Kitchentalk- Caya

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Keine Ahnung, wie wir hier gelandet waren, aber es war mir auch egal. Wir knutschten rum. Ich meine warum auch nicht? Erik gefiel mir von Charakter her schon ziemlich gut, aber ich wollte seine Karriere nicht gefährden. Diesen Vorsatz hatte aber wohl der Alkohol zur nichte gemacht. Ich wollte mehr. Langsam fuhr meine Hand unter sein T-shirt, aber er griff nach meinem Handgelenk "Caya! Nej". Mein Gott. Er sollte sich nicht so anstellen! Er ist jetzt nicht der erste Junge mit dem ich schlafen wollte und es auch tatsächlich schaffte ihn soweit zu bekommen. Er war Nummer drei und wie heißt es so schön? Aller guten Dinge sind drei. Ich küsste ihn wieder, dabei übte ich bestimmt Druck auf seine Schultern aus, so dass er mit dem Oberkörper nachgeben musste. "Koppla av!" ich versuchte dabei möglichst verführerisch zu klingen. "Caya! Jag kan inte slappna av mig så! Jag tror också att min framtid!" Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen "Ja, du kan! och tror du inte behöver nu." Ich grinste ihn an. Er schüttelte den Kopf "Du tar mig i helvetet" da wäre ich mir mal nicht so sicher! Ich glaube nicht, dass ich ihn in die Hölle bringen würde eher ins Gegenteil.

Als ich wach wurde, spürte ich erst das Brummen meines Schädels. Ich bräuchte dringend eine Kopfschmerztablette. Dann spürte ich Eriks Blick auf mir. Er war also auch schon wach. Ich hob den Kopf etwas und blickte ihm in die schönen braunen Augen. Oh man! Was hatten wir nur getan?!? So einfach ruiniert man jemandem das Leben!

"Jag tror jag kommer" er war der erste der seine Sprache wieder fand. Ich nickt. Es wäre wirklich besser wenn er jetzt gehen würde. Ich stand auf und sammelte einige meiner Klamotte vom Boden auf, streifte mir etwas davon wieder über. Der junge Schwede war auch auf gestanden und zog sich wieder an.

Leise gingen wir die Treppe runter. Es war so still, dass man nur unsere Schritte hören konnte. An der Haustür angekommen verabschiedete ich mich von ihm in dem ich ihn umarmte und ihn an den Kiesweg vor dem Haus erinnerte.

Es dämmerte schon. Ich schloss die Haustür und ging in die Küche. Zeit etwas gegen die Kopfschmerzen zu tun. Ich schmiss gerade die Tablette in ein Glas Wasser, da hörte ich wieder Schritte auf der Treppe und wenig später tapste Mila, barfuß, etwas verschlafen und in einem T-Shirt von meinem Bruder in die Küche. "Ist Erik schon weg?" fragte sie erstaunlich wach. "Jap!" bestätigte ich. Woher wusste sie davon? "Woher...?" sie unterbrach mich "Caya, ich bin deine beste Freundin. Ich weiß wenn du einen Typen haben willst!" "Weiß Bengt davon?" sie schüttelte den Kopf. Oh gut! Mein Zwilling hätte Erik wahrscheinlich den Kopf abgerissen wenn er davon erfahren hätte. "Caya?" "Hmm?" Ich sah sie an. "Warum?" ein Wort und es klang unglaublich anklagend. "Warum was?" frage ich verwirrt. "Warum Erik? Du hast ihm damit die Zukunft gründlich versaut! Caya wenn das rauskommt!" "Das kommt nicht raus! Und warum interessiert dich das überhaupt?! Ist dir mein Bruder etwa nicht mehr genug?" "Ich mach mir nur Sorgen um dich und jetzt trink du wirst immer so unleidlich wenn du Kopfschmerzen hast!" die kleine Dunkelhaarige wies auf mein Glas. Ich seufzte und kippte es runter. Mila hatte wie immer recht. Wieder Schritte auf der Treppe. Eindeutig mein Bruder.

Wenig später stand auch Bengt ziemlich verschlafen in der Küche. Er hatte beide Arme von hinter um seine Freundin geschlungen und ihr den Kopf auf die Schulter gelegt. Das sah echt schon etwas ulkig aus, da zwischen den Beiden  ein Größenunterschied von  mindestens 20 Zentimetern bestand. "Kommst du wieder ins Bett?" murmelte er verschlafen an ihre Halsbeuge und ihre Wangen verfärbten sich rot. "Bohar! Ich kotz gleich!" kommentierte ich das gesehen. "Lass mich raten Kopfschmerztablette wirkt noch nicht?" fragte er. Mila nickte. "Okay! Das erklärt ganz klar ihre miese Laune." Scheiße, wenn der Bruder einen lesen kann, wie ein offenes Buch. "Ach komm geh dich vergraben!" grummelte ich. Er grinste daraufhin und meinte "Das willst du nicht Schwesterherz! Denn was würden wir ohne einander bloß tun?" Er erinnerte mich wieder an diesen einen Tag am Stall. "Wir würden wahrscheinlich Selbstmord begehen" antwortete ich, als ich mich wieder in den Flur begab.

Anders ließe sich unsere Familie auch nicht aushalten! Unser Vater glänzt viel zu oft mit Abwesenheit und wenn er da ist arbeitet er nur oder ist am Stall. Unsere Mutter? 15 Jahre lang war sie ein Buch mit sieben Siegeln. Jede Frage nach ihr und ihrem Verbleib war einer Todsünde gleichzusetzen. Letztes Jahr tauchte sie, dann plötzlich wieder auf. Erst haben sie und Papa sich nur angeschrien. Dann irgendwann der Break und sie kamen wieder zusammen. Ich finde es eigentlich ganz gut so. Nur Bengt trägt ihr die 15 Jahre Abwesenheit noch sehr nach und lässt es sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren. Oma und Opa? Opa ist wie Papa und Oma. Oma ist Psychologin. Egal was du tust oder sagst sie analysiert es dir und dichtet dir innerhalb von einer Dreiviertelstunde eine Psychose zusammen. Die sie dann mit den Worten "Das hast du wohl von deiner Mutter geerbt" begründet. Noch dazu dreht sich seit Bengts Herzfehler attestiert wurde alles nur um Bengt. Ich kann tun und lassen was ich will. Es interessiert eh keinen. Eifersüchtig? Nö! Seine Probleme wollte ich nicht haben. Ich habe meinen Sport noch und das ist auch gut so! Andererseits hatte er Mila und ich? Ich niemanden. Nicht dass ich wen bräuchte. Ich komm auch gut alleine klar, aber dieses auf Wolke sieben schweben, rumknutschen bis zu geht nicht mehr und einfach jemanden zu haben der einem im richtigen Moment das Ego pushed fehlte mir schon ab und zu.

Unten in der Küche hörte ich sie reden. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber es ging um mich somit konnte ich einfach nicht anders. "Warum bist du eigentlich aufgestanden?" hörte ich Bengts Stimme. "Keine Ahnung. Ich hab mir Sorgen um Caya gemacht" "Wenn es nach mir ginge könnten sich ruhig mal alle um sie kümmern und nicht um mich. Ich hab davon so langsam echt die Nase voll!" Ich könnte mir vorstellen, dass Mila jetzt über seine Worte schmunzeln musste. "Was?" fragte er deswegen. Ihm war das Grinsen anzuhören.

Mit schnellen Schritten verschwand ich wieder in meinem Zimmer. Ich hatte jetzt echt genug von den beiden für diese Nacht!

DownfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt