Ich liebe dich? -Caya

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"Tschüss" flötete ich und drückte meinem Bruder beschwingt ein Küsschen auf die Wange und ignorierte seinen irritierten Blick. Ich freute mich darauf Erik wieder zu sehen und dass ich allein war. Mama guckte auch etwas irritiert, aber fragte nicht da sie eindeutig fahren wollte. Um so besser, also hatte Bengt auch keine Zeit fragen zu stellen.

Ich winkte noch, als das Gespann inklusive genervtem Bruder, ungeduldiger Mutter und einem sehr entspannten Lysande vom Hof rollte.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich sah wie Erik aus seinem Volvo stieg und mit schnellen Schritten zu seinem Stall lief. Ich wollte ihn erst seine Pferde begrüßen lassen. Es sah nicht so aus, als ob er heute noch reiten wollen würde, schließlich trug er Jeans.

Ich hörte mehrere Pferde wiehern und Eric lachen. Ich wartete noch kurz, dann ging ich rüber auf die Stallgasse.

Er stand mit dem Rücken zu mir und begrüßte Pete innig. Ich schlang einfach von hinten meine Arme um ihn und hauchte "Du bist wieder da". Er zuckte leicht zusammen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen "Was eine Begrüßung!" Pete grummelte zustimmend. Ich gab ihm vorsichtig einen Kuss auf die Schulter, auch wenn ich eher auf einen etwas stürmischen Begrüßungskuss gehofft hatte. Der zwar auch sofort klar gemacht hätte wo wir im Laufe des Abends und der darauffolgenden Nacht noch landen würden, aber doch hätte ich ihn angemessen gefunden. Oder hatte er mich vielleicht doch nicht vermisst?

Endlich wandte er sich von seinem Pferd ab und mir zu. Allein der Ausdruck seiner Augen ließ mein Herz schneller schlagen. Oh Gott warum sah er mich so lange an und tat nichts? Er sollte mich küssen oder zumindest irgendetwas zu mir sagen! Aber nein er stand da einfach nur, sah mir in die Augen und lächelte mich an. Ich wurde ungeduldig. Betont langsam legte er eine Hand an meine Wange. Küss mich endlich! "Hast mich wirklich vermiss?" da schwang doch eine Spur Spott mit oder nicht? "Vielleicht. Vielleicht habe ich aber auch gelogen" antwortete ich spitzbübisch grinsend. "Spielst du mit mir, oder....?" er sah mich forschend an. "Finds raus!" das war eindeutig schon kein flirten mehr. Lächelnd beugte er sich runter und küsste mich vorsichtig. Mir zu vorsichtig. Ich zog ihn immer näher zu mir und intensivierte den Kuss immer weiter, bis er mich an den Schultern zurück drückte. "Caya..." fing er an. "Nein! Ich will keine Zweifel hören! Ich" ich streckte mich etwas und küsste ihn "will..." noch ein Kuss "nur..." ein letzter kurzer Kuss "dich". Hatte ich ihn jetzt? Ja? Nein? Ja!

So saßen wir eine halbe Stunde später bei uns zuhause auf dem Sofa. Es war fast so als wären wir ein Pärchen. Wenn es so war mit ihm zusammen zu seien, dann wäre ich mehr als bereit jedes Risiko einzugehen.

"Caya, was machen wir, wenn wir jetzt feststellen dass... naja dass wir uns nicht vorstellen können jeden Tag aneinander vorbei zu laufen ohne zusammen zu seien?" Er sah mich unsicher an. "Ich weiß nicht wie dir das geht, aber ich kann mir das schon nicht mehr vorstellen." Ich starrte ihn erst einmal gefühlt 10 Minuten ungläubig an. Hatte er das wirklich gesagt? "Mir gehts genau so" brachte ich schließlich hervor. "Warum fangen wir nichts mit einander an? Ich meine jetzt nicht offiziell sondern inoffiziell. Also dass keiner etwas davon weiß!" "Was ist wenn doch jemand etwas mitbekommt?" warf er ein. "Das wird keiner glaub mir!" versicherte ich und fügte mit Nachdruck hinzu "Dafür sind im Endeffekt alle zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Ich kenne sie alle länger als du und erst gegen Saisonende könnte es kritisch werden, aber das dauert noch. Lass es uns doch einfach versuchen." Er seufzte "Und wie wollen wir das anstellen?" Ich zuckte mit den Schultern "Irgendwie findet sich schon ein Weg! Wenn man etwas wirklich will schafft man das auch." Hölle! Das würde wir bestimmt bereuen. Er wirkte nicht sehr überzeugt. Ich griff nach seiner Hand.

Mein Handy klingelte und ich ließ seine Hand augenblicklich los. Bengt. Da musste ich ran. Ich legte kurz einen Finger an meine Lippen und bedeutete Erik auch ja leise zu seien, wenn er sein Leben liebt.

Ich nahm den Anruf entgegen. "Hey Schwesterchen. Was machst du gerade?" er klang gelangweilt. Dann wollte ich ihn doch mal etwas ärgern "Sitze auf dem Sofa und schaue Bron". Erik zog etwas überrascht die Augenbrauen hoch und ich machte ihm irgendwie klar, dass ich die schwedisch/dänische Serie einfach liebte und Bengt ebenfalls. "Welche Staffel?" sprang mein Bruder direkt drauf an. "Die dritte. Die müssen wir dringend noch einmal zusammen gucken bevor die vierte bald rauskommt." "Mhm" kam es bestätigend von Bengt. "Was hast du so gemacht?" fragte ich und hoffte ihn damit schnell wieder loszuwerden. "War mit Mama ausreiten. Ich langweile mich hier echt!" "Aber die Fohlen sind doch bestimmt interessant. Die sind so süß" mein Bruder stöhnte genervt auf. "Ist klar das sowas von dir kommt. Naja Mama will was von mir. Wir kommen übrigens Sonntagmorgen schon wieder." Mist! "Bis dann. Hab dich lieb Schwesterherz" verabschiedet er sich "Ich dich auch. Bis Sonntag" mit den Worten legte ich auf.

"Wochenende hat sich gerade erledigt! Bengt und Mama kommen Sonntagmorgen wieder." erklärte ich Erik. "Aber wir haben noch heute und morgen" wand er ein. "Mhm" stimmte ich Gedanken verloren zu und fuhr ihm zärtlich die Linien des realistisch gearbeiteten Thorhammertattoos nach.

Es sah aus wie eines dieser Amulette aus dem Wikingerzeitalter das im Wasser, dem auch das Kelpie auf seinem Oberarm entstieg, versenkt wurde. Es hatte etwas mystisches und der Tättowierer meinen vollsten Respekt!

Samstag morgen brauchte ich erst einen Moment um zu verstehen warum ich in Eriks Armen lag. Ein Gefühl an dass ich mich gewöhnen könnte. Jedoch würde ich es wohl nie lange genießen können.

Erst spürte ich seinen warmen Atem in meinem Nacken, dann seine weichen Lippen auf meiner Schulter und seine wunderbar angenehme Stimme an meinem Ohr "Guten Morgen". Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm einfach in die schönen braunen Augen. Ich liebte diese Ruhe die sie ausstrahlten. "Morgen" murmelte ich und musste grinsen "Ist dir aufgefallen, dass wir das erste mal ohne Kater nebeneinander aufwachen?" Er runzelte kurz total niedlich die Stirn und meinte dann "Stimmt. Habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht." Lächelnd kuschelte ich mich enger an ihn und genoss den Moment einfach. Gerade schloss ich die Augen, da riss Erik mich wieder aus meinem Entspannungszustand "Caya, Ich liebe dich" ruhig, aber auch bestimmt. Er meinte es ernst. Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Das war genau das was ich hören wollte! Ich konnte nicht anders und küsste ihn. Diesen Kuss hatte er sich mehr als verdient. Mein Herz hämmerte mir gefühlt viel zu schnell gegen die Brust.

Als wir uns wieder von einander lösten sagte ich ihm endlich das ich genauso fühlte wie er "Ich dich auch."

In diesem Moment waren wir wirklich ein glückliches frisch verliebtes Pärchen. Leider hatten wir nur noch diesen einen Tag. Danach konnten wir immer nur hoffen zumindest kleine Momente allein abpassen zu können. Besonders auf meinen Bruder galt es aufzupassen.

Dieser Moment wurde wieder durch mein Handy gestört. Mila hatte mir geschrieben. Sie hatte vorgeschlagen, dass wir uns einen schönen Abend machen würden und sie die Nacht bei uns verbringen würde. Ich konnte mir schon vorstellen warum. Das würde eine Überraschung für meinen Bruder werden... 

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