Völlig entgeistert saß ich auf dem zugeklappten Deckel der Kloschüssel, hielt in meinen Händen den kleinen Gegenstand und starrte ihn voller Entsetzen an. Mein Herz fing an zu rasen. Ich konnte nicht realisieren, was ich sah. Wie konnte das nur passieren? Ich hatte immer aufgepasst.
So langsam drang die Tatsache zu mir ein. Ich war schwanger! Schwanger!? Von... von James. Wem sonst? Seit ich mich mit James das erste Mal getroffen hatte, ließ ich Ladislao nicht mehr an mich heran, denn die Erinnerungen an die Zeit mit meinem Liebhaber wollte ich nicht beschmutzen, indem ich mich diesem Mann hingab. Ich wollte ihn nicht! Nie habe ich ihn gewollt!
Ich hatte ein Embryo in mir. Eine Verschmelzung unserer Liebe, meiner Liebe. Das Kind konnte ich nicht aufgeben, da es ein Beweis meiner Loyalität zu James war. Ein Beweis meiner endlosen Liebe zu ihm. Ich musste hier weg. Ganz einfach, mit ihm abhauen. Dafür musste ich James alles erzählen. Er wusste immer noch nicht, dass ich verheiratet war. Ich schlich mich aus dem Haus, wann immer ich konnte. Meistens dann, wenn Ladislao draußen war und meinte, er würde für einige Tage unterwegs sein.
Ich wurde ganz nervös. Wie sollte ich das alles geregelt bekommen? Meinem Baby und James durften nichts passieren.
„Angelie?", rief Ladislao nach mir. „Bist du auf der Toilette?"
Was machte er schon zuhause? Ich dachte, er käme erst spät am Abend. Ein Klopfen ertönte.
„Ja, ich komme!", schrie ich zurück, damit er nicht hereinkam.
Ich hatte nicht abgeschlossen, da ich dachte, dass ich alleine wäre.
„Okay", gab er wieder leiser von sich.
Diesen Schwangerschaftstest musste ich irgendwie verstecken. Er durfte ihn nicht sehen. Deshalb wickelte ich diesem eine Binde um und band sie zu. Ich versteckte den Bündel im Mülleimer und ging dann ins Zimmer, in dem er auf mich wartete.
„Ich bin wieder da", sagte er das Offensichtliche.
Er nervte mich schon mit seiner bloßen Anwesenheit. Ich konnte ihn einfach nicht ausstehen.
„Kann's sehen", meinte ich daraufhin nur, lief an ihm vorbei, setzte mich hin und beachtete ihn nicht weiter.
Eigentlich war ich nicht so ignorant ihm gegenüber, aber seit der Sache mit James, hatte ich mich sehr verändert. Wie denn auch nicht, wenn ich dauernd an einen anderen Mann dachte, aber nur diesen Idioten vor mir hatte?
Ich spürte in dem Moment, dass etwas nicht stimmte. Wieso kam er so früh nach Hause? Und er wirkte generell anders. Er sah mich abschätzend an, als würde er nach etwas suchen, aber es nicht finden. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Wusste er was? Verdächtigte er mich? Immerhin kamen wir uns seit Monaten nicht mehr nah.
„Stimmt was nicht?", fragte ich ihn mit einem genervten Blick.
Er mahlte mit seinem Kiefer und seine Hände wurden zu Fäusten. Was kam jetzt?
„Nein, alles gut", meinte er, entspannte sich wieder und setzte sich neben mich.
Reflexartig wich ich zurück. Scheiße! Ich musste aufpassen.
„Und wie geht es dir?", nahm er meine Hand und drückte einen Kuss darauf. „Was hast du alles in meiner Abwesenheit gemacht?"
Ich setzte wie immer mein Pokerface auf und sah ihn unberührt an.
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Zwei Frauen✅
Romance"Die Straßen wurden mein Zuhause, der Boden mein Bett, die Nacht meine Decke. Vergessen wie eine Ratte, verdammt zu einem Leben in einer Gasse." Vor weniger Zeit lebte Crystal noch auf den Straßen. Nun sollte sie die Frau eines der reichsten Männer...