Es lag einige Tage zurück, dass Snake gekommen war. Ich fragte mich immer wieder, was er geplant hatte. Mit Ladislao sprachen wir auch nicht mehr darüber. Zwar sah ich ihm an, dass er viele Fragen an mich hatte, aber er wollte mich wohl nicht bedrängen, dass er seine Fragen in sich hinein fraß. Für mich war das in Ordnung, denn ich wusste, dass er mir nichts über sich erzählen würde und so wollte ich auch nicht meine Vergangenheit offenbaren.
Seit kurzem stand auch der Tag fest, an dem unsere Hochzeit stattfinden sollte. Wir hatten noch gute zwei Monate. In dieser Zeitspanne mussten die Vorbereitungen getroffen werden. Ladislao wirkte im Grunde genommen entspannt. Er machte sich nicht viel aus der Sache und ließ eher seine Leute alles regeln. Ich fragte mich, zu was das alles führen sollte.
Wir küssten, taten uns gegenseitig gut, aber waren wir denn nun ein Paar? Ladislao wich solchen Unterhaltungen eher aus. Und da ich so oder so keine gesprächige Person war, konnte ich ebenso gut darauf verzichten. Mein Alltag bekam eine Routine. Alles lief monoton ab.
Mir war aufgefallen, dass Ladislao Angelie nicht mehr besuchte. Lag das an mir? Ich hatte kein einziges Mal mitbekommen, dass er in ihr Zimmer ging. Ab und zu begegnete ich Marina, die ich dann nach ihr fragte, aber Marina antwortete immer ähnlich. Dass es nichts zu befürchten gäbe und alles gut sei.
Alfonso... ja, Alfonso war so eine Sache für sich. Manchmal unterhielten wir uns und saßen gemeinsam im Wohnbereich. An einem Tag zeigte er mir grob das Klavierspielen. Ich hatte eine Menge Spaß dabei, was mich ehrlich gesagt wunderte, da ich die Zeit mit Alfonso genoss. Aber dennoch wollte ich nicht voreingenommen sein. Er wirkte auf den ersten Eindruck etwas seltsam auf einen. Trotzdem empfand ich die Zeit mit ihm als angenehm. Er konnte durch seine Art jemanden auch sehr oft zum Lachen bringen.
Ich konnte es kaum glauben, aber ich fühlte mich mittlerweile wirklich wohl hier. Es gefiel mir. Ich hatte Menschen um mich, die ich mochte, mit denen ich mich verstand. Und das Wichtigste, ich hatte Ladislao. Neben ihm fand ich meine innere Ruhe. Von mir aus könnte ich auf seinem Schoß leben. Mich klein machen und in seine Hosentasche einquetschen. Es würde mir nichts ausmachen.
Nach der Hochzeit sollten wir weiterhin in diesem Haus leben. Ich war mit dieser Tatsache einverstanden. Was sollte ich auch großartig dagegen unternehmen? Ich wusste nicht, wo ich genau bei Ladislao stand. Mochte er mich? War ich ihm wichtig? Wie erkannte man das?
„Oh, dieses Kleid ist toll!", erfreute sich Camilla und Nadja stimmte mit ein.
„Schau mal, Crystal!"
Ich erwachte aus meinen Tagträumen und sah zu den beiden. Seit der Countdown lief, brachten sie dauernd irgendwelche Kataloge zu mir, damit wir uns Brautkleider ansahen. Wir hatten gerade gefrühstückt und schon am Morgen fingen sie an mir welche zu zeigen. Ich hatte wirklich keine Nerven mehr. Das war doch keine echte Hochzeit! Oder doch? Wir standen uns nah. Aber nie hatten wir auch ein Wort über unsere Beziehung verloren.
„Ja, sieht toll aus", gab ich desinteressiert von mir.
„Wow...", verdrehte Nadja ihre Augen.
Ich hatte keine Lust mehr auf diese Kleider, stand auf und lief aus der Küche. Zwei verwirrte Augenpaare blickten mir hinterher, aber ich ignorierte diese Tatsache einfach. Ich lief hoch und kam vor Angelies Tür an. Erstarrt blieb ich stehen. Sollte ich nach ihr sehen? Ich hatte sie seit langem nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ach, was soll's, dachte ich mir und klopfte an. Natürlich würde ich keine Antwort bekommen, da ich wusste, dass sie mit niemandem sprach. Dennoch wartete ich einige Sekunden ab, bis ich eintrat. Sie saß auf ihrem Bett und sah zu mir.
„Hallo.", gab ich kleinlaut von mir.
Ich war mir nicht sicher, wie ich mit ihr umgehen sollte. Die Tür hinter mir geschlossen trat ich ins Zimmer und blickte mich um.
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Zwei Frauen✅
Romance"Die Straßen wurden mein Zuhause, der Boden mein Bett, die Nacht meine Decke. Vergessen wie eine Ratte, verdammt zu einem Leben in einer Gasse." Vor weniger Zeit lebte Crystal noch auf den Straßen. Nun sollte sie die Frau eines der reichsten Männer...