Fassungslos sah ich zu, wie das Licht in den Augen des Mannes nach und nach erlosch. Schließlich ließ Damon ihn zu Boden fallen und wandte sich mir zu. Seine verschiedenfarbigen Augen leuchteten gelangweilt. Als hätte er nicht gerade einen Menschen kaltblütig ermordet. Als wäre das hier nur ein Spiel.
Ich ließ mich befreien und stolperte auf den Mann zu. Ungläubig betrachtete ich ihn. Eine langsam aber sicher wachsende Blutlache bildete sich um ihn. Ein wenig Blut sickerte aus seinem Mund. Seine Augen waren starr, erschrocken. Bizarrer Weise gefiel mir der Kontrast zwischen seinen weißen Haaren und dem Blut. Ich strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Sie war trocken und struppig. Wie meine eigenen.
"Du bist ein Monster", flüsterte ich leise und richtete mich wieder auf. "DU BIST EIN MONSTER!", schrie ich Damon dann an und wünschte mir nichts sehnlicher als seinen Tod. Ich sah ihn an und hätte ihn im nächsten Moment am liebsten eigenhändig erwürgt. Es ließ ihn immer noch kalt.
"Du hast gerade einen wehrlosen alten Mann getötet. Ist dir das völlig egal?", fragte ich und kannte eine Sekunde später die Antwort. In seinem Gesicht rührte sich nichts. Noch bevor er überhaupt zur Antwort ansetzen konnte, stand ich auch schon vor ihm und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, nur um ihn dann gegen den Sitz zu stoßen.
"Was stimmt nicht mit dir?", schrie ich ihn an. Ich wollte es wissen. Ich wollte wissen, was in ihm vorging. Warum er plötzlich Menschen tötete ohne mit der Wimper zu zucken.
"Alles. Aber was stimmt nicht mit dir?", fragte er zurück. Ich runzelte die Stirn. "Dieser wehrlose Mann hat dir ein Messer in den Arm gejagt und dich unter Strom gesetzt. Er wollte dich umbringen. Und du nimmst ihn in Schutz?" Er schnaubte abfällig. Perplex sah ich zu meinem Oberarm und spürte plötzlich wieder den Schmerz.
"Und deswegen tötest du ihn? Ein einfacher Prozess hätte auch gereicht!", widersprach ich trotzdem. Er sah auf seine Hand, an der immer noch das Blut des Mannes klebte und richtete dann seinen Blick missbilligend auf den Mann. So als gäbe er ihm die Schuld, dass seine Hand von Blut getränkt war.
"Ein Prozess", spie er aus. "Dieser Bastard hat nichts - wirklich nichts - mehr verdient als diesen Tod." Wir funkelten einander an. Bis Damon plötzlich aufstand und mir einfach das Messer aus dem Arm zog. Ich wimmerte kurz auf und biss mir dann schnell auf die Lippe. Angewidert verzog er das Gesicht und ging an mir vorbei.
"Wann bist du nur so geworden?", fragte ich leise. Er hätte es nicht mehr hören sollen und doch antwortete er. "Du würdest dich wundern, zu was man fähig ist, wenn man aufhört, sich um unnütze Dinge zu kümmern."
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Nachdem ich mir einen Lappen gesucht hatte, den ich mit zusammengebissenen Zähnen um meinen Arm wickelte und Damon mit unseren Lichtschwertern zurückkam, schwiegen wir uns an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und Damon war damit beschäftigt, das Labor unter die Lupe zu nehmen. Deshalb sah ich ihm stumm dabei zu und dachte nach.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. "Wieso konntest du dich befreien? Der Mann", ich schluckte und versuchte nicht weiter über den Mann, der jetzt im Nebenzimmer lag, nachzudenken, "hat doch gesagt, dass sie aus doppeltem Stahl sind."
Er lachte freudlos auf. "Das ist das, was mich zum Monster macht. Und genau das werde ich dir bestimmt nicht erzählen." Ich runzelte die Stirn.
"Ach wirklich? Ein Grund mehr es mir zu erzählen. Schließlich muss man ja herausfinden, wie du so geworden bist", schnappte ich und wollte die Arme vor der Brust verschränkten. Doch der beißende Schmerz aus meinem Oberarm hielt mich davon ab.
"Keine Sorge. Du könntest nie so werden", meinte er abfällig, unterbrach aber seine Erkundung nicht. Ich schnaubte. "Weil ich eine Jedi bin?"
"Scharfsinnig. Aber nur einer von vielen Gründen." Er musterte eine Phiole in der eine mir unbekannte, bläuliche Flüssigkeit war.
"Lass mich raten: Die anderen willst du mir auch nicht unter die Nase reiben?"
"Immerhin das hast du mittlerweile verstanden." Er schüttelte die Flüssigkeit, die aber ihren Zustand nicht änderte. Seine Kälte nervte mich unendlich. Aber am schlimmsten war die Tatsache, dass er einfach so davon kam. Die Wut darüber kannte keine Grenzen.
"Du denkst wirklich, dass es so läuft? Dass du erst mein Leben zerstörst, mich dann benutzt um das letzte Kind zu finden, ohne dabei auf meine Fragen einzugehen?" Ich sah ihn mit hoffentlich bohrendem Blick an. Denn nicht weniger hatte er verdient. Er wandte sich mir zu. Ich hätte ihn am liebsten die Augen ausgekratzt.
"Das denke ich nicht. Ich weiß es", meinte er grinsend. Dann handelte ich ohne nachzudenken. Ich schnappte mir einen Skalpell und warf ihn Damon ins Bein. Mit Genugtuung hörte ich seinen überraschten Schmerzensschrei, als sich der Skalpell in sein Bein bohrte.
"So fühlt sich Schmerz an. Das ist der Schmerz, den du anderen zufügst", erklärte ich ihm. Damon stand vorn übergebeugt und stöhnte kurz auf. Nur einen Augenblick später richtete er sich allerdings wieder ohne eine Miene zu verziehen zu voller Größe auf.
"Das ist nicht der Schmerz, den ich anderen zufüge", gab er zurück. "Du denkst also wirklich, ich habe vergessen wie sich Schmerz anfühlt?" Er kam auf mich zu gelaufen, als gäbe es den Skalpell im Bein nicht. "Einigen füge ich Schmerz zu, anderen nehme ich ihn. Glaubst du ernsthaft, dass ich da nicht weiß, wie er sich anfühlt?" Seine Augen funkelten auf eine Art und Weise, die ich zuvor noch nie an jemandem gesehen hatte.
"Ich kenne alle Arten des Schmerzes." Damit griff er sich meinen Oberarm. Ich verzog das Gesicht. "Stechend. Nicht so wie eine Schnittwunde, aber weit mehr als Seitenstechen." Perplex starrte ich ihn an. Das war das erste Mal, dass er mich berührte und ich nicht völlig die Kontrolle verlor. Ich sah in seine Augen und fühlte nichts - kein berauschendes Gefühl und keinen Hass. Das war fast genauso wohltuend wie das Vergessen, das mich jedes Mal ereilte wenn er mich berührte.
"Ich spüre dein Leid. Seit ich losgeschickt wurde, spüre ich wieder deinen unausgesprochenen Schmerz mit jeder Zelle in meinem Körper." Ich erkannte in seinen Augen, dass er die Wahrheit sagte. Doch noch im selben Moment erlosch das Funkeln und er zog sich wieder zurück.
"Doch es ist egal, wie sehr ich das alles spüre. Es ändert nichts an allem", sagte er. Er drehte sich um und verließ den Raum, blieb aber direkt hinter der Türschwelle stehen, zog den Skalpell heraus und heilte seine Wunde. Offenbar war nur das Labor ein Machtvakuum.
"Schmerz ist vergänglich. Das weißt du genauso wie ich, Kind der Zeit", erklärte er. "Und jetzt komm endlich raus aus diesem verfluchten Labor, damit wir endlich verschwinden können!"
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Star Wars - Gespalten
FanfictionZwei Jahre sind vergangen. Zwei Jahre in denen sich einiges geändert hat. Ich bin jetzt eine Jedi. Ich habe das Gefühl etwas gutes zu tun. Ich kenne mich endlich richtig. Ich fühle mich gut. Doch etwas altes bleibt immer. Und ich bin mir nicht s...