Downfall

Prinzessinen auf hohen Rössern- Erik

Prüfend musterte ich Caya als sie wieder in den Stall kam. Sie sah nicht so aus, als hätte sie mit ihrem Vater über uns gesprochen.

Mein Herz wummerte trotzdem wild gegen meine Brust. Unschlüssig blieb sie vor der Box ihrer Apfelschimmelstute stehen. Ich wusste nicht so recht ob ich zu ihr gehen oder lieber an Ort und Stelle verweilen sollte.
Ich entschied mich schließlich zu ihr zu treten. Sie sah aus, als würde sie etwas beschäftigen.

„Alles in Ordnung?" fragte ich als ich neben ihr stand. „Wir müssen reden!" sagte sie unglaublich ernst und fest. „Das kann so nicht weiter gehen. Arvid hat recht. Irgendwann wird es uns um die Ohren fliegen. Wir müssen offen damit raus." Ich seufzte und wandte meinen Blick erst zu Boden und dann sah ich ihr in die wunderschönen, unergründlichen und atemberaubenden blauen Augen. Das was ich dann sagte würde ich bereuen „Ich kann das nicht! Ich riskiere zu viel. Ich habe so hart dafür gekämpft jetzt hier zu stehen." Die Luft war plötzlich zum zerschneiden dick und sie starrte mich fassungslos an. „Es tut mir so leid, aber es geht nicht" kam es mir über die Lippen und löste die Explosion aus „Das ist jawohl nicht dein Ernst! Bin ich dir so unwichtig?!? Weißt du was auf dich kann ich verzichten!" Jedes ihrer Worte bohrte sich unnachgiebig wie eine Pfeilspitze in mein Herz. Wutschnaubend drehte sie sich um und verließ den Stall wieder. „Caya" versuchte ich noch sie aufzuhalten, aber dafür war es wohl zu spät.

Ich hatte uns wohl gerade beiden das Herz gebrochen.

Pete schmiegte seinen Kopf an meine Schulter als wolle er mich trösten. Gedankenverloren streichelte ich ihn und fuhr immer wieder durch sein kurzgeschorenes lackschwarzes Fell. Mein Wallach brummelte immer wieder leise und gab mir somit zumindest das Gefühl, dass mein Pferd immer zu mir halten würde.

Arvid und Ole kamen in den Stall und blieben stehen, als sie mich sahen. „Erik, alles okay?" Ole sah mich irritiert an. Schnell nickte ich und meinte „Ja alles gut" „Habt du und Caya euch irgendwie verschworen was diesen Satz angeht? Sie sagte gerade dasselbe, als fast in mich rein rannte." Ole zuckte mit den Schultern und ging weiter, während Arvid wohl ein Licht aufgegangen war.

„Du und Caya. Ihr hatte Streit, oder?" Ich seufzte und nickte. Er zog nur die Augenbrauen hoch und klopfte mir auf die Schulter „Vielleicht ist es besser so, vielleicht sind auch nur die Pferde mit ihr durchgegangen. Auf jeden Fall warne ich dich lieber vor: mit Caya ist nicht zu spaßen. Wir werden sehen was sie auf ihrem Feldzug gegen dich veranstaltet und wie du dabei weg kommst." Das waren ja mal rosige Aussichten. „Wir werden sehen" murmelte ich resigniert. Er warf mir noch ein aufmunterndes Lächeln zu und dann verschwand auch er in der Sattelkammer.

Ich versank derweil wieder in meinen Gedanken. War Caya wirklich so, wie Arvid es angedeutet hatte? Bis jetzt hatte ich davon noch nichts gemerkt. Aber bekam sie nicht immer alles was sie wollte? Sie hatte Johan und Bengt echt gut in der Hand. Einzig und allein ihre Mutter schien noch nicht in Cayas Netzt gefangen zu sein.

Pete wieherte und riss den edlen Kopf hoch. Ich brauchte noch zwei Wimpernschläge um zurück ins hier und jetzt zu kommen. Mein Rappe tänzelte derweil nervös von einem Huf auf den andren und brummelte immer wieder.

Ich drehte mich auch in die Richtung in die er schaute. Das ging ja heute zu wie im Taubenschlag. Johan stand nun auch auf der Stallgasse dem Blick nach ziemlich vertieft in sein Handy. Pete machte derweil weiter auf sich aufmerksam. „Erik hast du dein Pferd nicht im Griff?" Johan grinste mich an. „Nee. Siehst du doch! Der hat einfach nur Hunger. Fütterst du sie abends wohl möglich gar nicht?" sprang ich drauf an. „Sieht man das, denn nicht so dünn wie die alle sind?" lachend kam er zu mir und Pete rüber. „Du hast wohl noch nicht verstanden, dass es erst um sechs wieder was zu fressen gibt." tadelte er den Rappen grinsend. „Das hat er noch nie verstanden, wenn es nach Pete ginge wäre er kugelrund." „Das wären die meisten hier, nur Casico nicht. Der frisst so gut wie nichts gerne und teilt sich sein Heu selber über den Tag verteilt ein. Der hat mir sogar Banane vor die Füße gespuckt." Das würde Pete niemals einfallen. „Auf so eine Prinzessin im Stall könnte ich verzichten." Johan lachte kurz auf „Glaub mir. Ich auch nicht, aber die habe ich nicht nur im Stall stehen sondern auch zuhause sitzen." Oh ja. Caya ist eine Prinzessin durch und durch. „Tja selber schuld. Wenn man nie nein sagen kann." murmelte er. Er ließ den Blick über meinen Rappen wandern. „Ich muss zuhause noch alle Pferde nachscheren. Ich hab jetzt schon keinen Bock mehr. Bengt schert bestimmt auch drei/ vier Pferde. Caya schert ja noch nicht mal ihr eigenes Pferd." „Dabei macht sie doch viel mit Dottie" es versetzte mir einen kleinen Stich über sie zu reden. „Ja das schon, aber das Scheren überlässt sie schön mir oder ihrem Bruder. Es ist aber auch schwer ihr etwas abzuschlagen. Wo ist sie eigentlich?" Ich zuckte mit den Schultern. „Hmh. Dabei kommen die von der Spedition gleich und holen die Pferde ab. Ich mache ihr Dottie nicht fertig." das hatte ich schon wieder erfolgreich verdrängt. Deswegen waren sie alle jetzt im Stall! „Pete muss nur noch Halfter und Gamaschen draufbekommen,oder? Das würde ich gleich machen, wenn du mir Caya ranholst." Ich seufzte und nickte.

Wenn ich nein gesagt hätte wäre er nur stutzig geworden. So biss ich in den sauren Apfel.

Sie saß auf einem Zaun und sah einigen jungen Reitern aus der Ferne beim reiten zu. Sie wirkte so friedlich, so in sich gekehrt, so wunderschön und doch tobte sie innerlich wie ein Wirbelsturm. Ich konnte es an ihren Augen sehen.

Sie spannte sich sofort an, als sie mich bemerkte. „Was willst du?!" zischte sie und hielt mir weiterhin den Rücken zugewandt. „Caya. Es..." setzte ich an. Sie unterbrach mich ungehalten und fuhr zu mir mit wutblitzenden Augen um „Spar's dir!". Was hatte ich nur angerichtet? Warum kann sich nicht einfach mal sprichwörtlich der Boden auftun und mich aus solchen Situationen retten. „Sei doch einfach mal ehrlich zu dir selbst! Klar es ist aufregend sich immer verstecken zu müssen, aber ist es nicht in erster Linie total lästig? Ich will jemanden der zu mir steht. Der kein Problem damit hat zu zugeben dass er mich liebt wenn er danach gefragt wird. Für den nichts von unserer Beziehung abhängt oder der etwas mit ihr verlieren könnte." „und wie stellst du dir das vor?" dann holen wir die kleine Prinzessin wieder von ihrem hohen Ross „Soll ich es einfach öffentlich machen und hoffen das es keine Konsequenzen für mich hat? Wie soll es weitergehen wenn ich wieder in Schweden bin, da kein Sponsor mehr den Reiz sieht mich eines seiner Pferde reiten zu lassen und mich dafür zu bezahlen und ich wieder als einfacher Reitlehrer und Bereiter, der nur am Wochenende mal auf einigen kleinen nationalen Turnieren Berittpferde vorstellt, an einem kleinen Stall arbeite. Während du die große Karriere die du vor die Füße gelegt bekommen hast lebst? Glaubst du dann wirklich, dass wir uns irgendwann wieder sehen?" Caya wollte den Mund aufmachen und etwas sagen, aber sie schloss ihre vollen Lippen direkt wieder und wirkte mit einem mal gar nicht mehr wütend. „So habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht" murmelte sie. „Ich war es einfach nur so leid. Ich wollte....nein...ich habe noch nie so für jemanden empfunden wie für dich, das obwohl wir uns noch nicht so lange kennen und es ist einfach komplett bescheuert, aber... Teufel! Es gibt kein aber!" Ich entschied mich sie aus ihrem Gestammel zu erlösen „ Es ist in Ordnung. Ich bin es auch leid, aber wenn wir nicht getrennt werden wollen müssen wir uns was einfallen lassen und jetzt komm. Im Stall warten schon alle auf dich. Ich sollte dich eigentlich nur holen damit du dein Pferd verladefertig machst" Sie lachte gelöst und nickte.

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Kurze Frage der Autorin in einer Entscheidungskrise:
Soll diese ganze Geschichte ein gutes oder böses Ende nehmen? Es ist beides zu verlockend! Was würdet ihr bevorzugen? Den harten Fall und alles ist um oder das nette freudige seichte Ende?

Keine Sorge diese Geschichte ist natürlich längst noch nicht komplett erzählt. Ich habe noch so einiges in petto, aber mich würde in dem Punkt einfach eure Meinung interessieren.

Danke für's lesen!