15. Kapitel

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Wie viel würde ich dafür opfern, noch einmal ein Kind zu sein. Als Kind ist man so sorglos und frei. Man wird für seine Taten nicht verurteilt, nicht ausgelacht, nicht Gemobbt.
So viel kann man als Kind und dennoch wünscht man sich in den jungen Jahren ein Erwachsener zu sein. Um endlich Alkohol trinken zu können, Auto zu fahren, zur Arbeit zu gehen, zu rauchen.
Ich verstehe diese Welt nicht. Wir wachsen in einer Gesellschaft auf in der es normal ist verurteilt zu werden. Man wird der Konkurrenz ausgesetzt. Um jede Kleinigkeit muss man kämpfen.
Ich weis nicht wohin dieser Gedanke von mir führt, aber auf jeden Fall kann ich allen sagen, dass mir es leid tut.
Es tut mir leid das ich euch im Weg stand.

Ich legte den Stift zur Seite und sah etwas abwesend auf das Blatt vor mir. Die Buchstaben waren vor meinen Augen verschwommen und langsam vergas ich auch was ich geschrieben hatte. Ich fühlte mich verloren.
Seid Tagen habe ich die Wohnung nicht verlassen, auch wenn ich eigentlich hätte zur Schule gehen sollen. Ich wusste nicht einmal genau was für ein Wochentag grad war. Dienstag und Mittwoch war ich auf jeden Fall noch in der Schule gewesen. Donnerstag kam der Anruf aus dem Krankenhaus. 

(Am Donnerstag)

,,Ihre Großmutter wurde eingeliefert mit schweifen Kopfverletzungen. Anscheinend war sie in der Badewanne ausgerutscht und ist mit den Kopf gegen den Hahn gestoßen. Als am nächsten Tag, als ihre Putzfrau kam, hatte sie die alte Dame gefunden und sofort einen Krankenwagen gerufen. Leider kam die Hilfe zu spät. Es tut mir leid aber ihre Großmutter ist leider verstorben und..." weiter hatte ich gar nicht erst zugehört. Der Hörer fiel mir aus der Hand und landete krachend auf den Boden. Ich beugte mich langsam vor um ihn aufzuheben, jedoch kippte ich nach vorne und viel zur hocke. Meine Mutter kam in den Flur gelaufen und als ich sie sah fing ich an zu weinen. Die Tränen fanden keinen Halt und flossen meine Wangen runter. Meine Mutter hatte den Hörer angehoben und redete nur kurz um sich aufklären zu lassen, durch die Krankenschwester am Hörer.
,,Was?! Sie ist eingeliefert worden. Ich komme sofort. Sagen sie ihr bescheid ich bin mit ihren Enkeln auf dem Weg!" schrie sie noch in den Hörer rein und legte auf.
,,Tabea, hol deine Schwester. Wir müssen schnellstens zur Omi. Komm schon. Sie wartet bestimmt schon auf uns. Vielleicht ist ja nichts schlimmes passiert. Du musst doch Loch nicht weinen. Sie ist ja nicht tot" hatte sie noch gesagt. Mir wurde klar, dass meine Mutter eher aufgelegt hatte bevor die Krankenschwester sie über den tot informieren konnte. Es sei denn du hast dir das alles nur eingebildet sagte das Stimmchen in meinem Kopf.
Ein Funke Hoffnung hatte ich bekommen und stand schnell auf und ging Clara holen. Nach einer halben Stunde kamen wir im Krankenhaus an.
Schon wenige Momente später, verließ die Hoffnung meine Körper als der Arzt ankam. Sein Mitleid könnte man ihm aus dem Gesicht lesen und dies könnte nur eins bedeuten.
Er wiederholte das gleiche was mir am Telefon gesagt wurde und sofort fingen Clara und ich an zu heulen. Meine Mutter ging an den Arzt anzuschreiben als er meinte ich wäre schon einmal aufgeklärt worden. Meine Mutter empfand es als absurd ein Kind über das Telefon über den Tod eines Familienmitglieds zu informieren. Sie war in Panik.
Ich schaltete jedoch ab.
Mir wurde später mitgeteilt ich wäre Ohnmächtig geworden.

(Wieder jetzt)

Ich tabste durch die Wohnung in die Küche wo ich den Kühlschrank aufmachte und nach kurzem hineinblicken wieder zu machte. Ich hatte keinen Hunger. Ich ging wieder auf mein Zimmer. Meine Vorhänge verdeckten das Tageslicht und somit erschien es einem als wäre es Nacht.
Meine Mutter lies sich nicht mehr zuhause blicken. Sie übernahm in der Arbeit alles früh Schichten und Öffners auch die Nachtschichten. Clara ging seid gestern schon wieder zur Schule, wenn auch nur teilweise freiwillig. Sie hatte grad wichtige Klassenarbeiten die sie später hätte nicht nachholen dürfen.
Ich jedoch bleib zuhause. Allein. Nicht das es mit etwas ausmachen würde, aber ich war so einsam wie noch nie. Meine Oma war mir mit die liebste Person auf der ganzen Welt. Ich wollte sie am Mittwoch sogar besuchen, aber da ich sie nicht erreichte, dachte ich sie wäre vielleicht nicht zuhause und somit hätte sie keine Zeit. Ein Handy besaß die ja nicht, also könnte ich nicht wirklich weiter nachforschen. Als der Anruf aus dem Krankenhaus kam, fühlte ich mich so schuldig.
Wärst du zu ihr gefahren, hätte sie vielleicht jetzt noch leben können!!! Sagte das Stimmchen in meinen Gedanken. Meine Mutter machte mir auch deswegen zu schaffen. Sie war einfach in der Trauer verfallen, genau wie ich. Sie hatte ja ihre Mutter verloren.

Seid Tagen habe ich fast nicht mehr gegessen. Ich war komplett abgemagert und langsam hatte ich auch nicht mehr die Energie mich überhaupt zu bewegen. Geweint hatte ich seid dem Donnerstag nicht mehr. Ich konnte es einfach nicht.

Josh und Leah hatte mich gefühlt tausend mal angerufen und etliche Nachrichten hinterlassen. Sogar Daniel hatte ich gemeldet. Sie wusste ja nicht was mit mir los war. Ich hatte nie geantwortet.

Ich legte mich in mein Bett und sah auf die Decke. Auf mein eigenes Universum. Aber etwas fehlte. Ich stand auf, holte weise Farbe und einen Pinsel, stellte mich auf mein Schreibtisch und malte einen Stern auf die Decke. Kaum merkbarer Unterschied zu vorher, aber dennoch notwendig. Der Stern war für meine Oma. Als ich fertig mit der Decke war, hatte ich sie sofort angerufen und gebeten zu kommen. Sie kam tatsächlich nur eine Stunde später.
,,Es ist wunderschön" war was sie gesagt hatte.
Ich stellte mich wieder auf den Boden. Gott, wie ich sie vermisste. Sie war die einzige Person die mich verstand. Die einzige Person die mich schon immer so akzeptierte wie ich war. Sie war meine Heldin, meine Gute Fee, die mir liebste Person. Und jetzt war sie weg. Und ich war allein.

Auf einmal klingelte es an der Tür. Ich überlegte kurz ob ich mich verhört hatte, als die Klingel erneut ertönte.
Ich ging zur Tür und öffnete sie.
Vor mir stand der blonde Junge mit den blauen Augen und den Batik-Shirt.
,,Tabea, was ist passiert?" fragte Josh mit deutlicher Besorgnis in den Augen. Und zum ersten Mal seid Tagen, traten Tränen in meine Augen und liefen meine Wangen hinunter.

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Irgendwie macht mich diese Kapitel echt traurig. (Ich hoffe jedoch auch es war nicht zu unrealistisch. Ich hatte das Glück bisher niemanden selbst zu verlieren also könnte ich nicht wirklich gut aus Erfahrung erzählen. )

Ich hoffe es gab euch einen Einblick in die Beziehung zwischen Tabea und ihrer Großmutter.

Was denkt ihr passiert als nächstes ( z.B. da Josh vor der Tür erschien ist )?

Und übrigens: Danke für den ganzen Votes und so bisher. Auch wenn es für manche als wenig angesehen wird. Ich bin einfach glücklich.

Bis nächstes mal.

(^-^)
Antxnina

Broken FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt