Freiheiten und Familien-Mila

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Bengt und ich saßen lachend bei uns im Wohnzimmer. Bengt war wieder so drauf wie früher. So waren wir am rumalbern und hatten einfach nur mega gute Laune. Das missfiel dem Gnom ganz klar. Irgendwann kam mein Bruder etwas genervt ins Wohnzimmer.

"Ist was?" fragte ich grinsend und er verzog nur das Gesicht. "Ihr habt so scheiße gute Laune! Habt ihr nicht irgendwie noch Pferde die Bewegt werden müssen?" "Nö. Die haben heute beide Pause!" ich lächelte. "Musst du nicht Französisch lernen?" Bengt grinste ihn frech an. "Bohar! Hör auf mit Franze!" der Gnom verdrehte die Augen. "Wieso? So schlecht war die Arbeit ausnahmsweise doch gar nicht!" wand ich ein und der Gnom verzog wieder das Gesicht. "Mit dem lerne ich trotzdem nie wieder!" murmelte er und wies auf meinen Freund. Bengt fragte daraufhin nur "Wieso? Weil du es, dann kannst oder weil ich dir vorhalte, dass du so faul bist, wie ich, aber du es dir nicht leisten kannst?" Ich konnte nicht anders und musste herzhaft lachen. Der Blick meines Bruders war einfach zu genial. Mein Bruder drehte sich daraufhin nur um und ging wieder in den Flur. 

"Das hast du jawohl nicht ehrlich zu ihm gesagt oder?" fragte ich immer noch lachend. Bengt sah mich einfach nur verwirrt an "Ja. Wieso denn nicht. Ich habe doch recht!". "Sei nicht so böse!" ich knuffte ihn in die Seite. "Ich bin nicht böse nur realistisch!" verteidigte er sich und bekam dafür von mir einen belustigten Blick. "Was machst du eigentlich am Wochenende? Ich meine Caya tourt mit euren Großeltern und Dotti durch die Weltgeschichte und euer Vater wird operiert" fragte ich neugierig. "Ob du's glaubst oder nicht. Ich verbringe mein Wochenende mit Ly und meiner Mutter". Ich starrte Bengt locker 10 Minuten irritiert an. Wenn er doch eine Person hasst, dann seine Mutter. "Wie? Verarscht du mich jetzt?" "Seh ich so aus?!?" Bengt sah mich ernst an. Er würde also wirklich Zeit mit seiner Mutter verbringen.

Mein Freitag war für mich ziemlich gechillt. Im Gegensatz zu Caya's. Sie hatte wie jeden Freitag nur vier Stunden, aber verbrachte jene mit gedankenverlorenem Rumkritzeln oder unruhig mit dem Stift in ihrer Hand rumgespiele. Letzteres ging mir so auf die Nerven, dass ich ihr in Geschichte ihren Kuli aus der Hand nahm. Bengts Stimmung war genau das Gegenteil. Er hatte die Ruhe weg und so schlechte Laune, dass eigentlich jeder einen Bogen um ihn machte.

Nach meinen acht Stunden Schule machte ich mich direkt auf den Weg in den Stall. Nur um eine glücklichwirkende, aber eher einem panierten Schnitzel gleichende Pocahontas zu sehen. Oh man! Warum musste sie sich auf dem Sandpaddock wälzen? Zum lange mein Pferd darüber zu Texten warum ich nicht so begeistert von ihrem neuen Look war, hatte ich nicht wirklich Zeit da ich noch misten musste und auch noch etwas reiten wollte.

Ich hatte Hontas gerade auf ihren Paddock bekommen und die Boxentür so geschlossen, dass sie bis ich mit misten fertig war nicht mehr rein kam, da kam Mum mit einem ihrer Berittpferde in den Stall. "Mila? Kommst du gleich eine Runde mit ins Gelände?" "Nach dem Misten?" fragte ich. "Ja können wir machen!" damit ging sie weiter und sattelte den jungen Quaterhorse Wallach ab.

Wenig später stiegen wir beide in die Sättel unserer Pferde. "Wo wollen wir hin?" fragte sie. "Wir waren schon voll lange nicht mehr am Strand. Lass uns zum Strand!" "Gut, dann geht's zum Strand." Mum gab ihrer Stute eine Parade und wir schlugen den kleinen Pfad Richtung Wald ein. "Freust du dich schon auf morgen?" fragte sie dabei beiläufig. "Ja, wird bestimmt lustig. Vor allen Dingen wenn wir wieder dieselbe Truppe sind, wie letztes Jahr" bestätigte ich. "Das kann ich mir vorstellen. Ihr ward ja ungefähr eine Altersklasse. Nur solltest du dich dieses Jahr darauf einstellen dich dafür zu rechtfertigen, dass du mit einem Vielseitigkeitsreiter zusammen bist." meinte Mum ernst. "Ex-Vielseitigkeitsreiter" verbesserte ich sie. "Gut, ändert trotzdem nichts an den Sprüchen. Was macht Bengt eigentlich dieses Wochenende? Jo wird operiert, Caya ist unterwegs." Wir bogen auf den Hauptweg Richtung Strand ein. "Der schlägt sich das Wochenende mit seiner Mutter rum." "Ach du.....der arme Junge! Haben sie immer noch so eine negative Beziehung zu einander?" ich schloss zu ihr auf und nickte "Ja. Sowas von! Er wirft ihr ihr verschwinden immer noch vor und sie versucht sich mit ihm auszusprechen, aber er will partout nicht." Mum nickte nachdenklich und strich sich mit einer Hand eine etwas zu lange dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wenn ich mir vorstelle ihr beide würdet nicht mehr mit mir reden.....aber Cady hat es einfach nicht anders verdient. Sie hat die beiden einfach im Stich gelassen. Ich kann es einfach nicht verstehen! Warum tut man seinen Kindern das an?! Besonders an Jo's Stelle hätte ich sie nach dem Abgang nicht zurück genommen. Auch wenn er sie immer noch liebt! Er ist einfach zu lieb!" Da hatte sie recht.

Johan lässt Bengt und Caya so gut wie alles durchgehen. So lange sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten oder ihre Leben leichtsinnig auf's Spiel setzten, lässt er es sie machen. Ich kenne Caya schon unglaublich lange und sie konnte immer machen was sie wollte ihr Vater war nie richtig sauer auf sie. Das selbe gilt für Bengt und Bengt hat schon eine menge Scheiße gemacht für die andere richtig Ärger bekommen hätten.

Schon nach einigen Metern nahm ich die salzige Luft wahr und drehte mich daraufhin zu meiner Mutter "Wie siehts aus? Wettrennen am Strand?" "Du willst nur verlieren" antwortete sie mir daraufhin grinsend. Tja nur sie schien vergessen zu haben, dass ich in letzter Zeit wenn ich ausreiten war immer mit Leuten unterwegs war, die dazu neigen es beim Geländegalopp etwas zu übertreiben.

Zwischen den Dünnen trabten wir an und kaum, dass wir beide auf der offenen und windigen Fläche waren, konnte uns nichts mehr halten. Hontas streckte sich und stob los. Der leicht feuchte Sand flog nur so unter ihren Hufen und mir schossen Tränen vom Wind in die Augen.

Ich liebe es! Ich liebe dieses Gefühl der grenzenlosen Freiheit.

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