Downfall

Nervensäge-Bengt

"Besprich das lieber nochmal mit Jo" Mama schmiss ihre Tasche in der Flur und drehte sich  zu mir um. "Papa wird nein sagen" ich sah sie flehend an. "Bengt ich hab das nicht zu entscheiden" sie seufzte. "Ich kann höchstens ebenfalls Überredungsarbeit leisten" "Ist doch was!" meinte ich schlicht und ging die spiegelnde Steintreppe nach oben hoch nur um direkt in meinem Zimmer zu verschwinden.

Ich wollte gerade meine Tasche auf mein Bett schmeißen, da hielt ich plötzlich mitten in der Bewegung inne. Das glaub ich jawohl nicht. Mila lag schlafend in meinem Bett. Wie kam sie dazu ohne mich in meinem Bett zu schlafen? Das gab Rache! Leise stellte ich meine Tasche ab und zog mein Handy aus der Hosentasche. Mit einem diabolischen Lächeln aktivierte ich das Bluetoothsignal und öffnete meine Musikmediathek. Ich sah noch einmal zu ihr rüber und drückte dann auf Play. Bei dem Lied konnte unter Garantie noch nicht mal der härteste Metalfan weiterschlafen. "They want all for one and none for all. I want to be there to witness the downfall" über die ersten beiden Zeilen kam Samuel David Carter nicht hinaus, da saß meine Freundin schon senkrecht im Bett und guckte mich erst ziemlich verwirrt und dann wütend an "Bist du bescheuert?!". Ich schaltete die Musik aus und sie hatte derweil nach einem Kissen gegriffen. Was hatte sie nun vor? "Idiot!" mit den Worten schleuderte sie selbiges nach mir, aber hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich es fangen würde. "Milamaus, also das mit dem so werfen, dass ich nicht fange müssen wir eindeutig noch üben" neckte ich sie grinsend. "Bengt!" jammerte sie und ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen.

Hinter mir öffnete sich die Tür "Sag mal was veranstaltest du hier?" Mama lugte rein, sah zu Mila rüber und zog überrascht die Augenbrauen hoch "Oh, Hallo Mila." dann verpasste sie mir eine Nackenschelle "Du bist böse! Deine arme Freundin!" "Morgen" wünschte ihr Mila grinsend und fing kaum, dass Mama die Tür wieder geschlossen hatte an zu lachen.

"Lachst du mich gerade wirklich aus?!" ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Och nein!" sarkastisch schüttelte Mila den Kopf. Grinsend ging ich mit ruhigen Schritten auf sie zu. "Was hast du vor?" Ich zuckte mit den Schultern "Gar nichts?" "Tu nicht so unschuldig." ich ließ mich auf die Bettkante sinken "Bin ich das nicht?" Sie schüttelte grinsend den Kopf und ihr Blick wanderte an die Decke "Aber das ist es was ich an dir schätze. Du bist nicht so unschuldig wie du aussiehst und machst daraus auch kein Geheimnis."

Ich sah ihr genau an was sie jetzt wollte. Ihre Augen lagen glühend auf mir. Ich beugte mich zu ihr rüber und legte eine Hand an ihre Wange. Ich konnte quasi spüren wie ihr all das zu lange dauert. Ich wollte sie jedoch noch etwas zappeln lassen. Lüstern biss sie sich auf die Unterlippe. Grinsend nahm ich es zu Kenntnis. Quälend langsam näherte ich mich ihr und legte meine Lippen auf ihre. Für sie wohl zu langsam. Wild und feurig erwiderte sie den Kuss. Sofort fuhr ihre Hand unter mein dunkelblaues Poloshirt mit der anderen machte sie sich an der Knopfleiste von selbigen zu schaffen, während ich mich ihrem Hals widmete. Ein keuchen entfuhr ihr, da hörte ich die Stimme meiner Schwester.

"Sorry Mila, du kannst dich gleich weiter von meinem Bruder vögeln lassen. ich will mir den nur mal kurz ausleihen!" ich könnte sie töten! Caya hat immer ein unglaublich unvorteilhaftes Talent dafür immer genau zum falschen Zeitpunkt etwas von einem zu wollen. "Caya und ihr Timing" flötete meine Freundin und meinte dann "Jetzt geh schon, bevor sie eine Szene macht, aber das lässt du hier!" sie zupfte am Saum meines Poloshirts. Lachend zog ich es aus und warf es aufs Bett. Dann schritt ich zur Tür.

Meine Zwillingsschwester musterte mich und ein breites Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. "Sorry. Ich sollte echt aufhören immer ins Blaue zu raten" lachte sie "und jetzt hör auf mich so angepisst anzugucken. Heute wird's zu warm um mit den Pferden zu arbeiten und da dachte ich nutzen wir es doch mal aus, dass wir an der Nordsee leben" "Du willst an den Strand schwimmen gehen?" Sie grinste und nickte "Ja" "Wer ist sonst noch dabei?" "Maja hat zugesagt und ich bin gerade dabei Erik zu überreden auch mit zu kommen" Ich zog die Augenbrauen hoch "Aber auch nur weil du dir seine Tattoos noch mal ohne das die Hälfte von Stoff verdeckt wird angucken möchtest" Sie schaute unschuldig und wickelte sich eine lange blonde Haarsträhne um den Finger "Vielleicht" "Nee ich glaube, du willst ihm einfach nur zeigen was er haben könnte wenn er nur etwas mutiger wäre" ich beobachtet ihre Reaktion ganz genau "Na gut das vielleicht auch." gab sie grinsend zu. "Kommt ihr mit?" Ich zuckte mit den Schultern "Ich ja, aber was mit Mila ist weiß ich nicht!" "Ich komme mit, aber nur wenn ich meinen Freund jetzt wieder bekomme!" kam es von Mila die nun im Türrahmen meiner Zimmertür stand. "Ist ja schon gut!" Caya lachte. Was hatte sie denn für eine Lauene? So gute Laune hatte Caya sehr selten!

Verwirrt sah ich meiner Schwester nach. "Sag mal hat meine Schwester Drogen genommen?" wandte ich mich an Mila. "Nein. Dachte ich auch erst, aber sie hat sich glaube ich einfach nur ziemlich verknallt" erklärte sie. "Alles klar! Und du weißt nicht zufällig in wen?" Sie schüttelte den Kopf und zog mich in mein Zimmer zurück.

Mila kuschelte sich in meine Arme und malte gedankenverloren kleine Kreise auf meiner Schulter "Wie wars eigentlich mit deiner Mutter?" Ich zuckte leicht mit den Schultern "Eigentlich wie immer nur das ich ihr einmal ziemlich den Arsch gerettet habe." Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch "Wie das?" "Ihr Ex, irgendsoein Italienischer Geschäftsmann, stand plötzlich vor der Tür und hat ihr klar gemacht, dass er sie zurück will. Dieser Wunsch hat sich dann in Luft aufgelöst, als er mich im Türrahmen hinter Mama stehen sah. Der Blick war wirklich klasse! Er fragte dann erstmal ob sie jetzt auf Jüngere stehen würde. Mama hat angefangen zu lachen und ihm dann erklärt das ich ihr Sohn bin. Daraufhin war er auf 180. Hat sie angeschrien 'du hast ein Kind und hast mir nichts gesagt. Wer ist der Vater?'. Ich hab ihm dann grinsend erklärt, dass es zu mir noch eine Zwillingsschwester gibt und unsere Eltern inzwischen wieder zusammen sind." ich musste immer noch grinsen wenn ich an Samstag denken musste. Ich hatte noch nie jemanden so häufig und derbst auf Italienisch fluchen hören. "Oh Gott! Das würde mir noch fehlen, wenn einer meiner Ex-Freunde vor meiner Tür stehen würde und mich zurück haben wollen würde. Jedoch muss ich ja nur sagen dass ich einen Neuen habe und das ganz zufällig Bengt Sjögren ist und sie wären ziemlich schnell wieder weg." Sie beendete das Kreise ziehen auf meiner Schulter und legte mir stattdessen ihre Hand an die Wange und küsste mich.

In dem Moment, wie sollte es auch anders sein, kam Caya ohne zu klopfen rein "Kommt ihr?". "Was bist du heute so eine Nervensäge?" grummelte ich. "Ich will jetzt einfach nur los, also hep!" sie klatschte in die Hände, wie unsere übermotivierte Sportlehrerin in der Grundschule.