"Du siehst anders aus." Perplex sah ich mich um und entdeckte das Mädchen vor mir sitzen. Ich stand wieder auf der wunderschönen grünen Wiese. Wieder wehte eine angenehme Brise über die Wiese. Allerdings war der Himmel wolkenverhagen und grau.
"Ich fühle mich auch anders", sagte ich und setzte mich zu ihr. Verwirrt sah ich an mir herunter und versuchte herauszufinden, was anders war. Ich trug immer noch das hellblaue Kleid mit schwarzen Rosen. Mein Ebenbild hingegen hatte nun graue Rosen auf ihrem Kleid.
"Das Rot hat mir besser gefallen." Ich deutete auf ihre Rosen. Überrascht sah sie an sich herab. "Mir auch", stellte sie fest und zog ein trauriges Gesicht. Das machte mich wiederum traurig. Ich wollte sie nicht so sehen.
"Du kannst mein Kleid haben." Damit zog ich das Kleid aus und reichte es ihr. Sie strahlte mich an. Schnell tauschten wir die Kleider. Doch als ich an mir heruntersah, waren meine Rosen erneut schwarz. Das Mädchen hatte wieder graue Rosen auf ihrem - oder meinem - Kleid. Augenblicklich wurde sie wieder traurig.
"Nicht traurig sein", sagte ich schnell. "Wir ziehen einfach beide die Kleider aus." Ich trat die Schuhe weit von mir und wollte gerade das Kleid ausziehen als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte. Dort wo die Schuhe aufschlugen, spross ein herrlich schöner Strauch mit schwarzen Rosen. "Wow", staunte ich und lief zu ihm. Davor kniete ich mich hin und sah die Rosen fasziniert an. Es waren genau vier an der Zahl - eine in jede Himmelsrichtung.
"Wie hast du das gemacht?", fragte meine Doppelgängerin neben mir. "Keine Ahnung", antwortete ich wahrheitsgemäß, blickte aber nicht auf. Jede Rose hatte eine besondere Eigenheit. Eine besaß in ihrer Mitte einen kleinen, aber starken Wirbelsturm, der sich unablässig drehte. Die daneben ließ die Luft um sie herum zu Eis erstarren und glitzterte in starrer Kälte. Die dritte sah auf den ersten Blick völlig normal aus, verströmte aber einen so starken Geruch, dass es einen fast betäubte. Doch am faszinierensten war die letzte. Sie erblühte zunächst in tiefstem Schwarz, nur um Sekunden später zu verwelken und schließlich zu verfallen, wobei bereits im nächsten Augenblick wieder eine Knospe erschien, um zu erblühen und erneut zu verenden.
"Wunderschön", staunten wir unisono. "Die da ist am schönsten", erklärte ich und deutete auf die letzte Rose. Sie nickte zustimmend und wollte sie berühren, zuckte jedoch zurück und rieb sich die Fingerspitzen.
"Was ist los?", fragte ich und streckte ebenfalls die Hand nach der Rose aus. Kurz bevor ich sie berühren konnte, wurde es jedoch so kalt an meiner Hand, dass ich perplex aufschrie und die Hand zurückzog.
"Was war das?", fragte ich entsetzt. Mein Ebenbild deutete auf die kalte Rose. Sie glitzerte so stark, dass man sie nicht direkt ansehen konnte. "Sie war das." Ich wandte mich schnell von ihr ab, bekam aber trotzdem eine Gänsehaut. Verwirrt sah ich zu dem Mädchen, das die Rosen nachdenklich anstarrte. Etwas daran war komisch. Mein Blick glitt zurück zu den Rosen. Wieso..?
Eine Bewegung neben mir lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie streckte ihre Hand vorsichtig nach der duftenden Rose aus. Noch bevor ich es sah, spürte ich bereits, wie der Wind auffrischte. "Nicht!", rief ich, doch es war bereits zu spät. Ein unglaublich starker Wind zog auf und schleuderte uns von dem Rosenstrauch. Ich flog mehrere Meter weit weg und landete hart. Etwas spitzes bohrte sich mit aller Macht in meinen Rücken. Ich schrie laut auf vor Schmerzen.
"Trish!", schrie er mich an. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ihn an. Dann überkamen mich die Schmerzen. Ich schrie erneut auf und versuchte mich aufzurichten, doch meine Beine bewegten sich keinen Millimeter. "Meine Beine", kreischte ich, "Ich kann sie nicht bewegen!" Damons Blick wechselte innerhalb eines Sekundenbruchteils von Verständnislosigkeit zu Erkenntnis.
Er drehte mich auf den Bauch. Wieder schrie ich. Ohne zu zögern riss er meinen Mantel kaputt und begutachtete meinen Rücken. Im nächsten Moment spürte ich eine seltsam vertraute Wärme, die unerträglich wurde. Der Schmerz verdreifachte sich. Ich biss mir auf die Lippe, um mit dem Geschrei aufzuhören und fing an zu zählen. Es dauerte genau dreiundzwanzig Sekunden. Dann ließ der Schmerz nach. Vor Erleichterung stöhnte ich auf.
Eine Zeit lang lag ich einfach da und und blickte die Wand an. Mir fiel der Rosenstrauch mit den sonderbaren Blumen ein. Dann dachte ich an das Mädchen. Was war mit ihr geschehen? Hatte sie eine ähnliche Verletzung wie ich davon getragen? Ich kniff die Augen zusammen. Ich hätte sie aufhalten sollen.
Mit größter Mühe drehte ich meinen Kopf. Damon kniete mit gesenktem Kopf neben der Pritsche. Seine weißen Haare bildeten einen starken Kontrast zu der ansonsten dunklen Umgebung. Es wirkte so bizarr, dass es sogar irgendwie zueinander passte.
"Danke", flüsterte ich leise und schloss die Augen kurz. Es fiel mir sehr schwer wach zu bleiben. Eine Nebenwirkung von Damons Heilkünsten.
"Reiner Selbsterhaltungstrieb." Er richtete sich auf und drehte sich zum Gehen.
"Willst du nicht wissen, was passiert ist?", fragte ich überrascht. Er lachte kurz auf. "Wieso solltest du mir plötzlich trauen?" Er sah mich an.
"Das tue ich nicht", entgegnete ich sofort. "Aber ich glaube, dass du alles tun würdest, um mich zu schützen. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb." Ich dachte an die vier Rosen und daran, wie die eine die andere beschützt hatte. Ich war überzeugt davon, dass dieser Traum symbolisch für die Vier stand. Und dass alles darin eine Bedeutung hatte.
Damon runzelte die Stirn. "Wovon hast du geträumt?", fragte er schließlich. Ich richtete mich auf und sah ihm in die Augen. "Von einem Rosenstrauch. Er hatte vier verschiedene schwarze Rosen. Ich glaube, dass sie für die vier Kinder.. Für uns stehen. Als ich meine Rose, berühren wollte, hat mir eine von den anderen einen Kälteschlag gegeben. Und als das Mädchen, mit dem ich da war, versucht hat, die schöne, duftende anzufassen, wurden wir von einer anderen weggeschleudert." Damon sah mir während meiner Antwort die ganze Zeit konzentriert in die Augen. Vermutlich wollte er herausfinden, ob ich log.
"Sie beschützen sich", stellte er fest, nachdem er wohl gemerkt hatte, dass ich die Wahrheit sagte. Ich nickte. "Was ist noch passiert?" Ich erzählte ihm alles und versuchte mich an jedes kleinste Detail zu erinnern. Sogar meinen ersten Traum mit dem Mädchen schilderte ich möglichst genau.
"Wenn alles in diesen Träumen eine Bedeutung hat, ist nur die Frage, was der Wirbelsturm und das Mädchen bedeuten", schloss ich meinen Vortrag ab. "Und das regenbogenfarbene Wasser sowie die Barabel-Frucht", fügte er nachdenklich hinzu.
Dann stand er plötzlich auf und ging einfach. "Hey!", rief ich und stand mühselig auf. Leicht schwankend folgte ich ihm. Er tippte Koordinaten in den Bordcomputer ein und machte offensichtlich alles für den Start bereit.
"Wo fliegen wir hin?", fragte ich verwirrt. "Das wirst du schon noch sehen", entgegnete er ohne aufzusehen. Ich stöhnte auf.
"Hör endlich auf damit, mich immer außen vor zu lassen! Du erpresst mich immerhin, um an dein Ziel zu kommen, da musst du mich auch in alles einweihen", erwiderte ich.
"Du meinst, so wie du mich in alles einweihst?" Ich dachte an die Sache mit Noel und fühlte mich sofort wieder schuldig.
"Du brauchst nicht alles über mich zu wissen", gab ich müde zurück und setzte mich in einen der Sitze. Er blickte auf.
"Nein, aber das tue ich sowieso", entgegnete er. "Fang an, es anderen leicht zu machen, dich zu beschützen."
Ich starrte ihn an. Er wirkte wie immer: kalt, unnahbar, emotionslos. Aber mir kam zum ersten Mal der Gedanke, dass es hier nicht um Sith und Jedi, um Hass und Liebe oder Stärke und Schwäche ging. Da lag etwas Unausgesprochenes in der Luft. Und es hatte zum ersten Mal nichts mit irgendeinem Konflikt zu tun.
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Tut mir leid, dass ich länger gebraucht habe, aber ich hatte ein bisschen Abistress die letzten paar Wochen :/
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Star Wars - Gespalten
FanfictionZwei Jahre sind vergangen. Zwei Jahre in denen sich einiges geändert hat. Ich bin jetzt eine Jedi. Ich habe das Gefühl etwas gutes zu tun. Ich kenne mich endlich richtig. Ich fühle mich gut. Doch etwas altes bleibt immer. Und ich bin mir nicht s...