10. "Toll gemacht, Jungs."

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Kapitel 10. "Toll gemacht, Jungs."

Die beiden Männer vom Notdienst wuselten herum, während der Wagen mit Blaulicht und Sirene auf dem Weg ins nächste Krankenhaus war.

"Wie ist ihr Name?", fragte einer der Sanitäter und sah mich an. "Melanie Taylor."

Der Typ nickte und klopfte leicht gegen Mels Wange. "Melanie?", fragte er. "Melanie, kannst du mich hören?"

Keine Reaktion. 

Ich fragte mich wirklich, was sie gemacht hatte, dass sie so schwere Verletzungen erlitten hatte. Liam hatte etwas von einem Dummy gesagt, aber was genau sollte der denn schon gegen sie ausrichten können. Der lebte ja nicht.

Währen die Sanitäter an Melanies Körper arbeiteten, saß ich in der Ecke des Wagens und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Als der Tag heute morgen angefangen hatte, kam mir nicht in den Sinn, dass mein Abend so verlaufen würde. 

Es dauerte nicht lange, da kam der Wagen auch schon wieder zum Stehen und die Türen wurden aufgerissen. Die Männer schoben die Trage, samt Mel, aus der Öffnung und rollten sie zum Eingang.

Hektisch und etwas planlos lief ich hinterher und folgte den Ärzten und Schwestern, die sie in einen Raum schoben. "Warten Sie bitte draußen.", sagte eine von ihnen und ich nickte. Seufzend ließ ich mich auf einem Stuhl fallen und lehnte meinen Kopf gegen die Wand.

"Wie geht es ihr?", fragte eine Stimme, die zu Annie gehörte und ich öffnete die Augen. Allerdings wusste ich das selber nicht und zuckte daher nur mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich sitze hier auch erst...", ich warf einen Blick auf die Uhr. "... seit sieben Minuten. Das kann noch dauern."

---

Es hatte tatsächlich gedauert. Noch über eine Stunde saßen wir da und es war einfach nur ein schreckliches Gefühl nicht zu wissen, was los war. "Mr Malik?", fragte ein Mann, dessen Kopf aus einer Tür hervorschaute. "Ja?", fragte ich und stand auf.

"Sie können nun zu Miss Taylor. Sie ist zwar noch nicht wach, aber fertig mit der ersten Versorgung.", erklärte er und ich nickte. "Wenn sie noch nicht wach ist, können wir dann alle rein?", fragte ich und er setzte einen nachdenklichen Blick auf. "Ich denke das geht in Ordnung.", meinte er dann und sein Kopf verschwand wieder.

Zu sechst gingen wir also in den Raum und sahen Mel bewusstlos im Bett liegen. "Also ich kann Ihnen allen die Diagnose sagen. Vielleicht können Sie mir dann helfen zu verstehen, wie es zu den Verletzungen kam.", sagte er und zog ein Klemmbrett aus der Schublade des Nachttisches.

"Okay, also... Wir haben Folgendes feststellen können: Prellungen an der rechten Schulter, sowie an zwei Fingern der linken und drei der rechten Hand. Ihr linkes Handgelenk ist verstaucht, gebrochen ist zum Glück nichts. 

Die Wunden an der Hand, also die Risse waren rechts sehr stark, die haben wir nähen müssen. Ihre beiden Schienbeine weisen viele Hämatome auf, Verletzungen der Knochen allerdings nicht. Außerdem eine Platzwunde am Kopf, die wir genäht haben und sie hatte einen erhöhten Adrenalinspiegel.", zählte er Arzt auf und schaute uns an.

"Es war sehr schlau die Verletzungen zu kühlen und zu stabilisieren, dadurch haben Sie ihr sehr geholfen und im Nachhinein auch viele Schmerzen erspart. 

Eine derartig lange Bewusstlosigkeit ist wirklich nicht normal, jedoch haben unsere Untersuchungen und auch das EEG keine Schäden am Gehirn oder ähnliches ergeben. Wir gehen davon aus, dass es eine wirklich ungünstige Mischung von Überanstrengung und niedrigem Blutdruck, also einem Kreislaufkollaps, und Ohnmacht durch Schmerzen, sowie Sauerstoffmangel war, da ich informiert wurde, dass sie in einem Kellerraum aufgefunden worden ist, korrekt?"

Nicken. 

"Sie ist während der Versorgung kurz aufgewacht, was sehr gut ist. Wir haben ihr aber starke Schmerzmittel gegeben und Medikamente, damit sie wieder einschläft.

Die Verletzungen am ganzen Körper würden deutlich für Gewalt sprechen. Ich muss Sie also fragen, ob es zu Handgreiflichkeiten gekommen ist."

Geschockt sahen wir uns an. "Natürlich nicht.", brachte Liam als Erster hervor und klang dabei ziemlich empört. Verteidigen hob der Arzt - Dr Bennit - die Arme. "Das kann man einfach nicht ausschließen. Außerdem würde uns das deutlich weiterbringen, da wir keine Ahnung haben woher diese Verletzungen kommen könnten.

Ein Prügelei schließen wir auch aus, da sie dafür nicht genug blaue Flecken an anderen Stellen, wie Fingerabdrücke am Oberarm, die in einem Handgemenge enstehen, hat. Sie muss sich das also selbst angetan haben."

Diese Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Selbst angetan? Ich hielt das für ausgeschlossen, doch wie war es dann zu diesen Verletzungen gekommen?

"Du hattest doch etwas von einem Übungsdummy gesagt, oder?", fragte nun Annie am Liam gewand. Dieser nickte. "Sie macht Kickboxen. Schon seit über fünfzehn Jahren. Ich glaube sie hat trainiert und sich dabei überanstrengt.", sagte sie leise.

Dr Bennit hob einen Finger. "Ja, das kann durchaus sein. Die Verletzungen an den Händen und Beinen hat sie sich durch das Schlagen und Treten zugezogen. Die an der Schulter und dem Kopf beim Sturz, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte und auf den Boden fiel. Ja, das macht Sinn."

Ich war beruhigt, dass niemand anderes das angetan hatte, doch andererseits war ich geschockt darüber, dass sie eine so extreme Kraft hatte aufbringen können, um sich damit selbst außer Gefecht setzten zu können.

"Das hilft uns sehr weiter. Allerdings... Im normalen Zustand ist es eher ungewöhnlich, so eine Kraft aufbringen zu können. Wir haben einen Alkoholtest gemacht, der war allerdings negativ. Drogentest haben wir nicht ausgeführt. Wisst ihr da was von? Über etwas in der Richtung? Wenn nein, dann muss es das Adrenalin gewesen sein."

Annie schüttelte heftig den Kopf. "Nein, Drogen hat sie noch nie angerührt, doch sie war sehr wütend.", meinte sie und duckte sich ein bisschen, da sie ja die Ursache für diese Wut gewesen war.

Dr Bennit notierte sich etwas auf dem Klemmbrett. "In Ordnung, vielen Dank. Sie wird erst in einigen Stunden aufwachen. Ich denke wir können sie nach einer kurzen Untersuchung schon entlassen, danach braucht sie Ruhe. Sollte eine solche Ohnmacht noch einmal vorkommen, dann muss sie umgehend zum Arzt, aber das sage ich ihr morgen noch mal. Und Sie sollten jetzt auch gehen. Es ist kurz vor zwei Uhr."

Mit diesen Worten verschwand er aus dem Raum und ließ uns alleine. "Da muss sie aber ziemlich wütend gewesen sein.", meinte nun Niall und schaute sich Mel genauer an. "Das sah schon echt heftig aus.", fügte Louis hinzu.

Weinend rannte Annie aus dem Raum. "Toll gemacht, Jungs.", meinte Harry und ging ihr hinterher. Verwirrt schauten wir uns an. "Ich werde da bleiben.", meinte ich. "Ruht ihr euch aus und kommt einfach wieder, wenn ihr wollt." Die anderen nickten

"Okay, ich bleibe auch.", sagte nun Liam und schaute mich bittend an. "Klar, dann bin ich nicht so alleine.", lächelte ich und die anderen beiden verschwanden aus dem Zimmer. Seufzend ließen wir uns auf der etwas breiteren Fensterbank nieder und unterhielten uns ein bisschen. Irgendwann wurden uns dann aber doch die Augen schwer und wir schliefen ein.


Und alles begann mit diesem Konzert... | Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt