11. Kapitel

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Verdutzt blickte ich in die grünen Augen. Chris stand etwas nach vorne gebeugt vor mir. Etwas besorgt sah er mich an.
,,Tabea, hast du mich gehört?" Kam es über seine Lippen und ich 'erwachte' in der Realität. Ich schüttelte etwas den Kopf und blickte wieder zu dem Jungen vor mir.
,,Alles gut" sagte ich leise, wobei ich mich anscheinend nicht sehr überzeugend angehört hatte, denn sein Blick wurde umso besorgter.
Er war wie immer komplett schwarz gekleidet, und hatte einen grauen Rucksack auf der Schulter umgeworfen.
Auf einmal setzte er sich zu mir. Mit einem intensiven Blick sah er mich an.
,,Ist wirklich alles in Ordnung?". Ich sah ihm in die Augen und ehe ich es verhindern konnte lief schon die erste Träne meine Wange hinunter. Ich senkte rasch meinen Kopf, um mein Gesicht irgendwie mit den Haaren zu verdecken, aber Chris schien es schon bemerkt zu haben. Ich hörte wie er schwer ausatmete.
,,Warum bist du so spät noch draußen? Es ist doch voll kalt hier" fragte er, und mit dem Augenwinkel bemerkte ich wie er die Hände in seine Jackentaschen steckte.
Ich zuckte mit den Schultern als Antwort.
Er seufzte auf und sah mich wieder an.
,,Du weis schön dass es mitten in der Nacht ist" sagte er streng und sofort blickte ich ihn an.
So spät?!
Ich hatte das Gefühl, als wäre ich erst vor vielleicht zwei Stunden aus der Schule raus. Ich war anscheinend in meinen Gedanken verloren gegangen.
,,Musst du nicht nach Hause?" kam es wieder von ihm. Langsam nervten mich seine Fragen. Was war er denn? Mein Vater ?
,,Geht dich nichts an. Und warum redest du mit mir? Du bist immer wieder hin mitverantwortlich dafür das ich verprügelt wurde" sagte ich harsch, weswegen er ein bisschen aufzuckte. Anscheinend hatte er diese Reaktion nicht erwartet.
,,Es tut mir ja alles leid. Aber trotzdem mache ich mir sorgen. Und du siehst grad nicht danach aus, als ob es dir gut ginge. Soll ich dich nach Hause bringen?" mit einem intensiven Blick sah er mich an. Ich drehte meinen Kopf weg und blickte in die Dunkelheit vor mir. Dann zog ich wieder die Zigaretten Packung aus meiner Jackentasche, gefolgt von einem Feuerzeug, und schon stieg der Rauch auf.
Ich blickte wieder zu Chris, der deutlich überrascht über mein Verhalten mich ansah.
,,Ich kann nicht nach Hause. Meine Mutter denkt, ich schlaf bei Freunden. Diese Freunde denken jedoch ich schlafe zu Hause. Ich bleibe einfach heut auf der Bank sitzen" sagte ich etwas angespannt. Ich weis nicht warum, aber wieder mal liefen paar Tränen meine Wangen hinunter. Vielleicht wegen dem Fakt dass ich alleine war, oder auch weil ich einfach nur traurig und enttäuscht von mir selbst war.
Ich zog erneut an meiner Kippe.
,,Willst du auch eine?" die Zigaretten Packung in der Hand richtete ich auf Chris. Er nickte und nahm sich eine.
,,Kann ich dein Feuerzeug?" ich reichte ihm meins und auch über seinen Lippen entfloh Rauch.

Wir saßen ungefähr 20 Minuten still einfach da und sahen in die Dunkelheit. Ab und zu liegen welche Leute an uns vorbei, ohne uns wirklich Achtung zu schenken.
Nach einer weile ging die Laterne über unserer Bank aus und wir befanden uns in der Finsternis. Ich hörte zu meiner linken wie Chris etwas unruhig wurde.
,,Willst du nicht langsam nach Hause? Ich kann hier auch alleine bleiben" fragte ich ihn. Er hielt in deiner Bewegung inne und sah mich an. Ich könnte sein Gesicht kaum erkennen aber die umrissen seines Kopfes reichten mir, um festzustellen dass er mich ansah.
,,Ich lass dich doch hier nicht alleine. Wenn es sein muss, bleibe ich die ganze Nacht über hier" sagte er entschlossen.
,,Ich komme allein auch klar. Du hingegen freist ja richtig" gab ich als Gegenargument.
,,Dann werde ich eben frieren. Meine Eltern schlafen sowieso schon, und ich komme öfters erst sehr spät nach Hause. Ich kann also hier bleiben" war dass letzte was er sagte.
Okay, wenn er sich den Arsch abfrieren wollte, dann Bitteschön.

,,Was machst du gerne so?" fragte er nach einer langen Stille.
Ich sah ihn an und dachte nach.
,,Ich Male gern. Und ich mag so 'Poesie' selbst zu schreiben" sagte ich nach einer weile überlegen.
Ich hörte wie er erfreut auflachte.
,,Das ist doch voll schön" kam es von ihm.
Ich musste Lächeln.
,,Naja, was wächst du gern so?" fragte ich diesmal.
Er überlegte auch eine Weile lang.
,,Also, ich mag auch so malen und zeichnen. Aber vor alledem mag ich es Bücher zu lesen. Keine Ahnung, ich könnte so ein ganzes Jahr lang die ganze Zeit lesen und sowas" er lachte etwas verlegen auf.
,,Ich mag es auch zu lesen" sagten ich auch letztendlich.
,,Könntest du einfach so einen Spruch oder 'Poesie Stück' dir ausdenken? Oder brauchst du immer viel Zeit?" fragte er mich interessiert. Ich überlegte wieder.
,,Naja, kommt drauf an. Ich könnte wahrscheinlich jetzt so, einfach zu diesem Ort oder Situation einen machen" sagte ich nach langem nachdenken.
Dass könnte ich wirklich. Ich sah zu Chris.
,,Dann sag mal einen" sagte er ein bisschen aufgeregt. Ich atmete einfach nur tief mit dem Mund aus.
,,Ähm, also dann muss ich kurz mir was überlegen..." sagte ich und ging in meinen Gedanken.

,,Ich sitze in der Dunkelheit.
Die Finsternis droht mich zu verschlingen.
Die Erde scheint mich in sich zu ziehen.
Keiner der mir helfen kann.
Ich bin allein".
Die Vorstellung war schon etwas gruselig, hatte jedoch etwas Wahres an sich. Wir waren alle auf uns selbst gestellt. Die Finsternis war nur eine Metapher für Verzweiflung.
,,Ich weis nicht ob die Bedeutung klar war" sagte ich nachdenklich nach einer kurzen Stille.
,,Ich fand es wunderschön" kam es von Chris. Mein Blick rutschte schnell zu den Jungen neben mir. Mit großen Augen sah. Ich ihn an.
,,Echt?" fragte ich interessiert.
Er sagte nichts, aber es schön so als ob er nicken würde.
,,Ja".

,,Ich glaube ich gehe doch nach Hause. Aber du muss mit versprechen das Gleiche zu tun. Ich weis zwar nicht warum du so traurig warst, aber es macht keinen Sinn hier alleine zu bleiben" sagte Chris und stand langsam auf.
,,Würd ich ja machen, aber ich weis nicht wo ich bin" sagte ich und lachte in bisschen auf. Er konnte sich auch ein kurzes lachen nicht verkneifen.
,,Du wohnst zwei Straßen weiter von hier, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte" er zeigte mit dem Finger nach links. Da musste ich nochmal lachen.
Und ich dachte ich hätte mich ans andere Ende der statt verirrt.
,,Okay, ich geh nach Hause. Danke" sagte ich nochmal und stand auch auf. Chris stand nur wenige Zentimeter vor mir. Er lächelte.
,,Immer wieder gern. Wir sehen uns vielleicht in der Schule" sagte er und umarmte mich zur Verabschiedung etwa überrumpelt von dieser Reaktion schlang ich meine Arme um ihn, und gleich danach lösten wir uns von einander.
Chris lief in die Gegenrichtung in die ich musste. Als ich mich nach paar Metern umdrehte, war er schon weg.
Von der Dunkelheit verschlungen.
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Ein Bonus-Kapitel. Mittwoch kommt wie geplant auch einer.
Wie findet ihr die Geschichte bisher?
Wie fandet ihr das Gespräch zwischen Tabea und Chris ?

Feedback immer willkommen.

(^-^)
Antxnina

Broken FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt