13. Kapitel

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"Sie ist einfach verschwunden!", wiederholte sie wütend. Bei ihr klang es nie nach einer Frage, sondern nach einem Vorwurf, der es einem verbat wieder hier aufzukreuzen, ohne dem allgemeinen Ziel näher gekommen zu sein.

"Es ist eine Schande, ich weiß. Aber ich werde sie wieder ausfindig machen und solange festhalten, wie es nötig ist", erklärte Rhino. Der Vollidiot hatte es geschafft, einen Schritt rückwärts auf dem Weg zum Ziel zu machen. Das war allerdings auch kein Wunder. Er war so sehr von sich überzeugt, dass er jeden mit halbwegs vorhandenem Hirn vertrieb. Erst recht eine Jedi, die auf der Flucht war.

"Nein", kam es von ihr. "Sie ist wegen deiner Unfähigkeit verschwunden und würde dich jederzeit wieder erkennen." Ich konnte ein leichtes selbstgefälliges Schmunzeln nicht unterdrücken. Blondie hatte seine Chance verworben. Geschah dem Mistkerl recht.

"Sehr wohl, Lady Norrha." Er erinnerte an ein gekränktes Schoßtier, das sein Versagen gegenüber seinem Herren mehr als nur bereute, als die Übertragung endete.

"Sein Versagen ist bedauerlich", meinte der Hexer. Sie nickte.

"Er wird seine gerechte Strafe bekommen, sobald er wieder zurückkehrt", sagte Lady Norrha nur. Sie dachte nach.

"Wir müssen jemand anderen auf sie ansetzen. Es ist essentiell, dass wir sie aufspüren und wissen, was sie tut. Wir wissen nicht, zu was sie in der Lage ist." Ich runzelte die Stirn. Was er da sagte, war völliger Mist. Wir wussten genau, zu was sie fähig war. Vorerst zu nichts. Und genau das sollte man ändern. Dass er das nicht wusste, zeugte von der offensichtlich existierenden Geheimhaltung.

"Sei still!", fuhr sie ihn an. Sein dummes Gerede war unnütze Zeitverschwendung.

"Wir werden sie defintiv wieder aufspüren. Aber wir dürfen nicht wieder einen solchen Amateur auf sie ansetzen", sagte sie nach einiger Zeit der Stille. "Verschwinde jetzt." Der Hexer verschwand sofort und die Stille kehrte zurück.

Lady Norrha dachte weiterhin nach. Ich blieb im hinteren Teil des Raumes stehen, wo man mich nicht sehen konnte. Die Dunkelheit um mich war angenehm. Sie verschluckte einen und gab einem das Gefühl von Selbstsicherheit. Gleichzeitig durchfuhr mich ein seltsames Gefühl von Wärme. Der Hexer hatte mich nicht mal bemerkt und das war defintiv ein gutes Zeichen. Wenn jemand wie er mich nicht fand, würden es auch die meisten anderen tun. Leider galt das höchstwahrscheinlich nicht für Trish. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich ausfindig machen würde, sobald wir uns auf dem gleichen Planeten befanden. Und das war zermürbend.

"Dein Training macht sich bezahlt", stellte Lady Norrha fest und sah mich an. Sie gehörte defintiv auch nicht zu den Meisten. Ich erwiderte nichts und trat aus dem Schatten. Ihre rötlichen Augen bohrten sich in meine und ließen den Funken von Wärme verschwinden. Vor ihr konnte man nichts geheim halten. Jeder, der das auch nur versuchte war ein Narr.

"Nicht mehr lange und du kannst ihr gegenübertreten." Mir lief es kalt den Rücken herunter.

"Ich werde sie nicht täuschen können. Sie wird mich spüren, sobald wir uns auf dem gleichen Planeten befinden." Das war so sicher, wie die Existenz der Macht. Sie musterte mich von Kopf bis Fuß.

"Spürst du sie?", fragte sie und sah mich mit stechendem Blick an. Erneut lief mir ein Schauer über den Rücken. "Jede einzelne Sekunde." Ihre Gefühle, ihre Einstellung, ihre Entscheidungen, ihre tiefsten, dunkelsten Wünsche - das alles kannte ich sehr gut.

"Gut. Finde sie."

Erschrocken fuhr ich hoch. Als ich jedoch kalte, stählerne Wände sah, beruhigte ich mich wieder etwas.

Stöhnend schlug ich die Arme über meinem Kopf zusammen. Mir war schon wieder eiskalt und jeder einzelne Muskel in meinem Körper tat weh. Könnte daran liegen, dass ein Raumschiff nicht sonderlich gut zum Schlafen geeignet war.

Ich richtete mich auf und dehnte und streckte mich. Langsam erwachte mein Körper aus seiner Starre. Nach dem schlimmsten Knacken, dass ich je von meinem Nacken hören musste, ging es mir tatsächlich wieder etwas besser. Nur die Kälte blieb.

Gott, wie kalt es war!

Vorsichtig tastete ich am Gürtel nach meinem Lichtschwert. Als ich es schließlich fand und berührte, verschwand ein Teil der Kälte. Diese seltsame Wirkung hatte es tatsächlich nie verloren.

Zum bestimmt tausendsten Mal musterte ich es. Den Griff, der wie gemacht für mich war und glänzte, wie Diamanten. Zischend fuhr die blaue Klinge aus, in der Erwartung, dass auch das letzte bisschen Angst verschwand. Doch statt der erwarteten Ruhe, war da wieder diese tief sitzende Leere. Schmerzhaft wurde mir bewusst, dass das Blau nicht nur meinen sondern auch Noels Augen glich.

Plötzlich verflog sämtliche Wärme und machte der Schuld Platz. Mit einem Mal fühlte es sich an, als hätte ich mir die Klinge in den Bauch gerammt. Vorwurfsvoll strahlte es mich an.

Ich schluckte. Meine Schuldgefühle fingen langsam an mich zu erdrücken. Vor mir erschien Noels Gesicht und schnürte mir die Luft ab. Der Versuch, die Bilder zu verdrängen, scheiterte kläglich und bevor ich es verhindern konnte flossen heiße Tränen meine Wange herunter. Ich vermisste ihn so sehr. Seine Art mich zum Lachen zu bringen. Wie er mir immer den Rücken freihielt. Wie wir einander verstanden, ohne etwas sagen zu müssen. Seine Späße - sogar seine verdammte Besorgnis!

Ich schluchzte lachend auf. Wie krank war das Universum nur?!

Noch vor ein paar Tagen hätte ich ihn köpfen können. Und heute heulte ich wegen meinem überfürsorglichen, großen Bruder herum.

Wenn das nicht Ironie ist, bin ich eine Sith!

Ich schluchzte und lachte und heulte und kicherte, bis mein Kopf weh tat und mein Bauch schmerzte. Schließlich ging ein Ruck durch das Schiff und zeigte mir, dass ich mein Ziel fast erreicht hatte. Das brachte mich wieder in die Realität.

Ich fühlte mich völlig ausgelaugt und trotzdem hatte ich plötzlich das Gefühl, das eine kleine Last von mir abgefallen ist.

Ich rieb mir die verquollenen Augen und versuchte, nicht mehr allzu sehr über Noel nachzudenken. Denn es war egal, ob ich das richtige getan hatte oder nicht. Schlecht fühlte ich mich so oder so.

Mit aufgesetzter Kapuze verließ ich unauffällig das Schiff. Es stank, war heiß und an jeder zweiten Ecke bekam ich das unbändige Bedürfnis, mich übergeben zu müssen - ob nun aus Mitleid oder Ekel.

Ich hasste Tatooine. Aber hier würde defintiv keiner nach mir suchen. Zumindest vorerst. Und selbst wenn jemand auf die Idee kam, dass ich hier war, würde er mich nicht schnell genug finden. Dieser Planet war die Anlaufstelle für alle gesuchten Verbrecher und andere, die nicht gefunden werden wollten. So wie ich. Hier herrschte Gewalt. Und so traurig es auch klingen mochte: Dank meiner Ausbildung kannte ich mich damit ausreichend aus.

Bevor meine Verfolger auch nur auf meiner Spur wäre, wäre ich schon längst auf dem nächsten Planeten.

Leider vergaß ich dabei, wie verräterisch das Schicksal doch war.

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Ich werde in nächster Zeit nicht regelmäßig updaten können (falls man mein updaten überhaupt als regelmäßig bezeichnen kann), weil ich ziemlich viel zu tun habe. Tut mir echt leid :/

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