Loyalitätskonflikte in Sachen Liebe- Mila

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"Hast du Drogen genommen oder warum bist du so gut drauf? Oder freut es dich einfach nur alle mal für ein Wochenende los zu sein?" etwas irritiert sah ich Caya an. Die grinste nur still in sich hinein. Um mir wirklich sicher zu sein, dass sie nix eingeschmissen hatte schaute ich mir lieber man ihre Pupillen an, aber die waren zum Glück normal. "Was ist los?" ich piekste sie zwischen die Rippen und sie krümmte sich sofort erschreckt aufquietschend zusammen.

"Lass sie bitte ganz! Ich will hier nicht alle Pferde alleine reiten!" Erik lief mit schnellen Schritten an uns vorbei und ich musste wegen seinem starken schwedischen Akzent grinsen. Das klang jedes Mal unglaublich niedlich, selbst wenn er sich aufregte, wenn er Deutsch sprach. "Kein Problem, außerdem kann ich das meinem Freund auch nicht antun! Der leidet doch immer halb mit wenn sie sich verletzt." Grinsend hob der junge Schwede einen Daumen und sagte "Bra. Tack sa mycket" Verwirrt sah ich Caya an. "Gut. Vielen Dank" übersetzte jene und putze die große Hannoveranerstute vor ihr weiter.

Erik war schon wieder bei seinem hübschen Apfelschimmel Wallach, der der Farbe her noch sehr jung sein musste zugange. "Ich finde es so mies, dass Papa es mir nicht zu traut Excalibur zu reiten!" Caya wies auf den Apfelschimmel. "Damit Mila das auch mitbekommt erkläre ich es jetzt noch mal auf Deutsch!" Erik seufzte und fuhr dann fort " Es geht nicht darum, dass Johan es dir nicht zutraut. Es ist ihm einfach nur lieber, wenn ein ausgebildeter Bereiter auf einem Pferd sitzt das erst vier Wochen unterm Sattel ist." Überrascht sah ich Erik an. Er war ausgebildeter Bereiter? Ich meine er hat einen unglaublich professionellen Umgang mit Pferden, aber er hatte auf mich nie wirklich den Eindruck eines Bereiters gemacht.

Wenig später saßen beide schon auf den Pferden. Ich war drauf und dran ihre Zügel zu kritisieren, aber mir kam dann doch in den Sinn, dass sie ja Englisch ritten und man da die Zügel ja gefühlt am Anschlag hatte.

Dafür dass Excalibur erst vier Wochen unterm Sattel war lief er unglaublich gut und erstaunlicherweise auch entspannt. Daneben war Cayas Stute eine Katastrophe und Caya hatte wirklich zu kämpfen.

Erik sagte irgendetwas zu ihr auf Schwedisch und Caya seufzte. Im nächsten Moment schwang sie sich aus dem Sattel und Erik tat es ihr gleich. Es folgte ein Pferdetausch.

"Du reitest nur Schritt! Ich will das nicht verantworten, wenn er gleich doch noch austickt." wies Erik sie an, als er sich in den Sattel der Stute schwang und kaum, dass er oben saß die Bügel länger machte. Caya ritt einfach ohne Bügel. Da hatte wohl die Faulheit gesiegt. Er wies sie wohl extra zum Schrittreiten auf Deutsch an damit ich das auch ja mitbekam.

Auch unter Erik machte die Stute nur Mist, aber es wirkte schon etwas strukturierter, als unter Caya. Die zuckelte hingegen etwas gelangweilt mit Excalibur im Schritt durch die Halle.

Einige andere Reiter wirkten etwas eingeschüchtert von Erik, der mehrere mal derbst auf Schwedisch Fluchte, was ich auch nur wusste weil Caya mir das irgendwann mal erklärt hatte und die Stute langsam wieder runter kam.

Am Ende sah es echt gut. Die Stute wirkte lockerer.

Es dauerte nicht lange da waren Caya und die Stute wieder weg, während Erik mit dem Wallach weiter übte. Es sah fast aus als würden sie einen Parcours nur ohne Sprünge reiten.

Er klopfte dem Wallach zum Schluss den Hals und ritt ihn am langen Zügel trocken. Nach ein paar Runden auf der ganzen Bahn ritt er zur Bande und griff nach seiner dort deponierten Wasserflasche.

Ich nutzte den Moment und fragte "Was war mit der Hannoveranerstute?". Er setze die Wasserflasche ab, guckte erst wie ein Schaf und meinte dann "Die steht fast nur auf der Weide oder in der Box. Johan will sie bald verkaufen. Sie ist nicht so ganz sein Pferd" "Warum nimmst du sie nicht? Sah doch gar nicht mal schlecht aus!" Er verzog das Gesicht "Hmh... Die bringt locker 20.000. Kann ich mir nicht leisten." dann zuckte er mit den Schultern und nahm noch einen Schluck aus der Flasche, bevor er sie wieder auf die Bande stellte. "Hilfst du mir gleich Sprünge aufstellen?" rief er noch und ritt in die Mitte um abzusteigen.

Ich hatte eigentlich nicht erwartet direkt mit eingespannt zu werden. Ich hatte eigentlich nur darauf warten wollen, dass Caya mit ihren Pferden durch war.

Sie sattelten sich beide wieder die nächsten Pferde. Eigentlich ging ich nur in die Sattelkammer um zu fragen, ob ich irgendwie helfen könnte, aber ich blieb abrupt im Türrahmen stehen.

Der Anblick der sich mir da bot verwirrt mich ehrlich gesagt etwas. Irgendwie hätte mir ja klar sein müssen, dass da irgendwie sowas los sein musste, so wie Caya drauf war.

Sie und Erik standen knutschend in der Sattelkammer.

Ich drehte mich wieder um und ging schnell zurück in die Stallgasse.

Schon wieder ein Loyalitätskonflikt. Was sollte ich meinem Freund sagen wenn er mich nach seiner Schwester und Erik fragen würde? Ich wollte meine beste Freundin nicht verraten, aber ihn gleichzeitig nicht belügen. Fuck!

Die restliche Trainingszeit der beiden zerbrach ich mir den Kopf was ich tun sollte...

Als ich später mit Caya alleine war packte mich doch die Neugier.

"Sag mal was ist das mit Erik und dir?" fragte ich forschend und hoffte sie würde mir nicht ausweichen. Caya zuckte einfach mit den Schultern und meinte "Wir sind nur Freunde". Ist klar! Freunde mit gewissen Vorzügen und die eigentlich auch was von einander wollen, aber Stopp sie waren ja 'nur' Freunde. "Wie kommt es dass ich dir das nicht ganz abnehme?" "Keine Ahnung. Weil du manchmal unglaublich misstrauisch sein kannst vielleicht." wich sie weiter aus. "Caya?" ich zog die Augenbrauen hoch und ihre blauen Augen wanderten nervös auf der Suche nach einem Fixpunkt durch ihr Zimmer. "Gut. Wir haben mehr oder weniger was mit einander" murmelte sie. "Bitte was?" mir fiel die Kinnlade runter. "Nein! Du verarscht mich". Caya sah mich ernst an und strich sich eine lange blonde Haarsträhne hinters Ohr "Sehe ich aus als würde ich Witze machen? Kein Wort zu irgendwem und vor allen Dingen nicht zu meinem Bruder! Der rastet nur aus und dann ist wirklich alles gelaufen! Okay?" Ich seufzte und nickte. Jetzt hieß es Daumen drücken, dass Bengt mich nach nichts in der Richtung fragen würde.

Er würde morgen wahrscheinlich eh eher über das Wochenende bei seiner Mutter lästern, als sich um seine Schwester zu scheren.

Da wusste ich noch nicht, dass ich ihm am nächsten Morgen mehr als nur verfluchen würde...

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