Ich war einfach nur perplex. Seine Hand auf meinem Bauch, seine Stirn lehnte an meiner Schulter, wobei sein Atem meinen Arm streifte. Die Situation war seltsam.
„Wieso willst du mir auf einmal nah sein?"
Ich hatte es endlich gebracht, ihn das zu fragen. Er seufzte nur und blieb still. Allmählich hatte ich es verstanden, dass er sich gerne bei seinen Antworten Zeit ließ.
„Du hast mir gezeigt, dass es auch wieder schöner werden kann", sagte er nach einer Weile.
„Ich verstehe dich nicht", konnte ich nur heraus bringen.
Er lachte kurz auf und sah mich wieder an, wobei seine Hand immer noch auf meinem Bauch lag. Es sah auch nicht danach aus, als würde er sie wegnehmen wollen.
„Du bist verheiratet", entfuhr es mir plötzlich.
Ich sah weg, denn ich wollte nicht seinen Gesichtsausdruck dabei sehen.
„Nein, ich bin verwitwet", antwortete er mir mit einer eisernen Stimme. „Ich war eigentlich nie im wahrsten Sinne verheiratet."
Plötzlich vermisste ich eine Wärme auf meinem Bauch und realisierte dann, dass er seine Hand weg gezogen hatte. Wieso? Hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er an Angelie denken musste? Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er sich wieder auf seinen Rücken gelegt hatte und die Decke anstarrte.
„Wieso behältst du sie noch hier?"
„Es geht nicht anders!", entfuhr es ihm barsch.
Ich zuckte bei seiner Tonlage zusammen, aber versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
„Du verkomplizierst alles."
Wie bitte? Was hatte ich denn getan? Ich sagte einfach gar nichts mehr, schnaubte hörbar auf, drehte mich von ihm weg und inspizierte die Wand vor mir.
„So war das nicht gemeint", fasste er an meine Schulter. „Du bringst mich durcheinander. Erst warst du mir nah, dann hast du mich so lange ignoriert. Da konnte ich nicht mehr mitmachen. Deshalb versuche ich netter zu sein. Ich..."
Er wusste wohl mal wieder nicht, wie er sich mir erklären sollte. Warum konnte er mal nicht klar reden?
„Wenn du nicht reden willst, dann musst du das auch nicht", gab ich kalt von mir.
„Verdammt, was willst du von mir hören!?", wurde er laut. „Was soll ich sagen?! Dass du mir nie aus dem Kopf gehst?! Dass mich außer dir bis jetzt keine Frau so wahnsinnig voller Verlangen geküsst hatte?!"
Ladislao sprang aus dem Bett, fuhr sich mehrmals durch seine Haare und lief wild im Zimmer herum. Seine Worte dabei brachten mich aus dem Konzept. Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, was er redete, stand deshalb ebenfalls auf und stellte mich vor ihm, damit er nicht mehr wie verrückt herum laufen konnte.
„Was redest du?", zogen sich meine Augenbrauen zusammen.
Auf meine Frage hin nahm er mein Gesicht in seine Hände und strich mir mit seinen Daumen über die Wangen. Sein Blick bohrte sich in meine Augen. Ich fühlte mich in dem Moment durchschaut und irgendwie nackt.
„Wenn ich das nur wüsste", hauchte er in mein Gesicht, wodurch sich unser Atem vermischte. „Crystal?"
„Ja?"
Er trat einen Schritt weiter auf mich zu und kam mir somit näher. Ich legte meine Hände auf seine Handgelenke, wobei seine immer noch meine Wangen umfassten.
„Ich will...", sagte er geistig abwesend.
Es sah aus als wäre er mit den Gedanken komplett woanders, was er mir nach einigen Sekunden bestätigen würde.
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Zwei Frauen✅
Romansa"Die Straßen wurden mein Zuhause, der Boden mein Bett, die Nacht meine Decke. Vergessen wie eine Ratte, verdammt zu einem Leben in einer Gasse." Vor weniger Zeit lebte Crystal noch auf den Straßen. Nun sollte sie die Frau eines der reichsten Männer...