Strandfrust -Simon

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Wir saßen etwas oberhalb in der Nähe der Dünen und ließen unsere Blicke schweifen. Felix quatschte durchgehend über irgendetwas. Ich hatte abgeschaltet und genoss einfach das schöne Wetter.

Jedoch wurde mein Entspannungszustand jäh beendet, da sich eine kleine Gruppe ebenfalls an dem Strandabschnitt eingefunden hatte. Felix neben mir murmelte nur "Nee! Bitte nicht!". Nun sah ich mir die Gruppe doch genauer an.

Wie hätte es anders sein müssen waren es Caya, Bengt und Mila mit noch drei Anderen. Darunter auch mein 'lieblings' Schwede. Dieser Tag am Strand wäre jetzt für mich offiziell gelaufen. Ich wollte sie nicht sehen... Ich wollte nicht, obwohl doch! Man kann ja nicht anders und starrt sie an. Auch wenn ich versuchte weg zu schauen, aber Felix Kommentare neben mir waren echt kaum auszuhalten. "Oh mein Gott sie sieht so verdammt gut aus!" Caya löste gerade ihren Pferdeschwanz und schüttelte ihre lange kühle blonde Mähne. Mein Herz pochte wild gegen die Brust und raste noch schneller, als ihre Händen in den Nacken wanderten und die Schleife ihres Sommerkleides löste. Sinnlich glitt das bunt gemusterte Kleid von ihrem wunderschönen Körper in den Sand. Oh Gott! Wie kann ein weibliches Wesen so gut aussehen?

Und dann wurde uns bitter bewusst, dass wir nie eine Chance bei ihr hätten. Marten war der einzige der Jungs der Gruppe, der nicht aussah, als würde er ins Fitnessstudio gehen. Das war echt deprimierend.

"Ehy Nille" riss uns alle samt eine Stimme aus unseren Tagträumen. "Nille?" Felix prustete los und bekam von Nils eine in den Nacken "Alter hör auf zu lachen! Die nennen mich so im Klub ja?!" Dann wandte er sich an Bengt, der auf uns oder viel mehr auf Nils zu kam. "Hat hier ein Hollister oder Abercrombie and Fitch aufgemacht?" fragte Nils genervt und spielte damit auf Bengts freien Oberkörper an, der mir nur bewusst machte, dass ich mich nie mit ihm anlegen möchte. "Fick dich!" war Bengts einziger Kommentar, dann fragte er "Hast du schon die Klubmeisterschaften gemeldet?" Nils nickte "Ja. Du?" Bengt grinste "Noch nicht. Muss noch Überzeugungsarbeit leisten. Weißt ja was beim letzten Turnier im Gelände passiert ist" Nils nickte einfach. Keinen Plan was da los war. "Anmeldeschluss ist Freitag" erklärte Nils. Bengt seufzte und murmelte was auf Schwedisch, dann meinte er "Danke" und ging betont lässig wieder zu den Anderen rüber.

"Was ist das letzte mal im Gelände passiert?" fragte Jonas verwirrt. Sein gefühlt erster Satz des Tages. "Er ist Ohnmächtig geworden und mitten auf der Strecke vom Pferd gekippt" erklärte Nils kurz und knapp. "Alter! Ich will seinen Körper! Der reitet nur und sie so aus! Würde mir echt Geld sparen!" Felix starrte in Bengts recht gut bemuskelten Rücken. "Seine Freundin nehme ich auch" ergänzte Felix noch. "Obwohl noch lieber würde ich seine Schwester..." Felix brach ab und seine Augen weiteten sich ungläubig. Wir folgten
Alle seinem Blick.

Augenblicklich wurde mir schlecht und mein Herz fühlte sich an als würde jemand mit ner Menge Nadeln damit Voodoo spielen wollte.

Marten war anscheinend zu stoned um zu checken was da neben ihm abging. Mila und Bengt waren im Wasser, ebenso Maja.

Caya küsste diesen Erik Nordin. Auf die Lippen, ohne scheu dass irgendwer was sehen könnte. Irgendwie wurde mir da auch klar, dass sie an den tief aussehenden und wirklich auffälligen Kratzspuren an seinen Rücken Schuld war. Warum er?

"So ein Typ und Caya?" Nils war der Erste der seine Sprache wieder fand. "Passt irgendwie nicht. Sie sieht so lieb aus und er sieht aus als wäre so ein Metalsänger an ihm verloren gegangen." stimmte Felix zu. "Der hat aber echt was drauf! Ich war gestern mit denen in der Halle" hörte ich Nils nur noch wie durch Watte sagen. Mein Fokus lag auf Caya und diesem Typen. Er hatte sie mit einem Lächeln leicht von sich gedrückt und jetzt taten sie wieder so als wäre nichts zwischen Ihnen.

Ich dachte eigentlich dass er nichts von ihr will, aber das Bild das sich mir jetzt hier bot. Fand ich mehr, als nur zum kotzen. Die Eifersucht nagte an mir und ich wollte plötzlich am liebsten nur noch weg. Weg von ihm, weg von diesem Strand, weg von dem Mädchen, das ich liebte, aber mich nicht liebte.

Später war ich noch mit Mama am Stall. Es war zwar schon spät und dämmerte schon etwas, aber dafür war es nun endlich etwas kühler und ich fröstelte in meinem T-Shirt etwas. Ich zog die Schultern leicht hoch und rieb mir über die Arme, auf denen sich schon eine Gänsehaut gebildet hatte. Ich hörte stimmen auf dem Vorplatz und regte neugierig den Kopf, auch Mama trat Richtung Tür.

Eine kleine Gruppe von drei Personen lief über den kleinen gepflasterten Platz. Die letzte Person, die etwas genervt, mit verschränkten Armen hinter den zwei weiblichen Personen herlief, war eindeutig Bengt. Ich kannte sonst niemanden der so groß war. Dann musste die Blondine Caya sein. Die Dunkelhaarige Frau war zu groß um Mila zu sein. Sie kamen näher.

Mama blickte die Frau mit großen Augen an "Das glaube ich nicht!" murmelte sie und ich sah sie verwirrt an. "Ich hätte nie gedacht, dass ich Cady Stüwe einmal sehe!" Das war also die Mutter von Caya und Bengt.

So gut es ging betrachtete ich die Frau im noch schwachen Schein der Stallaußenbeleuchtung. Sie war in etwa so groß wie Caya, hatte die langen dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, trug eine dunkel graue Jacke, unter der immer wieder ein fliederfarbenes Poloshirt aufblitzte, eine beige Reithose und rotbraune Lederreitstiefel. Ich wüsste nicht wie alt ich sie schätzen würde. Jünger als Mama war sie auf jeden Fall. Ihr bemerkenswert hübsches Gesicht zierten noch wenig Falten und ließen sie vielleicht wie aller, aller höchstens Mitte 30 wirken. In Wahrheit war sie bestimmt schon etwas älter und vielleicht in ihren Anfang 40ern.

"Sie hat sich echt mehr, als gut gehalten." murmelte Mama und ließ ihren Blick ebenfalls über die Frau wandern. "Ich habe damals Bilder nicht lange nach der Geburt der beiden von ihr gesehen. Da wäre man nicht im Traum darauf gekommen, dass sie schwanger war und schon gar nicht mit Zwillingen!" Das konnte ich mir vorstellen. Selbst jetzt sah diese Frau nicht aus wie eine Mutter. Dafür fehlte etwas an ihr.

Ihrem Vater sah man an, dass er ihr Vater war. Was wahrscheinlich am meisten an den Blonden glatten Haaren lag und daran, dass Bengt und er dieselbe breitschultrig Statur hatten.

"Kein Wunder, dass die Zwillinge so hübsch anzuschauen sind. Bei den Eltern. Zumindest bei ihr hätte ich gedacht, dass sie etwas in die Jahre gekommen sei. Ihren Vater habe ich ja neulich erst auf dem letzten Elternabend gesehen. Ein wirklich attraktiver Mann. Aber anscheinend ist er ja nicht mehr alleinerziehend und Single" Mama verzog leicht enttäuscht das Gesicht. Ich schüttelte den Kopf und lachte "Der ist dir doch eh zu jung" "Das stimmt. Über 10 Jahre zu jung! Und etwas zu leger im Umgang mit seinen Kindern. Aber er ist trotzdem echt nett anzuschauen!" ich kam nun nicht mehr aus meinem Lachen raus.

Alles klar Mama, dann schmachte den beim nächsten Elternabend auch an am besten wenn diese Stüwe dabei sitzt.

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