Fragen über Fragen!-Bengt

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Mila sah mich fragend aus ihren braunen Augen von der Seite an "Was ist los?". Ich zuckte einfach mit den Schultern. Ich hatte nicht das Bedürfnis zu reden. Sie nahm es seufzend hin und gab ihrer gescheckten Pintostute noch etwas mehr Zügel, als eh schon. Ly unter mir war nicht so ruhig. Er schlug ständig mit dem Schweif und schüttelte mit dem Kopf, wobei ihn das Matingal etwas behinderte. Milas Blick lag nun auf meinem hypernervösen Wallach "Kriegst du den bitte irgendwie ruhig?" sie klang unglaublich besorgt. Warum? Warum sind das momentan alle? "Nö" antwortete ich ihr. "Du warst auch schon mal gesprächiger! Ich fühl mich, als wäre ich mein allein Unterhalter" schmollte sie und schob total niedlich die Unterlippe vor. Ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken. Meine Freundin schenkte mir einen gespielt wütenden Blick und drohte mir lachend "Du sitzt im Englischen Sattel, dich bekomme ich schneller aus dem Sattel, als du dich entschuldigen kannst!". "Das würdest du nie in betracht ziehen. Einfach, weil du Angst hättest, dass ich mir weh tue" triumphierend sah ich sie an. Sie verdrehte daraufhin nur die Augen. Ich entschloss mich ihr doch die Frage zustellen, die mir auf der Seele brannte. Ich atmete tief durch und fragte "Hatte Caya was mit Erik?". Mila merkte ich sofort an, dass sie etwas in die Richtung wusste es, aber nicht sagen wollte. "Wann?" fragte sie deswegen. "Du weißt wann ich meine!" sie presste die Lippen fest aufeinander, wie immer wenn sie mit sich haderte. "Sag es einfach! Ich finde es eh irgendwann raus!" Sie zog die Augenbrauen zusammen und verzog ihre Lippen wieder zu einem Schmollmund "Immer diese Loyalitätskonflikte!". Sie seufzte und gab nach "Ja". Schockiert starrte ich sie an "Ehrlich?". Sie nickte.  "Wie konnte er nur?" meinte ich fassungslos "Das ging unter Garantie alles von Caya aus!" beschwichtigte Mila. "Trotzdem!" fauchte ich. "Bengt! Bitte mach am Stall keine Szene!" sie sah mich scharf von der Seite an. "Warum nicht!" "Weil du mit Erik echt gut klar kommst, besser als mit den meisten anderen momentan" sie hatte recht, aber es war trotzdem nicht okay von ihm sich auf meine Schwester einzulassen.

Wenig später trennten sich Milas und mein Weg. Sie ritt zurück zur Ranch und ich zum Club.

Ich hatte trotzdem beschlossen Erik auf Caya anzusprechen. Ich sattelte Ly ab und hielt Ausschau nach dem dunkelhaarigen Schweden.

"Hej" begrüßte er mich freundlich, als er in den Stall kam. "Hej" noch bemühte ich mich freundlich zu klingen. "Wie geht's dir?" wir hatten uns darauf geeinigt vermehrt Deutsch zu sprechen, da Erik doch noch so seine Probleme mit der Sprache hatte. "Gut" murmelte ich und klopfte Ly noch einmal die Schulter, bevor ich die Boxentür hinter mir schloss. "Was macht das Training?" "Ähm...Joa....Ich würde sagen es läuft bra" ich musste grinsen. Es passierte ihm schon mal, dass er ein schwedisches Wort in einen deutschen Satz mogelte. "Was schon wieder etwas auf Schwedisch im Satz?" Ich nickte. Er verzog genervt das Gesicht. "Warum waren du und Mila am Freitag?" "Freitag!" bestätigte ich. "Okay. Warum wart ihr am Freitag einfach weg?" Ich zuckte mit den Schultern "Warum hast du mit meiner Schwester geschlafen?" fragte ich etwas schroffer, als beabsichtigt. Er zuckte leicht zurück. "Bengt!" er wirkte mit einem mal ziemlich verzweifelt. "Ich habe nur eine Frage. Liebst du sie?" Er atmete hörbar aus "Jag veter inte! Es, es war ein Fehler! Bitte sprich nicht mit deinen Vater darüber! Ich will nicht meine Karriere verlieren!" "Riskieren!" verbesserte ich trocken. "Es tut mir leid!" murmelte er. Ich konnte ihn einfach nicht ernst nehmen mit diesem schwedischen Akzent. Er fuhr sich durch die Haare, die ihm wie immer etwas wirr ins Gesicht fielen. Jetzt hatte er auch noch das letzte bisschen Ordnung darin zerstört.

Caya kam in den Stall. "Warum bist du hier?" fragte sie mich etwas verwirrt. "War gerade mit Mila ausreiten." antwortete ich ihr knapp. Ihr Blick glitt zu Erik rüber. Keine Emotion legte sich auf ihr Gesicht nichts das etwas darüber verraten könnte, wie sie nun über Erik dachte. Nichts! "Hej" begrüßte Erik sie in einem schwer zu deutenden Tonfall. "Hej" kam es ihr kühl über die Lippen. Sie zeigte ihm durchgehend die kalte Schulter. Auch irgendwie nicht fair ihm gegenüber. Man sah ihm an, dass es ihn auf irgendeiner Art verletzte.

Erik ist mir allgemein in manchen Situationen ein Rätsel. Zum Beispiel spricht er nie von seiner Familie und ist sobald es in die Richtung gefragt wird mit einem mal total abweisend oder weicht aus. Komisch! Einfach nur komisch. Irgendetwas muss da seien, aber ich wollte auch nicht fragen. Ich hatte das Gefühl, dass es vielleicht etwas unsensibel kommen würde. Wir wissen eigentlich so gut, wie gar nichts über ihn. Eigentlich nur, dass er aus der Nähe von Jönköping kommt und seit seinem dritten Lebensjahr im Sattel sitzt. Aber wer ist Erik Nordin wirklich?

Ich wusste durch unseren Vater, dass Tattoos eine Menge über ihren Träger aussagen können, aber selbst diese sagten nichts, rein gar nichts über ihn aus. Es soll noch ein Fullsleve werden. Das auffälligste war ein Kelpie, oder wie diese Keltischen Wasserpferde heißen, in grau/blau mitten auf dem Oberarm. Das alles umgeben von eher dunkel gehaltenen blauen Meeresgestalten. Irgendwo glaube ich auch ein Thorhammer. Irgendwie alles voll schräg und passte nicht wirklich zusammen. Dieses halb Pferd, halb Fischvieh sah gar nicht mal so schlecht aus, aber was sollte es bedeuten?

So weit ich mich an das bisschen Mythologie aus Religion in der neunten erinnerte waren Kelpies trügerischer Wassergeister aus der Keltischen Mythologie.

Ich sah wieder zu Erik rüber. Sein Blick wanderte immer wieder zu meiner Schwester. Irgendwie tat er mir in dem Moment leid. Warum musste sich Caya auch ausgerechnet ihn für ihr Onenight Stand aussuchen? Es wunderte mich eigentlich, dass Caya ihn überhaupt so nah an sich rangelassen hatte wunderte mich ziemlich! Sonst verdrehte sie den Jungs nur den Kopf, ließ aber nie einen zum Zug kommen. Ihr Blick wanderte nun auch zu ihm. Ihre Blicke trafen sich und es herrschte mit einem mal eine unglaublich komische Stimmung im Stall, die selbst die Pferde unruhig machte.

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