3. "Einfach Fleisch, bitte."

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Kapitel 3. "Einfach Fleisch, bitte."

Ermüdet steuerte ich auf den ersten freien Tisch zu und ließ mich auf dem weichen weichen Polster des Stuhles nieder. Kaum hatten wir beide Platz genommen, kam schon ein Kellner in unsere Richtung und reichte uns die Speisekarten.

 "Guten Abend, die Damen.", sagte er höflich. Er war etwa in unserem Alter, vielleicht zwei Jahre älter. "Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken anbieten?"

"Ja. Eine große Cola für mich, bitte.", bestellte ich, genauso wie Annie. 

"Kann man Ihnen etwas empfehlen?", fragte er nun und verzog sein Gesicht zu einem höflichen Lächeln. 

Ich musste nicht lange überlegen, um mich auf etwas festzulegen. "Einfach Fleisch, bitte." Ich dachte gar nicht daran mir die Mühe zu machen meine Bestellung so zu formulieren, dass sie sich der höflichen Umgangsart des Personals anpasste.

"Ich nehme das vegetarische Menü.", sagte Annie und der Kellner ging. 

"Du bist schlecht gelaunt.", stellte sie dann fest und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. "Ich bin nicht schlecht gelaunt."

"Dann bist du aber ziemlich unhöflich."

Mehr als ein Verdrehen der Augen brachte ich nicht zustande.

"So viel zum Thema Ich bin nicht schlecht gelaunt."

"Ich bin nicht schlecht gelaunt, okay?", sagte ich nun etwas lauter und die Leute bewegten ihre Köpfe in unsere Richtung.

"Ja, ne. Ist klar. Kannst du dich mal benehmen?", zischte Annie und ich zeigte ihr den Vogel. "Als ob mich ändern würde, nur weil ich unter Leuten bin, die alle total steif sind.", beschwerte ich mich und die Getränke wurden vor uns abgestellt. 

Durstig nahm ich einen großen Schluck. "Mel, du hast ein sehr gute Erziehung genossen und es nicht verboten die zu zeigen.", kritsierte sie weiter und ich stöhnte. "Mann, Annie, sonst bist du doch auch nie so. Meistens bist du diejenige, die sich voll daneben benimmt, also entspann dich ein bisschen und sei einfach mal für einen Moment still. Seitdem wir hier sind, tust du so, als hätten wir uns anders zu verhalten."

Sie verdrehte die Augen und trank ebenfalls. "Das ist übrigens ganz schlecht, wenn du nach dem Zähnebleichen Cola trinkst.", warnte ich sie und sie schluckte schwer. Ihre Augen wurden etwas größer und begannen zu glänzen.

"Dann hab ich das Geld ganz umsonst ausgegeben. Was für ein Scheiß. Fuck, fuck, FUCK!", brüllte sie und war aufgestanden. Ich unterdrückte es sofort loszuprusten, denn die kleine Ader an ihrer Schläfe pochte wie wild und ihr Gesicht hatte eine ungesund aussehende Farbe angenommen.

Wir wurden erneut geschockt angesehen und einige Leute schüttelten empört den Kopf. Beschämt setzte sie sich wieder und strich ihren Rock glatt. "Kannst du dich mal benehmen?", äffte ich sie nach und sie warf mir einen Blick zu, den ich nicht ganz einordnen konnte. Dass sie nicht gerade erfreut war, war allerdings mehr als nur eindeutig.

Ich grinste immer noch, als unser Essen auf dem Tisch abgestellt wurde. "Guten Appetit.", lächelte der Typ und ging dann wieder. Das Essen war einfach nur göttlich. Das Fleisch war zart wie Butter und sogar das Gemüse war einfach nur köstlich. 

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"Das war vielleicht lecker." Wir warteten auf den Aufzug, um zu unseren Zimmern zu fahre. Annie war ihr Verhalten immer noch peinlich und sie hatte seitdem kein Wort mehr gesagt. 

Als sich die Türen öffneten und sie heftig schluckte, war ich es satt. "Schau mal, da sind One Direction!", rief ich und sie riss den Kopf hoch. "Wo?", quiekte sie und schaute sich um. "Nirgends.", grummelte ich und schob sie in die Suite.

"Das ist nicht lustig!", zischte sie und legte ihr Handy auf der Kommode ab. "Doch eigentlich schon.", lachte ich und schaute mich um. "Und ich würde ganz sicher nicht so rumschreien, wenn sie dagewesen wären."

Die ganze Einrichtung war eine Mischung aus altmodisch und modern, die mich ein wenig verwirrte, als ich in den großen Raum trat. Immerhin konnte ich auf dem glänzenden Boden gut skaten, während Annie viel zu viel Zeit im Bad verbringen würde.

[Eigentlich ist in allen Suiten Teppichboden, aber in meiner Story ist da jetzt einfach mal keiner (:  ]

Ich riss meinen Koffer auf, schnappte mir mein Board und sprang drauf. Mit Schwung fuhr ich aus dem Zimmer, direkt in die Küche. "Lass den Scheiß!", motze Annie sofort und deutete auf mein Baby. 

"Boah, Annabella! Jetzt komm mal runter. Seit wann bist du denn so wahnsinnig langweilig.", seufzte ich und flippte das Board hoch, sodass es in meiner Hand landete. "Lass uns in die Bar gehen, vielleicht entspannst du dich ja dann ein bisschen..."

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, wir lassen uns eine Flasche Rotwein hierher bestellen.", schlug sie vor, stand auf und rief an der Rezeption an. Wenige Minuten später traf ein Angestellter des Hotels ein und überreichte mir die Flasche, die ich sofort bezahlte. Grinsend brachte ich sie ins Wohnzimmer und hielt sie wie eine Trophäe in die Höhe.

"Gott, dieser Flug war die Hölle.", seufzte sie und hielt mir das Glas hin. Großzügig schenkte ich ihr etwas davon ein, fast bis an den Rand. Annie trank gierig davon und gab mir ebenfalls ein Glas. Ich schüttelte jedoch den Kopf und setzte die Öffnung der Flasche an meinen Mund an.

Eigentlich war ich nicht so der Weintrinker, doch gerade war mir wirklich jede Form von Alkohol Recht. Ein Glas wäre da nur Behinderung. "Gaaaanz ruhig.", lachte Annie und nahm mir die Flasche wieder ab. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und ließ mich zur Seite in die Sofakissen fallen.

Nachdem wir beinahe die ganze Flasche geleert und viel gelacht hatten, schleppten wir uns ins Bett. Morgen... oh mann, das würde ein mehr als nur langer Tag werden.


Und alles begann mit diesem Konzert... | Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt