Kapitel 7 | Eine zauberhafte Idee

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»HEY, WAS SOLL DAS?«, fragte ich Harper erschrocken, als er mich plötzlich hochhob und auf die Waschmaschine setzte. Seine mit blauen Flecken bedeckten Hände ruhten auf meinen Oberschenkeln und jagten einen Schauder durch meinen Körper. Irgendwie war ich im falschen Film gelandet.

Zum ersten Mal diesen Abend sagte der breit gebaute Kerl etwas. Besonders erfreulich war es aber nicht. »Zieh dich aus«, sagte er so leise, dass ich sich jedes einzelne meiner Nackenhaare aufstellte.

Ich verzog angewidert das Gesicht. »Vergiss es!«, meckerte ich ihn an und wollte ihn wegdrücken, aber er hatte mich fest im Griff.

Seine Hände rutschten höher. Entsetzt blickte ich in seine grauen Augen, dann wanderte mein Blick wieder zu seiner aufgeschürften Lippe. Dale hatte Unrecht gehabt. Harper war einer der ganz üblen Sorte.

»Fass mich nicht an!«, sagte ich jetzt in lauterem Ton.

Doch Harper ließ sich nichts sagen. Seine Finger waren am Saum meines Kleides. Einen Moment schloss ich die Augen, weil ich nicht glauben konnte, was hier gerade passierte.

»Warte«, sagte ich dann und legte meine Hand auf seine, »Willst du einen Zaubertrick sehen?«

Irritiert zog er die Augenbrauen zusammen. »Einen was?«, fragte er.

Ich setzte ein Grinsen auf die Lippen. »Einen Zaubertrick«, wiederholte ich.

Harper neigte immer noch vollkommen verwirrt den Kopf zur Seite. Mit einer raschen Bewegung zog ich mir die Perücke vom Kopf und gab somit einen Blick auf das hautfarbene Perückennetz frei. Wenn er dicht genug war, dann sah das für ihn vielleicht aus wie eine Glatze.

Ich hatte recht gehabt. Harper klappte der Mund auf. Er machte einige Schritte zurück und schien nicht richtig glauben zu wollen, was er da sah.

Zufrieden rutschte ich von der Waschmaschine herunter und setzte meine blonde Perücke wieder auf den Kopf. »In Wahrheit bin ich ein Mann«, versuchte ich ihm weiszumachen und legte meine Hände auf meine nicht besonders breite Brust. »Siehst du? Nichts zum Anfassen! Ich würde sagen: Herzlichen Glückwunsch, du stehst auf Männer!«

Harper fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn berühren, doch er wich zurück. Augenblicklich machte sich ein fettes Grinsen auf meinen Lippen breit.

»Hey, was ist da drin los?«, hörte ich Dale plötzlich rufen. »Bonnie?« Mehrmals klopfte er an die Tür.

Sofort ging ich auf sie zu und machte sie auf. Dale musterte Harper und mich eingehend. »Was passiert hier?«

Ich nahm ihm die Bierflasche aus der Hand. »Nichts«, erwiderte ich unschuldig. »Ich habe Harper nur einen kleinen Zaubertrick gezeigt.«

Dale zog die Augenbrauen zusammen. »Einen was?«

Ich lachte auf. Harper für seinen Teil stürmte aus dem Bad und schnappte sich im Wohnzimmer gleich zwei Flaschen Bier. Der war für heute gemacht. Morgen wäre diese Nacht nur noch ein gruseliger Albtraum.

»Der Abend war echt lustig«, grinste ich Dale an. »Aber Arian holt mich jeden Moment ab.«

Im Nachhinein war ich wirklich sehr froh gekommen zu sein. Ich war einen Schritt näher ran, die Mission zu gewinnen, hatte Harper verstört und gratis Bier bekommen. Jetzt müsste ich morgen nur noch einen Weg finden, Dale dazu zu bringen, endlich mit dem Projekt anzufangen.

Dale griff nach meiner Hand und fuhr mit seinem Daumen Kreise. »Jetzt schon? Die Nacht hat doch gerade erst begonnen.«

»Ja, jetzt schon«, erwiderte ich, »kannst wohl nicht genug von mir kriegen.«

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt