21. Kapitel

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Dunkel lag die Wüste vor mir. Es war kalt geworden und wahrscheinlich wäre es besser mir einen Umhang zu holen. Aber ich wollte mich nicht rühren. Das erste Mal seit Wochen fühlte ich nichts. Kein einziges Gefühl drang zu mir durch.

Wahrscheinlich würde jetzt irgendeine tiefsinnige Musik spielen - wenn das hier ein Film wäre. Aber das war kein Film.

"Du brauchst nichts sagen. Ich will kein Mitleid oder unnütze Vorwürfe für etwas, das ich nicht getan habe", sagte ich ruhig. Er setzte sich zu mir.

"Das bekommst du auch nicht", meinte er ohne mich anzusehen. Angenehmes Schweigen breitete sich zwischen uns auf. Keigh hatte offensichtlich einen siebten Sinn dafür, was sein Gegenüber brauchte. Nur komisch, dass er trotzdem gern der unsensible Arsch war. Eine Weile saßen wir schweigend zusammen auf dieser kleinen Plattform.

"Du hast definitiv Ahnung davon, wann man reden sollte und wann man die Klappe halten sollte", stellte ich irgendwann fest. Einfach weil ich das Bedürfnis hatte mit ihm zu reden.

"Das ist eine der gelernten Fähigkeiten, die mir mein Vater beigebracht hat." Ich zog eine Augenbraue nach oben.

"Du meinst den Vater, den du hasst?" Er wandte mir den Kopf zu. Ich starrte in seinen dunklen Augen und fand nichts außer meinem gespiegelten Ich.

"Ich hasse ihn nicht. Wie kommst du darauf?" Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Ich sah zurück zur Wüste.

"Du hast unmissverständlich klar gemacht, dass du ihn verurteilst für das, was er Luna angetan hat. Und dass er Schuld an der Trennung von deiner Mutter hat", sagte ich.

"Da hast du recht. Aber hassen? Er war nie ein sonderlich guter Vater und das ist unwiderruflich. Nur werde ich niemanden dafür hassen, nur weil er nicht der ist, der er meiner Meinung nach sein sollte. Das kennst du doch", erklärte er. Überrascht stellte ich fest, dass er recht hatte. Ich verurteilte meine Mutter auch nicht für das, was sie war. Wenn überhaupt konnte man sie wegen ihrer Taten verurteilen. Und genau das tat wohl auch Noel - mit ihr und mir. Auch wenn ich nicht wusste, was ich falsch gemacht haben sollte.

"Stimmt. Ich verurteile niemanden für sowas. Eher für die Taten, die anderen schaden", antwortete ich.

"Die Frage ist nur, ob es überhaupt Taten gibt, die niemandem schaden", entgegnete Keigh. Mir wurde zum wiederholten Mal kalt als ich an Damon dachte.

"Willst du damit sagen, dass es okay ist etwas zu tun, das anderen schadet?", fragte ich entgeistert. Er zog eine Augenbraue nach oben.

"Nein. Ich will damit sagen, dass die Gründe warum man etwas tut wichtig sind. Und die sind leider immer subjektiv. Mit anderen Worten: Du schätzt sein Handeln anders ein als Damon selbst." Ich schnaubte. Keigh durchschaute mich ziemlich schnell.

"Also soll ich ihn fragen, warum er meinen Bruder so manipuliert hat, dass er mich für sowas hält?", hakte ich ironisch nach.

"Wenn du meine subjektive Meinung hören willst: Ja. Allerdings würde ich an deiner Stelle auch fragen, wie er das angestellt hat. Denn es heißt nicht umsonst 'Kenne deine Freunde gut, aber deine Feinde besser'."

"Du rätst mir also mit dem Mann zu reden, der meinen Bruder gegen mich aufbracht hat, der Menschen zu nichts als seinen eigennützigen Zwecken ausnutzt und den du gerade selbst als Feind bezeichnet hast?"

"Ja. Und dafür bekommst du mein Mitgefühl." Damit steht er auf und geht.

"Ich sagte doch, ich will dein Mitleid nicht", rief ich ihm nach. Er drehte sich nochmal um und lächelte verschmitzt.

Star Wars - GespaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt