Kapitel 33 | Das Band der Liebe

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ALS ARIAN DEN WAGEN vor unserer Haustür parkte, war ich ganz nervös. Mehrmals rieb ich die Handflächen gegen den Stoff meines Rocks und traute mich nicht, die Beifahrertür zu öffnen.

»Hey«, Arian legte seine Hand auf meinen Kopf, »du packst das.« Er wollte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, beschloss dann aber, mir die ganze Perücke vom Kopf zu nehmen. Er wuschelte mir durchs Haar. »Du brauchst dir keine Sorgen machen.«

Ich hatte ihm während der Fahrt gesagt, was mich die ganze Zeit über belastet hatte und er hatte es genauso wie Dale verstanden. Arian hatte schon immer gewusst, dass ich adoptiert war, aber erst heute Nacht hatte er die ganze Wahrheit erfahren. Trotz allem stand er auf meiner Seite. Trotz all den Geheimnissen war er mein bester Freund.

Ich atmete tief durch und nickte, dann stieß ich die Tür auf. Mit wackeligen Schritten trat ich nach draußen und warf Arian einen letzten Blick zu, bevor ich die Tür zu unserem Laden öffnete.

Das Licht brannte noch, ich hörte Stimmen aus dem Lager. Fest presste ich die Lippen zusammen und zwang mich trotz Ängsten und Unsicherheiten weiterzugehen.

»Das ist alles meine Schuld«, wimmerte eine Stimme. Es war Mom, die sich Selbstvorwürfe machte.

»Nein«, widersprach mein Dad, »ich hatte die Idee mit der Überraschung. Wenn hier jemand schuld ist, dann ich.«

Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, das Lager zu betreten, tat ich es trotzdem. »Niemand ist schuld«, sprach ich mit kratziger Stimme.

Meine Eltern drehten sich sofort zu mir um. Ehe ich mich versah, waren sie bei mir und hatten mich fest im Arm. »Branwyn, wo warst du?«, fragte meine Mutter verbittert. »Was hast du dir bloß dabei gedacht wegzulaufen?«

Heiße Tränen stiegen mir in meine Augen. »I-ich weiß es nicht«, brachte ich stammelnd hervor. »Ich schätze, ich hatte einfach Angst.«

Dad ließ mich los. »Aber wovor?«

Auch meine Mutter ließ von mir ab. Ich blinzelte. Ich wusste gar nicht, wie ich das sagen sollte. »Dass ihr mich nicht mehr liebt, sobald das Kind da ist, weil ich ja nur adoptiert bin.«

Daraufhin verzog meine Mutter das Gesicht. »Davor hast du Angst?«, fragte sie ungläubig. »Branwyn, wir lieben dich mehr als alles andere auf der Welt.«

»Du bist unsere Tochter«, fügte mein Dad hinzu, »Warum sollten wir jemals aufhören, dich zu lieben?«

Dale hatte recht gehabt. Meine Eltern waren nicht so wie meine leiblichen. Sie hatten mich von Anfang an geliebt.

Meine Mutter legte ihre Hand an meine Schulter. »Auch wenn du eine Schwester kriegst, hören wir nicht auf dich zu lieben. Du bist und bleibst unsere Tochter.«

Ich hielt inne. »Schwester?«, fragte ich mit großen Augen.

Mom presste die Lippen zusammen und nickte. In ihren Augen stand die pure Freude und Glückseligkeit geschrieben. »Ja, es ist noch nicht sicher, aber es wird wahrscheinlich ein Mädchen.«

Dad schlang die Arme von hinten um Mom. »Ist das nicht wunderbar?«

Als ich sah, wie glücklich es meine Eltern machte, dass sie endlich ein Kind bekamen, musste auch ich lächeln. Augenblicklich fragte ich mich, warum ich das erst jetzt tat. Seitdem sie zusammen waren, hatten sie versucht, ein Kind zu kriegen, aber es hatte aufgrund Moms zu geringer Hormonproduktion nie funktioniert. Und jetzt hatte es nach all den Jahren nun doch funktioniert. Meine Unsicherheiten hatten etwas Schönes zu etwas Grausamem gemacht. Aber die Tatsache, dass ich eine Schwester bekam, war wunderschön. Sie war schöner als das, was meine Eltern sich jemals erträumt hatten.

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt