Kapitel 3 | Ein Zeichen des Krieges

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»MOM!«, SCHRIE ICH DURCH DIE gesamte Wohnung, »Wo ist mein altes Handy?«

Gereizt hockte ich vor der Unordnung, die in meinem Zimmer existierte und hatte jede Kiste, die sich unter meinem Bett befunden hatte, mindestens zweimal durchwühlt. Es konnte jetzt doch nicht einfach verschwunden sein? Gerade wo sich mir die Gelegenheit bot Dale fertigzumachen.

Mom betrat mein kleines, aber geräumiges Zimmer und ließ den Blick über das Chaos gleiten. »In der Unordnung ist es doch kein Wunder, dass du nichts findest«, mahnte sie mich und schüttelte den Kopf.

Also manchmal, da wünschte ich mir, Mom wäre ein bisschen mehr wie Dad. Für ihren Drang nach Sauberkeit und Ordnung hatte ich gerade nämlich echt keine Zeit.

»Ja, ja. Ich räume später auf«, behauptete ich verbittert. »Ich muss mein altes Handy wiederfinden. Leben und Tod hängen davon ab.«

Mom wollte mit den Augen rollen, doch dann schien sie eine Art Geistesblitz zu haben. »Habe ich es letzte Woche nicht in den Karton alter Sachen gelegt, der an die Spende ging?«

Mir klappte der Mund auf. »Was?«, rief ich entsetzt. »Das kannst du doch nicht machen!«

Plötzlich brach Mom in Gelächter aus.

Ich sah sie an wie ein begossener Pudel. Ernsthaft jetzt? Lachte sie mich jetzt echt auch noch aus?

»Tut mir leid«, grinste Mom, »ich wollte testen, ob ich mich verbessert habe, was das Thema Schauspiel angeht.«

Ich schenkte ihr einen bösen Blick. »Du hast dich in der Tat verbessert«, sagte ich dann in ruhigem Ton und hätte ihre Showeinlage bestimmt gelobt, wenn ich dieses verdammte Handy nicht gebraucht hätte.

Mom hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen, als sie sich die schwarzen Haare nach hinten strich und sich in meine Richtung bewegte. »Du musst nur richtig gucken«, sagte sie und griff in den Karton, der mit der Nummer Zwei beschriftet war. Eine Sekunde später hielt sie mein altes Samsung Galaxy Ace hoch.

Halleluja! Ich streckte die Hand danach aus, aber Mom hielt es höher. »Erst räumst du dein Zimmer auf, dann kriegst du das Handy.«

»Das kannst du doch nicht bringen!«, sagte ich empört. »Was kann ich denn dafür, wenn ich alles nicht sofort wiederfinde? Ich bin keine Zauberin!« Wie machten das Mütter immer nur? Ich könnte meine Kontaktlinse fallen lassen und Mom würde sie, ohne mit der Wimper zu zucken finden. Ob ich jemals auch über diese Gabe verfügen würde?

»Ich lege es hier hin«, sagte Mom und legte das Handy tatsächlich auf meinen Nachttisch, »wenn du fertig bist, kannst du es dir nehmen.« Sie wartete gar nicht meine Reaktion ab, sondern schloss die Tür hinter sich. Sie wusste, dass schon ein Wunder passieren musste, damit ich endlich mein Zimmer aufräumte. Wahrscheinlich war sie genau aus dem Grund gegangen. Um nicht mit ansehen zu müssen, wie ihre Tochter einem weiteren Aufräumversuch entging.

Sofort streckte ich die Hand aus und nahm das alte Handy in die Finger. Ich betrachtete es wie ein Stück Gold. Dann fiel mir ein, dass ich es einmal ins Klo hatte fallen lassen. Damals hatte es zwar noch immer funktioniert, aber ich hatte es als Anlass genommen, um meine Eltern zu überzeugen, mir ein Neues zu kaufen. Es hatte geklappt.

Sofort schaltete ich es an und musste mich nach Eingeben des Pins erst einmal über eine Nachricht von Arian wundern. Ich starrte auf das Display und konnte nicht fassen, was er mir am 02. Juli 2012 geschrieben hatte: »Der Ausschlag ist schlimmer geworden! Mein Po juckt!!! 😳« Das war vier Jahre her! Ich schmiss mich vor Lachen nach hinten und musste daran denken wie der 14-jährige Arian damals von einem unangenehmen Juckreiz geplagt wurde. Und der ging wortwörtlich unter die Gürtellinie!

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt