XXI. Panik und Unruhe

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April|| Von der Entspannung die dieses stinkende Lavendelöl verspricht, war bei mir absolut nichts zu merken. Ich bin viel zu aufgewühlt und aufgeregt um das ich bei einem heißen Bad hätte entspannen können. Ich habe eine totale Unruhe im ganzen Körper und kann kaum zwei Minuten ruhig auf meinen Hintern sitzen kann.

Ich schaue auf mein Handy und lasse mich gefrustet auf der Couch nieder. Aiden ist nun schon seit fast zwei Stunden unterwegs und hat sich noch immer nicht gemeldet. Natürlich verstehe ich ihn auf der einen Seite, dass er möglichst weit weg von Elli musste, allerdings ist sein jetziges Verhalten schon ein wenig feige. Noah meinte, dass die Reaktion unserer Eltern gar nicht so schlimm waren, da hätte mein Zwillingsbruder doch einfach über diese fiesen Kommentare unserer bescheuerten Schwester stehen können und in Ruhe und ohne Elisabeth mit ihnen Reden können. Er hat unseren Eltern gar keine wirkliche Chance gegeben, auf diese Neuigkeit zu reagieren. Unsere Eltern sind keine Unmenschen. Sie verstehen vielleicht nicht immer unsere Entscheidung und müssen dann auch einiges immer und immer wieder ausdiskutieren, aber im Grunde stehen sie immer hinter uns. Mit Aiden werden sie allerdings nicht diskutieren, weil es da nichts zu diskutieren gibt und ich bin mir sicher, dass weder unsere Mutter nicht unser Vater etwas dagegen sagen würden.

Er hat mir früher doch immer nahe gelegt Elisabeths Kommentare nicht so nah an mich ran zu lassen - wieso macht er es denn dann? Er jetzt schon eine paar Leute hinter sich stehen und ich bin mir sicher, dass es mehr werden, wenn er endlich mal zu sich und Chris stehen würde. Es steckt doch absolut nichts schlechtes dahinter.

Ein plötzlich ziehen im Rücken und Bauch wirft mich ein wenig aus meinen Gedanken. Oh verdammt. Was um Himmels Willen war das denn nun? Ziemlich wahrscheinlich eine Wehe, allerdings wäre das noch viel zu früh. Vielleicht doch eher ein Krampf? Ein wenig panisch stehe ich von der Couch auf und suche nach meinem Handy, finde es in meiner Handtasche allerdings nicht. Ich werde noch nervöser und überlege wo ich mein Handy zuletzt gelassen habe. Hatte ich es hier überhaupt schon? Bei meinen Eltern hatte ich es auf jeden Fall noch, denn da habe ich kurz mit Perle geschrieben, die mich für morgen zum Grillen eingeladen hat. Maggi würde mich unterwegs einsammeln.

Noch Unruhiger als zuvor, laufe ich durch die Wohnung und verfluche mich grade selber dafür, dass ich noch immer kein Festnetz Anschluss beantragt habe. Nun wohne ich schon so lange hier und meine Mutter hat mir auch immer und immer wieder gesagt, dass es praktisch sein kann, allerdings habe ich den wirklichen Grund dafür noch nicht gefunden. Alle sind gut über Handy zu erreichen, weshalb soll ich mir dann noch mehr Kosten auf brummen?

Ich lege mich zurück auf die Couch und hoffe das es grade einfach nur diese eine war. Ich schließe die Augen und versuche runter zu kommen, merke aber schnell das es im Moment alles andere als einfach ist. Mein Herz klopft ungesund schnell und ich spüre noch immer diese innerliche Unruhe. Keine viertel Stunde später stehe ich schon wieder auf und beschließe mich anzuziehen und zurück zum Haus meiner Eltern zu gehen. Vielleicht schafft es Noah ja, mich ein wenig runter zubringen. Oder vielleicht doch lieber zu Perle? Die Chance das ich mich nochmal mit meiner Schwester auseinander setze ist viel geringer und ich will schließlich runter kommen und mich nicht noch weiter aufregen.

Ich bekomme aber direkt ein schlechtes Gewissen, wenn ich schon wieder unangekündigt bei meiner Freundin auftauche. Sie und ihr Mann haben sicherlich etwas vor und wenn es nur mal die Zweisamkeit genießen ist, während ihre kleine schläft. Vielleicht hilft mir ja auch ein einfacher Spaziergang, auch wenn ich ganz genau weiß, dass meine Brüder mir den Kopf abreißen würden, wenn sie wüssten, dass ich nun vor habe alleine ein wenig vor die Tür zu gehen, wo ich vorhin eine mögliche Wehe hatte.

Ich richte mich wieder auf und will grade aufstehen, als mich wieder ein ziehen der gleichen Intensität überrascht. Vielleicht sollte ich einen Abstecher zu meiner Hebamme machen, bloß um sicher zu gehen, dass es alles bloß mit dem Stress zu tun hat. Mit nichts anderem. Als der schmerz vorbei ist stehe ich auf um mir etwas anderes an zu ziehen, schließlich kann ich kaum in Schlafanzug durch die Gegend laufen.

Noch bevor ich mein Schlafzimmer erreiche, schellt es bei mir an der Tür. In der Hoffnung, dass mein Bruder vor der Tür steht, vielleicht ist ihm ja mein Handy in die Finger gefallen,  öffne ich sie. „Dan?“, gebe ich überrascht von mir, als ich meinen Exfreund vor mir sehe. „Ja du hast deine Jacke im Auto liegen lassen und eigentlich wollte ich bis Morgen warten um einen Grund zu haben hier noch mal auf zu tauchen, aber dein Handy ist auch dort drin. Ich habe gedacht das Aiden dich wahrscheinlich erreichen will.“, erzählt er mir und reicht mir meine lange Strickjacke. Die hatte ich total vergessen. „Dankeschön. Das habe ich grade noch gesucht. Also mein Handy.“, erwidere ich und nehme die Jacke.

„Bist du in Ordnung? Du siehst ein wenig blass aus.“ Ich nicke, woraufhin er es hin nimmt, sich verabschiedet und die Treppe wieder runter geht. „Dan?“, rufe ich ihn nach als mir bewusst wird, dass es völliger Irrsinn ist jetzt wo ich mich so schon schlecht fühle gute fünfzehn Kilometer zu laufen und auf ein Taxi warte ich hier ewig. „Ja?“ Ich beiße mir auf die Lippen, weil ich mir nicht so sicher bin ob es wirklich so ein gute Idee ist ausgerechnet ihn zu bitten mich zu fahren. Fragend sieht er mich an. „Du hast nicht zufällig Zeit mich eben bei meiner Hebamme vorbei zu fahren? Noah klärt sicherlich grade noch etwas mit unseren Eltern und bis ein Taxi hier ist, ist morgen Früh. Es ist auch kein Umweg, wenn du nun wieder nach San Diego City rein fährst. Es liegt quasi auf den Weg.“, gebe ich vorsichtig von mir. „Natürlich.“ Etwas überrascht schaue ich ihn an. Er hat ja noch nicht mal drüber nach gedacht. „Ich muss mir aber schnell etwas anderes an ziehen. Du kannst ja so lange rein kommen.“,  gebe ich von mir, bevor er es sich anderes überlegen kann und verschwinde in mein Schlafzimmer.

Als ich mir eine Leggins und einen langen, weiten Hoodie angezogen habe rufe ich meine Hebamme an, um sie vor zu warnen das ich gleich vorbei komme. „Ja?“ „Hey, ähm hier ist April. Fox.“ „Hallo April. Was gibt es?“ „Kann ich gleich vielleicht noch bei dir Vorbei kommen? Ich glaube ich habe Wehen oder Krämpfe - ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube mein Blutdruck ist auch nicht grade normal. Ziemlich hoch denke ich. Zumindest mein Puls.“, gebe ich völlig durcheinander von mir. Ich höre eine Menge Stimmen im Hintergrund und hoffe, dass ich sie nicht bei irgendetwas wichtigem störe. „Hattest du heute viel Aufregung? Gestern war doch noch alles in bester Ordnung.“ „Sehr viel.“, antworte ich ihr. „Okay, ich bin mir ziemlich sicher, dass es bloß an der Aufregung liegt, aber wenn du sagst du hast einen hohen Puls, dann solltest du das auf jeden Fall abklären lassen.“, höre ich sie sagen und bekomme ein ungutes Gefühl. So wie sie das formuliert, muss ich wahrscheinlich ins Krankenhaus. „Gibt es eine Möglichkeit, dass du ins Krankenhaus kommst? Ich bin grade bei einer Hausgeburt und auch wenn ich mich hier ein wenig entbehren kann, brauche ich dennoch gut eine Stunde bis ich wieder in El Cajon bin.“ Ich runzle die Stirn - genau das habe ich geahnt. „Ja ich denke schon, ansonsten nehme ich mir einfach ein Taxi.“ „Das ist gut und wenn doch etwas sein sollte, rufst du mich noch mal an. Allerdings denke ich mal, dass sie dir etwas gegen den Hohen Blutdruck geben werden, dich vielleicht sogar eine Nacht dort behalten und Morgen die Welt schon wieder ganz anders aussieht.“, spricht sie mir gut zu. Ich seufze einmal. „Okay. Dankeschön.“, gebe ich von mir und habe schon wieder so ein ziehen im Untsrbauch.

Wir verabschieden uns noch, bevor wir auflegen und ich ihr versprochen habe mich später bei ihr zu melden um ihr mitzuteilen was der Arzt gesagt hat. Ich stehe von meinem Bett auf und verlasse mein Schlafzimmer. Dan sitzt auf der Couch und steht direkt auf als ich heraus komme.  „Du brauchst mich doch nicht mit nehmen. Sie ist nicht da und meinte ich soll lieber ins Krankenhaus fahren. Ich rufe mir einfach ein Taxi oder rufe vielleicht doch Noah an.“ Besorgt schaut er mich an. „Was ist denn los? Bei dir ist grade alles andere als alles in Ordnung oder?“ Ich schüttel den Kopf. „Nicht wirklich. Ich hab Wehen oder Krämpfe oder keine Ahnung, ich glaub mein Blutdruck ist viel zu hoch und...“ - „Okay, los ich fahre dich ins Krankenhaus.“, unterbricht er mich und legt sein Hand in meinen Rücken und schiebt mich langsam zur Haustür. „Meinst du du musst ein paar Sachen mitnehmen?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich bin darauf überhaupt nicht vorbereitet und es ist auch noch alles viel zu früh. Wenn das wirklich Wehen sind. Der kleine Puck hier hat gestern noch überhaupt keine Anstalt gemacht als mache er oder sie sich überhaupt Gedanke über die Geburt un.....“ - „Hey Apes. Tief durchatmen okay?“, fällt mein Exfreund mir ins Wort, als ich mich panisch förmlich überschlage und legt seine Hände auf meine Schulter um sie einmal kurz zu drücken. Er dreht mich zu sich um und strahlt noch immer eine unheimliche Ruhe aus. „Du hast dich heute tierisch Aufgeregt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es allein daran liegt. Es wird alles gut. Ich fahre dich jetzt ins Krankenhaus, wir hören was der Arzt sagt und wenn es nötig ist rufe ich später, Noah, deine Eltern und Aiden an, okay?“  Ich nicke und gebe ein leises okay von mir. „Na dann los.“

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