10. Kapitel

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Hässlich, sagten sie. Schlampe, sagten sie. Fett, sagten sie. Mit solchen Texten musste ich jahrelang klar kommen. Ich log meine Familie jedes Mal an, wenn sie fragten ob es mir gut ginge. Jedes Mal sagte ich, dass es nichts auszusetzen gab. Aber niemand schaffte es je die Wand zu durchbrechen die mich von Ihnen trennte.

Ich rannte die Gänge der Schulgebäudes runter, achtete nicht auf die verwirrten Blicke meiner Mitschüler. Mein Bauch tat höllisch weh, meine Augen brannten. Ich musste an die frische Luft. Ich Stoß die eingangs Tür auf und die kalte Luft traf auf meine Haut. Ich spürte wie das Blut in meinen Adern floss.
Ich bemerkte dass sowohl drinnen, als auch draußen sich viele Schüler aufhielten. Paar interessierte Blicke trafen mich, jedoch ich ignorierte sie und rannte weiter.
Ich überquerte Straßen die ich nicht kannte, und durchlief einige Plätze von denen ich nie zuvor auch nur gewusst hätte, dass sie existieren.
Sogar Irene hatte bemerkt, dass du abgenommen hast. Das bedeutet du hast Kontrolle über etwas. Deinen Körper! Du machst Fortschritte. Lass dich von Ihnen nicht verunsichern. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für dich, sagte mir das allzu bekannte Stimmchen im Kopf. Ich durchging nochmal die Worte in meinem Gedanken. Auch wenn mein Körper der anderen Meinung war, stimmte mein Verstand zu. Ich machte Fortschritte. Man merkte anscheinend dass ich abnahm. Ich konnte über mein Körper bestimmen. Ich hatte Kontrolle.

Aber ich wollte nicht dass meine Mutter etwas davon mitbekommt. Sie sollte sich nicht sorgen über mich machen. Ich würde es nicht nochmal ertragen, diesen etwas enttäuschten Blick in ihren Augen sehen, den sie hatte als ich ihr vom Mobbing erzählte. Versteht mich nicht falsch, sie liebt mich, aber sie dachte sich wahrscheinlich, ich hätte es besser machen können. Die Probleme lösen und einfach nur perfekt werden. So wie Clara ihrer Meinung war. Clara war der Traum jeder Familie. Klug, hübsch, und so weiter. Ich war faul, brüchig, ein Nichtsnutz, und mittelmäßig in der Schule. Ich weis nicht wie meine Familie, die aus meiner Mutter, meiner Oma, Clara und mir bestand noch Hoffnung für mich schöpfte.
Ich probierte mich immer im Hintergrund zu halten. Ich hatte nur wenige Talente, aber ich wollte auf jeden Fall, dass Clara etwas in ihrem Leben erreichte. Sie sollte keine Hindernisse haben, wie zum Beispiel mich...
Ich schüttelte meinen Kopf um auf andere Gedanken zu kommen und blieb stehen.
Wo war ich denn bloß gelandet? Ich bin seid locker 30 Minuten einfach vorwärts gerannt.
Ich befand mich in einem Park. Kaum jemand war da, außer paar älteren Leuten die grad Spazier gingen und paar Erwachsenen mit Kaffes und Handys in den Händen.
Ich kannte diesen Park nicht.
Erschöpft ging ich zur nächsten Bank und setzte mich hin. Ich war so fertig von rennen. Meine Beine taten weh, schon gar nicht von meinem Bauch zu sprechen. Tränen flossen mir immer noch über die Wangen, und hinterließen brennende Spuren auf meiner Haut. Meine Hände zitterten.
Ich hatte Angst. Ich hoffte dass Irene nichts weitersagen würde. Ich wollte nicht dass jemand erfährt, dass ich absichtlich abnähme. Ich wollte dass für mich behalten.

Ich spürte wie mein Handy mehrmals vibriere, aber ich ging nicht ran. Ich guckte zwar paar mal auf das Display, um zu sehen wer mich die ganze Zeit anrief oder anschrieb. Die meisten Nachrichten waren vom Klassenchat, ein Anruf von meiner Mutter und zwei von Josh. Ich habe ihm immer noch nicht gesagt dass ich zur Party nicht kommen würde.
Ich überlegte lange, bis ich endlich mein Handy zog und Josh anrief.
,,Hi Josh. Ich wollte sagen dass ich heute zur Party nicht kommen werde" sagte ich als eine leise Begrüßung auf der anderen Leitung ertönte.
,,Was? Warum nicht?" deutlich verwirrt hörte ich Joshs Stimme.
,, Mir geht's nicht so gut. Wir können es aber irgendwann später nachholen" erklärte ich ihm. Deutlich traurig wünschte er mir noch gute Besserung und wir legten auf. Dann schrieb ich noch meiner Mutter.
Hey, wollte nur bescheid sagen dass ich bei Freunden übernachte. Komme morgen früh zurück.
Versendet.
Ich wusste zwar noch nicht was ich über die Nacht machen sollte, aber bisher bestand mein Plan aus Zigaretten kaufen und Spazier gehen. Ich schmiss mir die Tasche über die Schulter und ging zum nächsten Kiosk wo ich gekonnt eine 18 Jährige dem Verkäufer vorspielte. Er verkaufte mir ein Päckchen und schon im nächsten Moment stand ich wieder draußen mit einer Kippe an den Lippen. Der Rauch stieg auf bei jedem Zug.
Langsam spazierte ich durch die Gegend ohne wirklich zu wissen wo ich mich befand. Mein Handy wollte ich nicht für Musik hören benutzten, da ich Angst hatte dass es wegen der Kälte aus gehen würde. Still ging ich durch die Gegend.

Langsam würde es dunkel, auch wenn es nicht wirklich spät war. Aber im Winter geht ja bekanntlich die Sonne schneller unter.
Eine Wolkendecke bedeckte den Nacht Himmel, weswegen man keine Sternen sah. Ich liebte die Sterne. Sie hatten etwas so schönend an auch, aber der Fakt das ich sie nicht sehen konnte machte mich traurig.

Kaum jemand war auf den Straßen zu sehen. Nur sehr selten sah ich andere Menschen.
Ich sah vom weiten einen Park, auf dessen weg ich mich machte. Die Laternen leuchteten mit einem blassen, kränklichen Licht auf die Erde.
Ich ging den kleinen Weg durch den Park durch.
Schließlich fand ich eine Bank auf die ich mich setzte und einfach weiter rauchte. Mittlerweile war die halbe Packung schon leer. Ich weis, fauchen tötet, aber im Moment brauchte ich einfach jede einzelne Kippe  die ich hatte. Ich rauchte nicht oft, und wenn dann meistens nicht viel. Ich möchte es auch nicht wenn andere Leute viel rauchten. Ich war einfach ein komplizierter Mensch, aber wer war dass denn schon nicht?
Ich erschreck als auf einmal ich meinen Namen hörte.
,,Tabea?" sagte die Stimme von der ich dachte sie lange nicht mehr hören zu müssen. Ich hob meinen Kopf und erblickte Chris vor mir.
,,Was machst du hier in der Kälte?" besorgt sah er mich an.
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Hoffe euch gefällt dieses Kapitel.
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(^-^) Antxnina

Broken FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt