Die Zeit verging sehr schnell, der Countdown lief. Ladislao war öfter weg, da er sich um seine Geschäfte mit dieser seltsamen Familie kümmern musste. Anscheinend arbeitete er nun wirklich mit Snake zusammen, obwohl ihm anfangs nie wohl dabei war. Dass sie nicht die beste Freundschaft und das tiefste Vertrauen zueinander empfanden, war mir durch und durch klar, aber immerhin versuchten sie nun das beste aus der Situation zu machen.
Das Kriegsbeil von Snakes Onkel, welches sich zwischen das Verhältnis beider Mächte getrieben hatte, wurde so langsam begraben. Als Friedensgeste hatte Ladislao die Familie Ferista auf unsere Hochzeit eingeladen. Ob das gut ausgehen würde, konnte niemand wirklich sagen.
Es dauerte nicht mehr lange und wir würden verheiratet sein. Meine Gefühle zu dieser Tatsache rührten verschiedener Quellen her, denn es war immer noch eine seltsame Angelegenheit für uns beide. Unsere Beziehung oder eben diese Bekanntschaft hatte nicht wirklich ein höheres Level erreicht. Ladislao küsste mich immer wieder, umarmte mich, aber wenn es intimer wurde ergriff er die Flucht. Ich sah ihm sein Verlangen, seine Gier, an, aber ich konnte mir nicht vorstellen, weshalb er sich zurück hielt, sowohl emotional als auch körperlich.
Heute war wieder einer der Tage, in denen ich in den Armen dieses wunderbaren Mannes aufgewacht war. Ladislao gab mir noch einen Morgenkuss und ging dann zur Arbeit. Ich durfte zuhause bleiben und mich irgendwie beschäftigen. Mit was genau war so seine Sache für sich.
„Camilla, mir ist langweilig", pustete ich trotzig aus und kassierte einen genervten Blick ihrerseits.
„Was sollen wir machen?", fragte Nadja, die ebenso in der Küche war.
„Keine Ahnung", entgegnete ich ihr.
„Ich frage mal Carlos, vielleicht führt er uns aus", schlug Nadja vor und ging schon voller Elan hoch.
„Dass sie jedes Mal so hoffnungsvoll ist", lachte Camilla.
„Warum denn?", wollte ich wissen.
„Carlos wird sicherlich nein sagen."
Ich erwiderte daraufhin nichts mehr. Möglicherweise würde er doch zusagen, aber ich wusste ehrlich gesagt nicht, was wir draußen tun sollten, da ich zum Teil auch mich selber davor scheute, heraus zu gehen.
Es war ungewiss wem und ob ich jemandem bekannten begegnen würde. Ehrlich gesagt fühlte ich mich hier wohl und sicher, verborgen vor den Gefahren der Außenwelt. Nicht, dass ich eine Art Agoraphobie hatte, aber ich wollte es nicht ernsthaft riskieren, draußen erkannt zu werden, obwohl ich das sehr bezweifelte, da ich mittlerweile sehr anders aussah. Niemand würde diese gepflegte Frau in ihren Markenklamotten mit der Cry, die kaum ihr Gesicht aus der Kapuze nahm und förmlich in vollem Dreck badete, vergleichen. Dennoch wollte ich mich in Sicherheit wiegen und seltsamerweise hatte ich das Gefühl nur dann, wenn ich bei Ladislao war.
Niedergeschlagen kam Nadja wieder in die Küche und gesellte sich zu uns.
„Warte, sag nichts", meinte Camilla amüsiert. „Ich möchte es selber erraten."
„Ach, fick dich doch", fuhr Nadja sie gespielt genervt an, woraufhin Camilla nur lachte. „Er meinte, sie hätten heute viel zu tun. Carlos wird gleich zu Ladislao fahren, da ist wohl wieder was los."
„Was ist los?", wollte ich gleich wissen.
„Weiß auch nicht genau, aber ich denke, das ist nichts Schlimmes. Zumindest hoffe ich das."
Nach ihrer Erklärung blieb sie des Weiteren still und blickte auf ihre Hände herunter. Bestimmt machte sie sich sorgen um ihren Mann. Wer würde das nicht, wenn er sich doch täglich in Lebensgefahr befand? Sie tat mir leid.
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Zwei Frauen✅
Romance"Die Straßen wurden mein Zuhause, der Boden mein Bett, die Nacht meine Decke. Vergessen wie eine Ratte, verdammt zu einem Leben in einer Gasse." Vor weniger Zeit lebte Crystal noch auf den Straßen. Nun sollte sie die Frau eines der reichsten Männer...