Von Kumpels und Liebe-Mila

217 14 1
                                    

Schockiert sah ich meinen Freund an. Der starrte einfach nur mit versteinerter Mine auf sein Smartphone. Er atmete hörbar aus und sagte, dann "Jetzt sind sie geliefert! Caya wird ihres Lebens wahrscheinlich nicht mehr froh und Erik kann sich seine Karriere in die Haare schmieren." "Aber nur wenn das euer Vater sieht?" Er schüttelte den Kopf "Nein, das ist egal wer aus dem Team den Artikel sieht." Oh Gott. Arme Caya! Armer Erik! "Ich will zum Stall! Ich habe jetzt eindeutig was mit Erik zu klären" murmelte Bengt. "Mein Lieber du haust ihm keine rein!" "Und ob ich das tue!" knurrte er nur und drehte sich auf dem Absatz um. Jetzt hieß es retten was zu retten war. Das Problem ist nur, dass Bengt wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat schwer davon abzubringen ist. Ich folgte ihm also und versuchte beruhigen auf ihn einzureden, aber mein Freund sagte einfach mal keinen Ton, bis wir bei ihnen vor der Haustür standen.

Kaum, dass er die Haustür aufgeschlossen hatte kam Caya die Treppe runter und fiel ihrem Bruder heulend um den Hals. Ich hatte Caya noch nicht oft so aufgelöst gesehen. Die Zwillinge standen eine ganze Weile einfach nur Arm in Arm im Flur, bis Caya aufhörte zu weinen. Bengt ließ sie los und ging ohne ein Wort die Treppe hoch. Ich schnappte mir meine beste Freundin und schleift sie mit ins Wohnzimmer.

Dort ließen wir uns auf das Sofa sinken und ich fragte vorsichtig "Caya was ist los?" ich hatte irgendwie das Gefühl, dass da mehr hintersteckte, als nur dieser Artikel. Sie seufzte und legte den Kopf in den Nacken "Am Wochenende war zwischen ihm und mir alles so perfekt, aber heute...." sie atmete tief durch. "Ich habe ihn geküsst und er hat mich weggeschoben und gesagt, dass er das einfach nicht kann und dann auch noch dieser scheiß Artikel! Helva!" "Moment mal! Was war am Wochenende?" ich sah die Blondine besorgt an. Die seufzte einfach nur  "Wir sind wieder miteinander im Bett gelandet. Es war, aber irgendwie anders als das letzte mal. Ich weiß nicht. In dem Moment hätte ich mir eine Beziehung mit ihm echt gut vorstellen können. Am Morgen habe ich ihn halt gefragt was er will. Ob er Sport, Erfolg und ab und zu etwas Spaß haben möchte oder ob er bereit wäre alles zu riskieren." "Was hat er gesagt?" "Er müsse darüber in Ruhe nachdenken und jetzt habe ich die Antwort!" sie ließ wie um ihre Verzweiflung zu verdeutlichen ihre Handflächen auf ihre Oberschenkel klatschen. "Oh Gott ist der Junge doof! Das tut ja schon beim hören weh!" kommentierte ich. Über ihre Lippen flog ein Lächeln "Ich habe ihm auch eine verpasst" Ich musste lachen und auch Caya stimmte mit ein. Da fiel mir ihr Bruder wieder ein.

Der kam gerade die Treppe wieder runter. "Ich glaube ich muss gleich Schadensbegrenzung betreiben." murmelte ich. Caya schaute erst verwirrt, verstand dann aber, als Bengt sagte "Ich wollte jetzt zum Stall" und seinen Schlüssel in die Tasche seiner schwarzen Reitjacke stopfte. Caya sah mich flehend an "Bitte sorg dafür, dass Bengt ihn nicht verletzt. Ich will das klären! Außerdem könnte Papa so auf die ganze Sache aufmerksam werden." Ich nickte und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter bevor ich aufstand und zu meinem Freund ging. "Du willst mit?" fragte jener etwas irritiert. Ich nickte und zog viel sagend die Augenbrauen hoch. Bengt seufzte einfach nur und zuckte dann mit den Schultern.

Natürlich musste Erik uns, als Erster über den Weg laufen. Bengt fuhr ihn sofort auf Schwedisch an und packte ihn sich. Der Dunkelhaarige schien viel zu überrascht um sie zu wehren und hob einfach nur abwehrend die Hände, aber das besänftigte meinen Freund nicht im geringsten. Ich fing an auf ihn einzureden, aber auch ich scheiterte. Erik schien sich wieder gefangen zu haben, denn es schien so als würde er sich rechtfertigen oder zumindest versuchen zu erklären. Das machte Bengt nur noch wütender. Ich gab auf.

Keine zwei Minuten später hatte wohl auch Erik die Flinte ins Korn geworfen und sagte etwas zu dem Blonden über ihm, der auch sofort mit der Faust zum Schlag ausholte. Kurz bevor die Faust den jungen Schweden treffen konnte hörte ich die Stimme von Bengts Vater "Bengt! Hey! Vad är det som händer?" Erik und ich atmeten erleichtert auf. Es war schon fast beeindruckend wie der große blonde Mann trotz Krücken und verletztem Knie seinen Sohn von Erik runter zog, der sprang sofort wieder auf die Füße und klopfte sich den Staub von den Klamotten. "Allt ok?" wandte Johan sich an den Springreiter. Erik wirkte leicht neben der Spur, aber nickte.

Dann folgte eine lange Diskussion mit seinem Sohn, von der ich kein Wort verstand, aber an Erik sah, dass jetzt anscheinend alles rauskommen würde. Wenig später sah Johan auch den jungen Schweden ungläubig an, atmete hörbar aus und schüttelte nachdenklich den Kopf. Erik schien es zu verunsichern, dass Johan so ruhig blieb. Würde es mich wahrscheinlich auch. Mein Vater wäre wahrscheinlich ausgerastet und hätte ihn noch an Ort und Stelle aus dem Team geworfen, aber Johan blieb einfach ruhig und schien nichts dazu zu sagen.

Bengt hingegen funkelte Erik immer noch wütend aus seinen grünen Augen an. Deshalb packte ich ihn mir auch, als sein Vater nicht mehr im Stall war.

"Sag mal. Sonst gehts dir noch ganz gut oder?" mein Freund verzog keine Mine, als ich ihn das fragte. "Das du deine Schwester schützen willst ist ja schön und gut, aber vor Erik musst du sie nun wirklich nicht beschützen! Eher vor den ganzen dummen Sprüchen und Kommentaren" "Mila, er ist ein guter Kumpel von mir!" ich zog nur die Augenbrauen hoch "und? Ich bin auch die beste Freundin deiner Schwester" "Bei euch Mädchen ist das was an..." er brach ab. Er hatte wohl selber gecheckt wie sinnfrei das was er sagen wollte war. "Idiot!" meinte ich schmunzelnd. Bengt seufzte und schüttelt leicht mit dem Kopf. "Doch! Aber mein Idiot!" während ich das sagte streckte ich mich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

DownfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt