Kapitel 11

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Ladislao sah mir verliebt in die Augen, seine Arme schlangen sich um mich und drückten mich an seine Brust. Er legte seinen Kinn auf meinem Kopf ab.

„Crystal, meine schöne Crystal", flüsterte er.

Seine Hände strichen über meinen Rücken. Ich schlang fest meine Arme um seinen Bauch und schloss die Augen. Sicher, geborgen und geliebt fühlte ich mich in diesen Minuten. Er ging etwas zurück und nahm mein Kinn zwischen seinen Daumen und dem Zeigefinger.

„Du bist so hübsch", flüsterte er mir zu und kam mit seinem Gesicht näher. „Meine Hübsche."

Er beugte sich herunter. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Daraufhin legte er seinen Kopf leicht schräg und kam mir somit näher. Mein Herz schlug viel zu schnell, mein Atem ging rasend, stoßweise. Ich hatte Angst zu ersticken. Seine Hand fuhr von meinem Rücken zu meiner Hüfte und zog mich näher zu ihm. Unsere Körper verschmolzen miteinander. Ich spürte sein pochendes Herz durch seine Rippen an mir. Unsere Lippen berührten sich schon fast. Ungeduldig stellte ich mich auf meine Zehen, um die Lücke zwischen unseren Mündern zu schließen. Alles um mich herum war vergessen, denn das einzige, was ich wollte, waren seine wunderschönen vollen Lippen. Seine auf meine gepresst...

Keuchend schreckte ich hoch. Oh, mein Gott! Was träumte ich da nur? Mein Herz raste wie wild weiter. Mein ganzer Körper kribbelte von der Aufregung. Oder eher Erregung. Ich legte meine Hand auf meine Brust. Der Schock saß tief. Ja, vielleicht sogar zu tief. Was dachte ich mir nur?

„Crystal?", hörte ich eine verschlafene Stimme neben mir. „Alles okay?"

„Ähm, hab' nur schlecht geträumt", erklärte ich ihm.

„Komm, ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht", sagte er und breitete einladend seine Arme aus.

Ich sah ihn misstrauisch an. Wie kam es, dass er plötzlich lieb wurde?

„Na, los, ich will weiter schlafen", lachte er, wobei er mich mit seinen Händen herwinkte.

Ich gab mich geschlagen und legte meinen Kopf auf seine Brust. Wie selbstverständlich schlossen sich seine Arme um mich.

Am Morgen aufgewacht fand ich mich alleine im Zimmer. Er war wohl bei der Arbeit. Was hatte er für eine Arbeit? Als was schaffte er? Woher kam das ganze Geld?

Ich wollte mir nicht länger den Kopf darüber zerbrechen und ging nach unten, nachdem ich mich fertig gemacht hatte. Camilla machte mir Pfannkuchen, was ziemlich lecker war. Wieder einmal stellte sich die Frage, wie ich den Tag verbringen sollte. Mir war extrem langweilig. Seit Wochen war ich nun hier und die ganzen Tage nur im Haus zu verbringen, tat nun wirklich nicht gut. Ich fing schon an, eine Phobie zu entwickeln. Langsam bekam ich so etwas wie Platzangst zu spüren. Die Wände kamen auf mich zu. Ich hielt es einfach nicht mehr aus und lief nach meinem Frühstück in den Garten. Die Wachen beobachteten jeden meiner Schritte. Was sie sich auch dabei dachten?

Ich entdeckte weiter hinten eine Art Hütte mit Glaswänden, sozusagen ein Pavillon und begab mich dahin. Eine Hollywoodschaukel stand mittendrin. Ich setzte mich darauf und genoss die frische Luft. Meine Gedanken schweiften ab.

Damals traf ich am Zaun meines Waisenhauses auf einen Jungen. Wir unterhielten uns über unser Leben. Er erzählte mir von dem tragischen Vorfall seiner Eltern. Ich erwähnte, dass ich meine nicht gekannt hatte. Der Junge erzählte mir von der Ungerechtigkeit der Welt. Seine Eltern waren Banditen. Ebenso leiteten sie eine Gang. Jedoch bei einer Streitigkeit mit ihren Feinden wurden sie erschossen. Das Bild wollte in mein zwölfjähriges Köpfchen nicht passen. Ich konnte mir diese Grausamkeit damals nicht vorstellen. Heute verstand ich. Heute sah ich, wieso und wie Snake zu dem wurde, was er nun war.

Zwei Frauen✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt