maike plötzlich. Mila und ich wechselten etwas überforderte Blick. "Vier/ Fünf Monate vielleicht!" gab Mila als Antwort und entschied sich dann wohl mal mich stehen zu lassen und das Pferd in seine Box zu bringen.

"Hilfst du mir absatteln?" fragte die kleine Dunkelhaarige an mich gewandt, wobei es eher klang wie eine beschlossene Tatsache. Seufzend folgte ich ihr und dem Quarter Horse ihrer Mutter.

Meine Schwester bekam davon wieder mal nix mit, da Madame damit beschäftigt war ihrem neusten Crush zu schreiben.

Mila drückte mir eiskalt die Trense zum auswaschen in die Hand und schenkte mir auf meinen eher wenig begeisterten Blick hin ein zuckersüßes Lächeln. Ich ergab mich meinem Schicksal heute zum zweiten Mal der Laufbursch von jemandem zu sein.

Kaum war ich mit der Trense wieder da. Kam mir Mila mit dem Sattel entgegen, den nahm ich ihr natürlich ganz Gentleman like mit den neckenden Worten "Gib her! Der ist doch viel zu schwer für dich" ab. Meine Freundin drückte mir daraufhin ihren Sattel mit einem Blick in die Hand der Bände sprach "Ich gebe dir gleich zu schwer für mich!". "Hmh!" bestätigte ich grinsend. "Eventingmacho!" rief sie mir lachend nach. "Westerntussi" schoss ich ebenfalls lachend zurück.

Milas Freundin die Hontas geritten war musste ebenfalls lachen "Seid ihr immer so drauf?". "Dass er mir den Sattel abnimmt passiert nicht häufig, also nein wir sind nicht immer so." erklärte Mila und ich spürte ihren Blick in meinem Rücken als ich mit Sattel und Trense bepackt in die Sattelkammer ging.

Caya hatte sich wohl zu uns gesellt, als ich wieder aus der Sattelkammer kam. Jedenfalls stand sie bei den anderen Mädchen und schien zumindest so als ob sie zuhören würde, aber insgeheim hingen ihre Gedanken irgendwo bei ihren Schweden. Das sah ich an ihrem Blick. Wenn Caya dem Gespräch wirklich aufmerksam folgen würde, würden ihre Augen nicht ganz so matt wirken.

"Was ist los?" fragte ich sie deshalb auf Schwedisch. Die Anderen mussten ja nicht unbedingt inhaltlich etwas von unserer Unterhaltung mitbekommen. "Nichts" beteuerte Caya. Ich hob beide Augenbrauen und meinte schlicht "Glaube ich dir nicht!" "Glaub doch was du willst!" fauchte sie mich an. Ich zuckte schließlich etwas entnervt die Schultern "Wenn du nicht reden willst gut! Aber zick mich verdammt noch mal nicht an" Caya verdrehte die Augen "dann frag mich nicht was los ist!"

Da hatte wohl jemand eine Abfuhr bekommen...

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