XXXVIII. July

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April|| Noch immer total erschöpft von der Geburt gestern, steige ich aus dem unbequemen Krankenbett und nehme das kleine weinende, wahrscheinlich schon wieder schrecklich hungrige, Geschöpf aus dem Bett und setze mich vorsichtig auf dem Stuhl am Fenster. Ziemlich ungeschickt versuche ich, die seitliche Öffnung an meinem Pulli zu öffnen um die ungeduldig kleine an meine Brust zu legen und ihr so endlich wieder etwas zu essen zu geben, allerdings will es irgendwie nicht klappen. „Sorry Maus.“, gebe ich leise von mir stehe wieder auf, lege sie zurück in ihr Bett, bevor ich schnell die Seite Lasche öffne, das kleine, ziemlich unzufriedene Mädchen wieder heraus hebe und mich diesmal besser anstelle.

Für mich war es von Anfang an klar, dass ich stillen werde, wenn nichts gravierendes dazwischen kommt.

Seufzend streiche ich ihr über ihren ziemlich Behaarten Kopf. Ich bin so verdammt froh, die Geburt hinter mir zu haben und nun eine gesunde Tochter in den Armen zu halten. Allerdings bin ich noch viel froher darüber, gestern keinen anderen als Daniel an meiner Seite gehabt zu haben.

Als mir Zuhause klar wurde, dass die Wehen die ich schon seit dem Vorabend wahr genommen habe, nun regelmäßig kommen und meine Hebamme meinte, ich solle mich doch direkt auf dem Weg ins Krankenhaus machen, wollte ich weder meinen Zwillingsbruder an meiner Seite haben, noch meine Eltern, Noah oder eine meiner Freundinnen. Wahrscheinlich hätte Aiden es sogar rechtzeitig an meiner Seite geschafft, aber für mich zählte in dem Moment einfach nur Dan.

Schon in den vergangenen Tagen, haben wir ziemlich viel Zeit miteinander verbracht, total viel gelacht und ich habe die Zeit mit ihm einfach unheimlich genossen. Ich habe die Aufmerksamkeit die er mir entgegen gebracht hat unheimlich genossen. War er auf der Arbeit, hat er sich regelmäßig erkundigt wie es mir geht, ansonsten war er ständig bei mir, hat mich durch die Gegend kutschiert und akzeptiert, dass ich immer noch etwas Abstand zwischen uns hielt.

Ich konnte mir absolut keinen anderen gestern an meiner Seite vorstellen und war heil froh darüber, dass er sein Wort hielt, alles stehen und liegen gelassen hat und zur richtigen Zeit im Krankenhaus war.

Die ganze Zeit, blieb er an meiner Seite, hat sich von mir seine Hände quetschen lassen, mir immer wieder gut zugeredet und war einfach da. Hat die Nabelschnur durch geschnitten, war mit dem Namen July einverstanden und hat sich, und auch mich, davon überzeugt, dass die Ärzte, Schwestern und Hebammen liebevoll mit unserer Tochter umgehen.

Er hat unsere Seite nicht verlassen, als ich endlich bereit war, meine Eltern, Noah, Aiden und Chris zu empfangen und hat ihnen relativ schnell klar gemacht, dass sie kurz nach der Geburt, der Falsche Zeitpunkt ist, mich und die kleine zu belagern und sie quasi rausgeschmissen und auf heute vertröstet. Als auch er die Fliege machen wollte, um uns Ruhe zu Gönnen, habe ich ihn aufgehalten und ihn tatsächlich davon überzeugt bekommen, bei uns zu bleiben.

Erst vor gut anderthalb Stunden, hat er sich leise vom Acker gemacht, allerdings nicht bevor er mir versprochen hat, bloß ein paar Sachen zu erledigen, zu duschen und dann wieder vorbei zu kommen. Anfangs war ich wirklich ein kleines bisschen enttäuscht, aber was hatte ich auch erwartet? Er kann ja nicht....

Ich stoppe meinen Gedanken, als Dan leise die Tür öffnet und wieder herein kommt. „Hat der kleine Nimmasatt etwa schon wieder Hunger?“, will er Lächelnd von mir wissen, stellt den Korb in seiner Hand auf das Bett und kommt auf uns zu, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückt und vor uns in die Hocke geht. Ich nicke. „Schon wieder ist gut. Das letzte Mal hat sie sich irgendwann heute Nacht bemerkbar gemacht.“, erinnere ich ihn und muss bei den Gedanken lächeln, dass er die ganze Nacht neben mir im Bett gelegen und mich im Arm gehalten hat. Eins ist mir dabei ganz besonders klar geworden, ich will diesen Abstand zwischen uns nicht mehr. Ich will wieder die Frau an seiner Seite sein - wir müssen ja nicht gleich wieder dort ansetzen wo es vor einigen Monaten aufgehört hat.

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