23. Kapitel

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Du quälst dich selbst wenn du nicht mit ihm redest. Es sind schließlich fast körperliche Schmerzen. Und er fühlt doch das gleiche. Willst du wirklich euch beiden weh tun?

Nun hör auf, dich stur zu stellen. Alles an dir zieht dich zu ihm. Gib endlich der Versuchung nach! Das ist es, was du brauchst!

Berühr ihn doch einfach! Keine Gefühle, keine Schmerzen. Das willst du doch!

Ich umklammerte die Steuerung und starrte einfach weiterhin zu den Sternen, die in langen Schlieren an mir vorbeizogen. Seit zwei Stunden versuchte mich diese Stimme dazu zu bringen, Damon zu berühren oder zumindest mit ihm zu reden. Aber ich saß wie festgefroren auf dem Sitz. Ich fror wirklich. Und das seit wir losgeflogen waren.

Du würdest nicht mehr frieren wenn du ihn endlich berühren würdest.

Es war ja schon komisch genug, dass ich in seiner Nähe immer fror. Nein. Die Stimme hatte auch noch recht. Sobald wir auch nur irgendwie Körperkontakt haben, wurde mir tatsächlich warm. Ironischerweise passte mein Zustand zu der derzeitigen Stimmung: Es herrschte Eiszeit zwischen uns.

Ich hatte allerdings nicht vor das zu ändern. Jedes Mal wenn er den Mund aufmachte wurde ich entweder wütend, verletzt oder jemand starb.

Und wenn er nicht mit dir redet, wirst du zum Eiszapfen, bekommst keine Antworten auf deine Fragen und quälst dich mit Sehnsucht und Langeweile.

"Du frierst", stellte Damon neben mir fest. Ich presste die Lippen zusammen. Die Stimme in meinem Kopf feuerte mich an zu antworten. Als ich meine Lippen nicht öffnete, artete das zu wüsten Beleidigungen aus. Aber ich würde einen Teufel tun.

"Es ist mir prinzipiell egal, ob du mich ignorierst oder nicht. Aber wenn du nicht gleich etwas dagegen machst, muss ich mein Versprechen wohl einhalten", meinte er und klang völlig beiläufig. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und wünschte mir, dass Blicke töten konnten. Bevor ich allerdings noch in Versuchung kam, etwas zu tun, was ich - oder eher jemand anderes - bereuen würde, schaltete ich auf Autopilot und ging kurz nach hinten, um mir meinen Umhang umzuwerfen. Sogar die verfluchte Kapuze setzte ich auf. Doch natürlich fror ich weiterhin.

Nach zehn Minuten machte Damon - leider - wieder seinen Mund auf. "Trish. Das ist nicht normal." Damit hielt er mir seine Hand hin. Ich beachtete sie gar nicht weiter. Deshalb griff er einfach nach meinem Arm. Aber ich war schneller. Schnell sprang ich auf und blitzte ihn wütend an.

"Ist das dein Ernst?" Ich dachte gar nicht daran ihm zu antworten. Leider wurde mir gerade jetzt noch kälter. Mein Blick gegenüber Damon wurde trotzdem nicht freundlicher. Der schloss kurz die Augen - konzentrierte sich. Ich erkannte sofort, was er vorhatte. Noch bevor er mich zu sich ziehen konnte, zückte ich mein Lichtschwert und hielt es schützend vor mich. Er öffnete die Augen und sah zuerst mein Lichtschwert, dann mich mit gerunzelter Stirn an. Eine kleine Wolke bildete sich vor meinem Mund. Ich konnte das Zittern nicht mehr zurückhalten.

"Trish." In seinen Augen glühte aufkeimende Wut. Offenbar gefiel es ihm nicht, dass ich widersprach ohne ein Wort mit ihm zu reden. Mit Genugtuung und herausforderndem Blick sah ich ihn an. Im Gegensatz zu ihm gefiel mir diese Auseinandersetzung. Ein kleines zufriedenes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Bis ein erneuter Schauer mir über den Rücken lief. Damon schluckte hart und schloss kurz die Augen, nur um sie kurz darauf wieder aufzumachen. Sie funkelten jetzt mit unverkennbarer Wut. Kaum hatte ich das gedacht, presste er mich mithilfe der Macht gegen die Wand hinter mir. Aber es tat nicht weh. Und das würde es auch nicht tun. Er konnte mir nichts antun. Alles was mich verletzte, verletzte auch ihn. So dumm war er nicht. Ich lächelte erneut und genoss, wie seine Augen vor Wut nur so sprühten. Bedrohlich langsam richtete er sich auf. Oder zumindest sollte es bedrohlich wirken. Aber ich hatte keine Angst. Denn das brauchte ich auch nicht.

Sehr interessant. Bekämpf ihn mit seinen Mitteln. Wie klug und einfühlsam. Denk lieber an die ganzen Menschen, die er dafür umbringen wird.

Schlagartig wich mir das Lächeln aus dem Gesicht. Es war wahr. In diesem einen Punkt hatte die Stimme recht. Er würde sich dafür rächen. Und die Tatsache, dass er sich an anderen Menschen dafür rächen würde, machte mich rasend vor Wut. Ich wollte ihn schlagen. Ich wollte ihn treten. Ich wollte, dass er all den Schmerz und das Leid, das er und die anderen Sith anderen bereiteten, zurückbekam - ich wollte ihm mein Lichtschwert in den Bauch rammen. In diesem Moment war ich zu allem bereit. Selbst wenn ich dafür selbst sterben würde.

Doch noch bevor ich irgendetwas tun konnte, riss ein Ruck uns von den Füßen. Ich prallte mit dem Bauch so hart gegen den Sitz, dass mir die Luft zum Atmen schlagartig aus dem Körper gepresst wurde. Geistesgegenwärtig hielt ich mich daran fest und verhinderte so einen Zusammenstoß mit der Frontscheibe. Damon hatte nicht so viel Glück. Der plötzliche Stop des Raumschiffes beförderte ihn gegen die Kontrollkonsole, wo er mit dem Rücken und Kopf hart aufschlug. Der stumpfe Schmerz überkam mich so plötzlich, dass ich mir auf die Lippe beißen musste, um nicht aufzuschreien. Schwärze überkam mich.

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Stöhnend kam ich wieder zu mir. Mein Schädel brummte und auch dem Rest meines Körpers ging es nicht sonderlich gut.

"Na dann gucken wir mal, was wir hier haben", ertönte eine Stimme entfernt. Ein anderes Stöhnen erklang unweit von mir entfernt. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah Damon, der die Augen zusammen gekniffen hatte. Ich erinnerte mich an den Ruck als wir plötzlich aus dem Hyperraum gerissen wurden, der Schmerz, der Streit, die.. Wut! Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte Damon an. Der grinste mich bereits kalt an. Nein!

"Kommen Sie näher und Sie werden es bereuen!", rief ich dem Mann zu und betete, dass Damon Blickkontakt brauchte, um den Personen etwas anzutun. Mein Herz rutschte mir in die Hose als ich sah, wie er die Augen schloss und sich konzentrierte. Ich fackelte nicht lange und stand unter Schmerzen auf. Das brachte ihn aus dem Konzept. Offenbar machte es sich schlecht Menschen umzubringen, wenn man selbst unter Schmerzen litt. Leider verlangte es mir einiges ab, gekrümmt stehen zu bleiben. Ich hielt mir den Bauch, während winzige Sternchen vor meinen Augen tanzten. Es ging mir miserabel. Aber so ging es Damon zum Glück auch. Und solange das so war, konnte er niemandem etwas antun.

"Das.. hält mich nicht auf", erklärte Damon zu meinem Leidwesen mit erstickter Stimme. Und noch während er das sagte, klangen die Schmerzen auch schon ab. Er heilte sich selbst. Ich wusste, dass es somit nur noch eine Möglichkeit gab. Und ich hasste es. Bevor ich allerdings noch weiter darüber nachdenken konnte, lief ich auf ihn zu und berührte seinen Arm. Wärme verscheuchte auch den letzten Rest der übrig gebliebenen Kälte. Ich schloss genießerisch die Augen. Mein Hass und die Angst verschwanden einfach. Ich war plötzlich zufrieden. Und ich spürte, dass es ihm genauso ging. Mein Verstand verabschiedete sich auf Nimmer wiedersehen und überließ meinem Körper die Führung. Ich sah Damon in die Augen, die vor Wärme nur so glühten. Doch je länger ich sie so ansah, desto kälter aber auch ruhiger glitzerten sie. Eine schneeweiße Strähne hing ihm im Gesicht. Ohne zu zögern schob ich sie ihm aus der Stirn. Meine Hand verharrte an seiner Wange, die ebenfalls kälter geworden war.

"Waru-" Meine Frage wurde von der plötzlich auftretenden Schwärze verschluckt.

Star Wars - GespaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt