11. Kapitel

22 2 2
                                    

"Ich gehe mich mal ein bisschen umsehen", verkündete ich und freute mich jetzt schon auf das wunderbar grüne Gras.

"Das kannst du ganz schnell vergessen", entgegnete Noel. Im gleichen Moment hörte ich das altbekannte Piepen wenn sich eine Tür verschloss.

"Das ist jetzt aber nicht dein Ernst", murrte ich und sah ihn an. Sein Blick zeigte aber leider, dass er nicht scherzte.

"Das ist mein voller Ernst." Ich stöhnte genervt auf. Seit einer Woche musste ich mir das antun. Mein Bruder tat alles dafür, um mir das letzte bisschen an Privatsphäre zu nehmen.

"Okay, hör zu. Ich verstehe, warum du mich nicht gern allein lässt. Aber langsam wird es affig", versuchte ich vorsichtig zu erklären.

"Ach wirklich? Da nach dem Leben meiner Schwester getrachtet wird, finde ich es alles andere als affig." Diese Sturheit in seiner Stimme und die Tatsache, dass ich bei ihm schon seit Tagen auf Granit biss, ließen nichts gutes verhoffen.

"Du lässt mich ja gerade so allein aufs Klo gehen. Etwas mehr Privatsphäre wäre schon schön", gab ich zurück. Dieses Mal würde ich nicht nachgeben. Es war ja ganz schön einen Bruder zu haben. Aber nicht wenn er einen nicht mehr aus den Augen ließ und nicht aufhörte immer wieder die gleichen Fragen zu stellen. Nur gut, dass ich kein offenes Buch für ihn war.

"Fang nicht schon wieder damit an", knurrte er. Und wie ich damit wieder anfangen würde!

"Es reicht! Ich halte es nicht mehr aus! Ich bin eine Frau, die gerne Dinge tut, die man nun mal nicht in Anwesenheit vom eigenen Bruder macht! Und wenn du das nicht verstehst, tut's mir leid. Aber ich werde nichts daran ändern!", fauchte ich zurück. Da kamen gerade einige Emotionen hoch.

"Also mir tut's nicht leid, dass ich dich nicht allein lassen will, wenn jeder zweite auf der Suche nach dir ist und mindestens jeder vierte dich tot sehen will!" Noel sah mich mit funkelnden blauen Augen an.

"Jetzt tu nicht so, als wäre das gesamte Universum hinter mir her! Erstens sind wir innerhalb von einer Woche auf vier verschiedenen Planeten gewesen, um mögliche Attentäter", ich malte Gänsefüßchen in die Luft, "abzuschütteln! Und zweitens sind fünf Minuten allein doch wohl nicht zu viel verlangt! Naboo gehört nicht unbedingt zu den gefährlichsten Planeten!" Wütend starrten wir einander an. Ich könnte hier dringend Hilfe gebrauchen. Schade nur, dass ich da vergeblich hoffte.

Schließlich brach ich den Augenkontakt ab und lief um ihn herum. Ein kleiner Knopfdruck und ich war wieder frei.

"Ich gehe nur nach draußen und werde mich nicht weiter weg bewegen. Ich brauche einfach nur ein paar Minuten dort draußen", sagte ich in versöhnlicherem Ton. Es war für ihn schließlich mindestens genauso schwer wie für mich.

"Na schön. Ich komme gleich nach", entgegnete er. Ich nickte und machte, dass ich nach draußen kam. Als ich den leichten Wind auf meiner Haut spürte, wurde mir warm. Weite, grüne Wiesen erstreckten sich vor mir. Einige Kilometer entfernt waren kristallblaue Seen und Wasserfälle. Und etwas weiter hinten entdeckte ich eine Stadt. Ich hatte schon viel von Naboo gehört, aber der Anblick toppte selbst die besten Beschreibungen.

Ohne groß nachzudenken ließ ich mich ins grüne Gras sinken und blickte in den blauen Himmel. Dieser Planet gefiel mir auf Anhieb. Er hatte etwas heimisches. Es ist fast so, als wäre ich auf der Erde.

Die grünen Grashalme kitzelten meine Haut. Es roch nach Gras und Erde. Kurz stellte ich mir vor, wie ich im Garten meiner Familie lag. Es war Sommer und ich hatte nichts besseres zu tun, als faul herumzuliegen. Die Käfer und Ameisen krabbelten auf mir herum, weil ich ihnen im Weg lag. Von irgendwoher hörte man das Rattern eines Rasenmähers. Die Vögel übertönten das leicht nervige Geräusch und sangen ein süßes Lied.

Star Wars - GespaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt