Kapitel 17 | Ein gebrochenes Herz

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DALE HIELT MICH FEST. Er hielt meinen Körper, der plötzlich von allen Kräften verlassen zu sein schien.

Schmerz zuckte durch meinen Schädel. Ein Stöhnen drang aus meiner Kehle. Ich fühlte mich so, als würde ich sterben. Aber war es nicht das, was ich gewollt hatte. Der totale Absturz?

»Verdammt, Bonnie!«, fluchte Dale. »Wie viel hast du getrunken?«

Vor meinem Auge sah er nur noch aus wie eine dunkle Silhouette ohne Gesicht. Weiße Punkte tanzten vor mir in der Luft.

Ich kniff die Augen zusammen. »Keine Ahnung«, gab ich heiser von mir.

Letztes Mal hatte er es doch toll gefunden, dass ich mich betrunken hatte. Was war dieses Mal anders?

Ich suchte Halt an seiner Brust. Alles drehte sich und das, obwohl ich die Augen geschlossen hatte. Es war, als würde die Erde einen Salto machen. Einmal vorwärts und einmal rückwärts.

Ich fühlte mich so viel schlechter, als ich es mir gewünscht hatte. In meiner Brust war immer noch dieses Ziehen, dass mir jegliche Luft zum Atmen nahm. Als würde ich ersticken.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, presste die Lippen fest zusammen. Es sollte aufhören.

Sie sollten verschwinden. Diese furchtbaren Gedanken.

Ich drückte den Kopf gegen Dales Brust, als könnte ich damit all meine Probleme wegpressen. Als könnte ich verhindern, dass ich wie ein Damm einbrach.

Aber ich konnte es nicht verhindern. Courtneys Worte waren überall in meinem Kopf.

Nicht einmal deine Eltern wollen dich.

Die Worte von Mom und Dad. Ihre Überraschung. Sie gruben sich wie ein Messer in meine Brust.

Ich wollte kein Geschwisterkind. Denn eine Schwester und ein Bruder weckten Ängste in mir. Angst, dass Mom und Dad mich nicht mehr haben wollten. Dass ich ihnen nichts mehr bedeuten könnte.

Dass sie jemanden besseren gefunden hatten, den sie lieben konnten.

Ich atmete schwer.

Genauso wie meine leiblichen Eltern.

Als mein Vater mich mit 13 Jahren zu ihnen fuhr, lernte ich nicht nur sie kennen.

Sondern auch ihre Kinder.

Ein Mädchen und einen Jungen, die sie über alles liebten. Zu sehen, dass sie mich nicht gewollt hatten, dass sie mich einfach weggegeben hatten, aber nun doch zwei Kinder zur Welt gebracht und behalten hatten, hatte mir das Herz gebrochen.

Nein, es hatte mir das Herz nicht nur gebrochen, sondern aus der Brust gerissen. Mich wollten sie nicht, aber die Kinder danach schon. Als wäre ich nichts. Als wäre ich jemand, den man für einige Momente lieben und dann wegschmeißen konnte, wenn man jemanden besseren fand.

Das würde auch bei Mom und Dad der Fall sein. Wenn Mom wirklich Kinder kriegen konnte, ihr eigenes Fleisch und Blut zeugen konnte, was war ich dann? Nichts. Unbedeutend.

Ich würde wieder ersetzt werden. Durch jemanden, den man im Gegensatz zu mir, liebte. Durch jemanden, der von zwei Menschen mehr geliebt werden würde, als ich von allen anderen Menschen auf diesem Planeten zusammen.

Meine Schultern bebten.

Abrupt ließ ich Dale los und presste die Hand auf meinen Mund. Als könnte ich verhindern, dass ein Schluchzen meine Kehle verließ.

Dale weitete die Augen, streckte die Hand nach mir aus.

Ich wich zurück, spürte wie meine Augen zu brennen begannen. Gegen meinen Willen rannte eine Träne meine Wange hinab.

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt