Kapitel 31

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Kimiko...

Ich wachte mitten in der Nacht auf, na gut eher früh am Morgen. Mein Zeitgefühl schien abhanden und nicht nur das. Obwohl ich seit langem ruhig geschlafen hatte, fühlte ich mich erschöpft, leer. Ich lag noch immer auf dem Boden und blieb es auch noch lange Zeit. Ich fühlte nichts, außer diese Leere die meinen Körper beherrschte, mein Herz zuschnürte. Ich musste mich anstrengen, um meinen Körper zu bewegen, doch schaffte ich es nach einiger Zeit. Ich setzte mich langsam hin und sah zu dem Bild meiner Eltern, nahm es und stand langsam auf. Auch das Handy nahm ich und ging zum Spiegeltisch. Ich stellte das Bild darauf und legte das Handy daneben. Der Blick in den Spiegel verriet mir, wie erbärmlich ich aussah. Meine Augen waren selbst jetzt noch gerötet von all den Tränen, die ich in den letzten Stunden vergossen hatte. Die Wunde, die mir dieser Wolf zugefügt hatte war verheilt, bestimmt wieder eines dieser Wundermittel von Reiji. Raito sein Biss war noch zu sehen, doch spürte ich gerade keine Wut. Ich spürte Nichts um ehrlich zu sein. Ich ging zum Kleiderschrank und nahm ein weißes Nachthemd heraus, welches an jedem Saum gerüscht war. So verließ ich das Puppenzimmer und ging ins gegenüberliegende Bad. Kein Vampir war zu sehen und selbst wenn, war es mir egal. Sollten sie doch mein Blut trinken. Nichts mehr machte Sinn, schon gar nicht mein erbärmliches Leben. Fühlte man so, wenn man innerlich tot war und nur noch atmete?
Ich badete lange, doch konnte mich das heiße Wasser nicht wärmen, herrschte nur Kälte in mir drin, ließ mich frieren. Ich fühlte Nichts außer diese tiefe Leere in mir drin und diese Traurigkeit, die meinen Körper beherrschte. Ich war zerbrochen in tausend kleine Glassplitter, die sich in meine Haut gruben, bis hin zu meinem Herzen.
Das Nachthemd ging bis kurz unter meinen Hintern. Es war sehr schön und hatte etwas verträumtes. Normalerweise hätte es mich zum Lächeln gebracht, aber nichts dergleichen kam über meine Lippen.
Raito... wieso hatte er mir meine Sachen gebracht? Wollte er mich damit verletzen, mich noch mehr zerstören, mehr als ich schon war? Oder waren seine Gründe weniger böser Natur, am Ende sogar freundlich gemeint? Doch was hatte es für einen Sinn, darüber nachzudenken. Ich sah in den Spiegel und verspürte einen Wunsch in mir aufkommen. Ich wollte einfach wieder etwas spüren, egal was. Alles wäre besser als diese Leere, diese Kälte. Ich überlegte noch einen Moment, doch fasste ich nun einen Entschluss. Ich nahm meine Sachen, brachte sie zurück ins Puppenzimmer und machte mich auf dem Weg zur anderen Seite der Villa. Ich begegnete niemanden, was mich nicht störte. Ob es daran lag, dass es draußen schon dämmerte? Waren sie so wie in den Geschichten, gegen Sonnenlicht empfindlich? Endlich kam ich an dem Zimmer an, wohin mich meine Beine trugen, mein kaputtes Herz Zuflucht finden wollte. Ich wollte gerade anklopfen, doch hielt ich nochmal inne. Ich verstand mich selber nicht, warum mein Inneres nach ihm schrie. Vorallem nach dem was er mir angetan hatte. Grenzenlose Dummheit Kimiko und dennoch schaffte ich es immer wieder, mir diese aufs Neue zu beweisen.
Ich atmete durch und klopfte nun an. Es dauerte einen Moment, doch ging die Tür nun auf und Raito sah mich überrascht an. Es war so ungewohnt ihn ohne seinen Hut zu sehen. Er trug ein weißes, langärmliges Hemd, welches perfekt zu meinem Nachthemd passte, welch Ironie. Es entblößte einen Teil seiner muskulösen Brust, auf welche ich einen Moment lang starrte. Er sah aus, als wäre er aus einer anderen Zeit entsprungen.

Raito:"Bitch Chan...?"

Ich wollte etwas sagen, doch war meine Kehle wie zugeschnürt. Mein Vorhaben geriet gerade ins Wanken und ich war kurz davor, mich umzudrehen und wegzulaufen. Er schien es zu merken, gab er mir einen Moment um mich zu sammeln. Ich sah nun in seine smaragdgrünen Augen, welche auf mir lagen, mich beinahe sanft anblickten... tu nicht so, als würde ich dir etwas bedeuten! Ich wollte ihn so sehr hassen, aber konnte ich es aus irgendeinem Grund heraus nicht, was ich nicht verstand. Er hatte mich nur benutzt und dennoch machte er Dinge wie das mit dem Bild, was mich verwirrte. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Nein, wieso musste ich vor ihm jetzt damit anfangen. Ich wandt meinen Blick ab und sah zu Boden.

Diabolik Lovers ~ Wenn die Finsternis dich beherrscht / Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt