Kapitel 4

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Nun war es so weit. Die Verlobungsfeier fand heute statt. Sollte ich aufgeregt sein? Das war meine zweite Verlobung. Mein Herz tat mir weh. Ich muss sie sehen, dachte ich mir und lief mit schweren Schritten auf ihr Zimmer zu. Durch ein leises Klopfen kündigte ich mich an und machte langsam die Tür auf.

"Angelie?", sah ich sie im nächsten Moment auf ihrer Bettkante sitzen.

Mit einem kurzen Blick zu mir wandte sie sich sofort wieder ab. Sie ignorierte mich, wie immer.

"Du hast bestimmt schon einiges mitbekommen, was zurzeit so passiert", versuchte ich einen Anfang, scheiterte jedoch kläglich daran, denn ihr Gesichtsausdruck änderte sich kein bisschen.

Ich lief einen weiteren Schritt auf sie zu und setzte mich vor ihren Füßen auf den Boden.

"Das alles ist nicht echt, es ist nur eine Formalität. Du weißt, ich würde niemals eine andere wollen."

Ich hob meine Hand und wollte nach ihrer greifen, aber hielt mich davor zurück. Meine Hand schwebte in der Luft. Ich sah in ihre Augen. Die Augen, in denen ich mich einmal verloren hatte, aber heute sahen sie mich nicht mehr an. Dafür hatte ich zu großen Mist gebaut. Das war mir klar, dennoch wusste ich nicht, ob ich heute anders gehandelt hätte. Ich wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken. Heute musste ich konzentriert sein.

Mit großer Überwindung griff ich doch nach ihren Händen, die sie mir sofort entzog. In ihren Augen lag nur Hass. Sah sie nicht wie sehr ich litt? Dass es mir leid tat? Enttäuschung machte sich in mir breit, obwohl ich kein Recht dazu hatte, aber ich hätte mir niemals solch ein Ausmaß meiner Handlungen vorgestellt. Dennoch konnte ich nichts dagegen unternehmen, dass sich mein Herz zusammenzog.

"Ich vermisse dich, deine Stimme, einfach alles", gestand ich ihr.

Sie schnaubte verächtlich, was mir ein Lächeln auf das Gesicht zauberte, da sie auf mich reagiert hatte, endlich. Mein Herz fing an zu rasen. Weil ich sie auch nicht weiter anstrengen wollte, stand ich auf.

"Hab dich lieb", flüsterte ich ihr noch zu, drückte einen Kuss auf ihren Scheitel und lief überglücklich aus dem Zimmer.

Auf dem Flur lief mir Marina über den Weg. Sie war zuständig für Angelie. Wir nickten uns stumm zu. Ich musste mich endlich fertig machen, denn die Feier sollte um 17:00 Uhr beginnen und bis Mitternacht dauern. Einmal tief eingeatmet wollte ich mir neue Kraft schenken. Das schaffst du, redete ich mir Mut zu.

Angekommen in meinem Zimmer duschte ich, machte mich frisch und föhnte im Anschluss meinen Bart und meine Haare glatt. Mein Haar war kurz geschoren, wobei der Bart etwas lang war. Danach ging ich in meinen Ankleideraum und entdeckte den neuen Anzug für den heutigen Anlass, den ich gestern noch auf die Schnelle gekauft hatte. In der letzten Woche hatte ich mich völlig in die Arbeit gestürzt, weshalb ich das noch kurzfristig erledigt hatte und so kam es auch, dass der Anzug nichts Besonderes wurde. Er war schwarz und ich wollte darunter auch ein schwarzes Hemd tragen, sodass nur die giftgrüne Krawatte hervorstechen würde, welche mir Camilla aufgezwungen hatte. Keine Ahnung, was das sollte, aber ich tat mal ausnahmsweise das, worum sie mich gebeten hatte. Im Spiegel sah ich mich an und machte mich zurecht. Ich schloss die edlen Knöpfe, die ich auch extra für den heutigen Anlass gekauft hatte, an meinem Ärmel, nachdem ich mich bis auf meinen Sakko angezogen hatte. Im Anschluss zog ich auch diesen an und steckte mein Einstecktuch, welches in derselben Farbe wie meine Krawatte war, ordnungsgemäß an meinem Sakko ein, wonach ich noch meine Rolex an mein Gelenk band. Vor dem Spiegel richtete ich mich ein letztes Mal, trat aus meinem Zimmer und lief die Treppen herunter. Irgendwelche Leute liefen herum und hetzten hin und her. Nicht mehr weiterhin diesen Tumult um mich haben wollend wollte ich aus dem Haus laufen, aber mein Vater hielt mich am Eingang auf.

Zwei Frauen✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt